Spuren im Nichts
Mikroschiff bewegte sich. Es rotierte ein paar Grad um die eigene Achse, richtete den Bug auf den offenen Himmel jenseits der Luke und setzte sich in Bewegung. Es war eine Art Satz, als ob es keine volle Kontrolle über seine Antriebe hätte.
»Bleibt weg«, warnte Kane. »Es will nach draußen.«
Emily wollte Tripley zurückziehen. »Sie haben Angst«, sagte sie. »Sie haben gerade herausgefunden, wie groß wir sind. Mach keine bedrohlichen Bewegungen.« Und dann schwebte sie – unfasslich! – vor das fremde Schiff und hob die Hände. »Keine Angst«, sagte sie. »Wir wollen euch doch nur helfen.«
Mehrere Dinge geschahen gleichzeitig.
Tripley drückte auf einen Knopf, und die Schleusenluke begann, sich zu schließen. Kane rief Emily eine Warnung zu, dass die Fremden sie nicht hören konnten und dass sie aus dem Weg gehen solle. Und das Bild des Schmetterlings verschwand von den Schirmen.
Starrköpfig hielt Emily ihre Stellung und blockierte den Fluchtweg des fremden Schiffs durch die Luke, die sich immer schneller schloss. »Bitte«, sagte sie. »Gebt uns doch eine Chance zu helfen.«
Ein Zwillingsstrahl roten Lichts schoss aus der Gabel im Bug des Schiffs. Er traf Emily mitten in den Bauch und schleuderte sie durch die Luftschleuse ins All. Tripley schrie auf und wollte sie packen, doch stattdessen gab er ihr nur einen Stoß und änderte ihren Kurs und wäre dabei fast noch selbst nach draußen gesegelt. Er starrte dem sich entfernenden Körper hinterher, wirbelte herum und warf sich auf die Schildkröte. Kane befahl ihm anzuhalten, doch es war zu spät. Der Leiter der Mission packte das Mikroschiff, und sein Schwung trug beide quer durch die Kammer. Sie krachten in die Wand, und Tripley prallte in der Schwerelosigkeit zurück. Er hielt das Schiff immer noch gepackt.
Die Außenluke glitt endgültig zu.
»Wir gehen auf ein g«, sagte Kane.
Tripley mitsamt Mikroschiff polterte zu Boden.
Auf einem der Schirme war Emily zu sehen, die noch immer weiter von der Hunter wegtrieb. In ihrer Spur schäumte rotes Blut.
»Die Lebenserhaltungsmonitore zeigen …« Kanes Stimme brach. Er brauchte einen Augenblick, um die Fassung zurückzugewinnen und den Satz zu beenden. »… zeigen keinen Puls mehr.«
Yoshi blieb eisenhart. »Ich sage, wir lassen sie gehen. Wir lassen sie gehen, verschwinden von hier und vergessen alles, was hier geschehen ist.«
»Sie haben Emily umgebracht!«, sagte Tripley. »Wie können wir sie da einfach gehen lassen?«
»Sie hatten Angst. Sie wollten fliehen.«
»Aber es bestand kein Grund dazu.«
Kane meldete sich zu Wort. »Niemand hat mehr Grund als ich, die kleinen Bastarde tot zu wünschen.« Er verstummte, und seine Kiefermuskeln arbeiteten. »Aber es waren besondere Umstände. Yoshi hat Recht. Setzt sie auf ihren Orbit zurück und lasst sie gehen.«
Tripley schüttelte den Kopf. »Das würde bedeuten, dass Emily für nichts gestorben ist. Was sollen wir den Leuten erzählen, wenn wir wieder zu Hause sind? Wir haben Außerirdische gefunden, aber sie wollten nicht mit uns reden. Wir wissen nicht, wie ihr Schiff funktioniert, wir hatten keine Gelegenheit zu fragen. Wir wissen auch nicht, woher sie kommen. Alles andere könnt ihr uns fragen. Ach, übrigens – wir haben Emily verloren.«
»Was willst du tun?«, fragte Kane.
»Wir nehmen sie mit. Wir haben uns längst festgelegt. Um Himmels willen, Markis, wir haben den Preis bezahlt. Wir sind es Emily schuldig!«
»Hätten wir unsere Gehirne benutzt …«
»Es ist zu spät für Selbstvorwürfe. Du möchtest, dass ich die Schuld auf mich nehme? Meinetwegen. Es ist alles meine Schuld.«
»Das bringt Emily auch nicht wieder zurück, Kile.«
»Ich weiß, Markis. Es war dumm von uns. Wir sind ein Risiko eingegangen. Aber jetzt muss es auch zu etwas gut gewesen sein. Wie sollen wir jetzt noch einfach so nach Hause fliegen?«
»Kile?« Das war Yoshis Stimme. Sie klang angespannt. »Ich glaube nicht, dass uns irgendjemand diese Sache danken wird.«
»Was meinst du damit? Wie kannst du das sagen? Das ist es, wonach die gesamte Menschheit gesucht hat! Es ist der Heilige Gral!«
»Sicher, die Menschen werden sich über unsere Entdeckung freuen, aber uns selbst … uns wird man auslachen.«
Tripley schüttelte verzweifelt den Kopf. »Du wolltest sie genauso sehr an Bord nehmen wie ich!«
»Denk doch mal darüber nach«, sagte Yoshi. »Wir wissen nicht, ob sie per Hyperkomm um Hilfe gerufen haben. Passt auf Riesen auf mit offenen
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