Spuren im Nichts
von diesem Ding, Sheyel!«, rief sie warnend.
Es erinnerte an ein Gespenst, durchschimmernd und bleich und substanzlos. Während sie hinsah, platschte Tolliver durch das Wasser, und es zog sich auseinander, um ihn zu umarmen. Eine plötzliche Windbö riss an dem Gebilde, und für einen kurzen Augenblick schien es seine innere Kohärenz zu verlieren. Es verschwamm förmlich. Doch es zog sich rasch wieder zusammen.
Tripleys Sicherheitsleute unterhielten sich flüsternd und richteten ihre Waffen auf das fremde Ding.
Und Sheyel schien plötzlich die Gefahr zu erkennen, in der er schwebte. Er schrie auf und stolperte rückwärts. In einer einzigen fließenden Bewegung erhob sich die fremdartige Entität und hüllte ihn ein.
Die Sicherheitsleute warteten auf Tripleys Befehl zu feuern. Doch Tripley zögerte.
Kim sah Sheyels Silhouette durch die Schichten des Gebildes. Sein Körper zuckte konvulsivisch. Blitze aus grünem Licht durchzuckten das Gebilde.
Dann wurde Tolliver schlaff, und es ließ ihn achtlos in das flache Wasser fallen. Sein Körper rauchte.
Das Gebilde schwebte auf den Strand zu. Kim erkannte, dass es zum Tisch und zur Valiant wollte.
Tripley gab das Signal, und seine Leute eröffneten das Feuer. Der Wald erwachte vom Rascheln erschrocken flüchtender Tiere.
Die Sicherheitsleute harten sich gut postiert und nahmen die fremde Entität ins Kreuzfeuer. Laserblitze zuckten durch die Nacht. Sie trafen die Kreatur, und sie leuchtete strahlend hell auf. Zuckte. Einige Schüsse gingen vorbei, trafen in Bäume oder das Wasser des Sees. Die Nacht erfüllte sich mit Dampf und Geysiren und Schreien. Und dann schoss das Gebilde mit überraschender Geschwindigkeit zur Seite und hüllte einen der Männer ein.
Kim rannte vor, um zu helfen, doch Bricker stieß sie beinahe lässig zu Boden. »Sie halten sich da raus, Süße«, sagte sie. »Sie bringen sich nur selbst um.«
Tripley, der selbst keine Waffe trug, zog Kim aus der Schusslinie.
Die gesamte Gegend verwandelte sich in eine Kaskade strahlender Lichter, ein buntes Feuerwerk. Schreie mischten sich unter das Murmeln der Laser und das Kreischen der Vögel.
Kim erinnerte sich an ihre eigene Waffe und löste sich aus Tripleys Griff. Sie rannte zu ihrem Flieger.
Der Kampf am Ufer hielt mit unverminderter Heftigkeit an. Das Gespenst ließ sein Opfer gehen, und der Mann fiel rauchend und bewegungslos auf den Sand. Es bewegte sich auf Tripley zu. Sie meinte, in seinen Augen so etwas wie Wiedererkennen zu bemerken. Es ignorierte die beiden anderen, die noch immer feuerten, und glitt auf Tripley zu. Er blickte sich erschrocken nach einer Waffe um, doch alles, was er finden konnte, war eine Holzplanke.
Die beiden verbliebenen Wachen feuerten mit allem, was sie hatten. Das Gebilde erschauerte und stieß ein eigenartiges Heulen aus, trotzdem benötigte es nur Sekunden, um Tripley zu überwältigen und ihn mit seinen amöbenähnlichen Pseudopodien zu umhüllen.
Kim riss die Mikrowelle aus ihrer Verpackung. Sie sah aus wie eine zusammenklappbare Blechkiste. Sie zerrte daran, und sie entfaltete sich zu einem Würfel mit einer Kantenlänge von vielleicht einem halben Meter.
Das Gebilde verschwand zusammen mit Tripley unter den Bäumen. Die Sicherheitsleute verfolgten es unablässig feuernd, doch der Beschuss ließ nach, als die batteriebetriebenen Waffen nach und nach leerer wurden. Der Wald war erfüllt von flackernden gespenstischen Lichtern. Ein Baumstamm explodierte, und ein Mensch schrie auf. Kim konnte nicht unterscheiden, ob es ein Mann oder eine Frau war.
Sie stellte den Würfel ab und packte das Magnetron aus. Es war eine orangefarbene Kugel von der Größe eines Baseballs. Sie steckte die Kugel in die dafür vorgesehene Aussparung.
Hinter ihr wurden die rubinroten Laserblitze immer seltener. Und hörten ganz auf. Nur das langsame, smaragdfarbene Pulsieren blieb.
Im Wald kehrte Totenstille ein, und Kim hörte nichts mehr außer ihrem eigenen erregten Atem.
Das grüne Licht kam in ihre Richtung.
Sie dachte daran, alles stehen und liegen zu lassen, in ihren Flieger zu springen und zu flüchten, doch das hätte bedeutet, alle im Stich zu lassen. Einschließlich der Valiant.
Das Gespenst glitt durch das Unterholz und hielt inne.
Die irrsinnigen Augen richteten sich auf sie.
Mein Gott.
Es kennt mich.
Es glaubt, ich sei Emily.
Sie kramte die Fernbedienung und den Batteriesatz aus der Verpackung. Sie steckte die Fernbedienung ein und überflog hektisch die
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