Spuren im Nichts
herab. Das Fahrzeug rollte in einen der Hangars, und Kim stieg aus. Eine Eskorte junger weiblicher Offiziere erwartete sie bereits.
Sie wurde mehrere Etagen nach unten und in ein kleines Büro geführt. Augenblicke später kam auch Woodbridge herein. Er schüttelte ihr die Hand und fragte, ob im Institut alles zu ihrer Zufriedenheit lief. Noch bevor Kim Luft holen und antworten konnte, öffnete ein Assistent die Tür und meldete, dass alles vorbereitet sei.
»Sehr gut«, sagte Woodbridge. Er zeigte nicht das geringste Interesse an den Umständen im Institut, während er sie durch einen Korridor in ein Konferenzzimmer führte, in dem bereits etwa zwanzig Leute warteten, Kaffee tranken und umherliefen.
Es war eine festliche Angelegenheit. Auf einem Büfett gab es Käse, Wein und Gebäck. Woodbridge begann, Kim den anwesenden Persönlichkeiten vorzustellen – ausnahmslos schienen sie Titel zu besitzen, Direktor Sowieso und Commissioner Sowieso. Dann öffnete sich eine Seitentür, und alle Gespräche verstummten. Die wenigen, die noch nicht gestanden hatten, erhoben sich von ihren Plätzen.
Kim konnte nicht sehen, wer hereingekommen war, doch sie hatte gehört, wie sich Stimmen draußen genähert hatten, und dann ging ein Raunen durch den Raum. Sie sah, dass es Talbott Edward war, ein Mitglied des Konzils von Greenway. Er ging nach vorn, während Menschen nach rechts und links auswichen, und trat hinter das Rednerpult, wo er wartete, bis alle Platz genommen hatten.
»Ladys und Gentlemen«, begann er. »Schön, dass Sie alle gekommen sind. Ich finde viel zu selten Zeit, mich bei Ihnen blicken zu lassen.« Edward war groß und außergewöhnlich dünn, mit einem makellosen Haarschnitt. Er trug an beiden Handgelenken Armbänder, und sein Blick ging immer nur zwischen seinen Beratern und den Gästen hindurch, als würde er niemanden der Anwesenden wirklich sehen.
»Heute habe ich eine besonders dankbare Aufgabe zu erfüllen.« Er blickte über seine Audienz hinweg, suchte Kim und schien sie wieder zu erkennen. Wahrscheinlich erkannte er sie tatsächlich, dachte sie, doch nur an der Tatsache, dass sie die junge Frau neben Canon Woodbridge war. »Dr. Brandywine, würden Sie bitte zu mir nach vorne kommen? Und Sie auch, Canon.«
Er begrüßte sie mit einem herzlichen Handschlag, während sein Blick schon wieder zur Seite glitt. Er lächelte Woodbridge an und setzte seine Rede ein paar Minuten lang fort. Er sprach über die Fortschritte in Technik und Wissenschaft und wie extrem wichtig es war, dass die Republik in der Forschung nicht ins Hintertreffen geriet.
»Wir im Direktorat für Wissenschaft und Forschung nehmen uns regelmäßig Zeit, um Menschen auszuzeichnen, die dem Rest mit ihrem Beispiel vorangehen.« Er schien diese Phrase für ganz besonders schick zu halten, denn er wiederholte sie gleich noch einmal. »Die den Rest mit ihrem Beispiel in eine bessere Zukunft führen. Und heute wollen wir unseren Dank Dr. Kimberley Brandywine aussprechen für ihre besonderen Leistungen auf dem Gebiet der Kosmologie.«
Woodbridge zog eine kleine weiße Schachtel hervor und hielt sie ihm hin.
Edward nahm sie entgegen, öffnete sie und zog einen silbernen Orden mit rotem Band hervor. Er hob ihn in die Höhe, sodass jeder im Raum ihn sehen konnte. »Der Brays Stilwell Award für besondere Verdienste«, sagte er und bewegte die Hand in elegantem Schwung zu ihrem Revers, wo er den Orden anheftete. »Meinen herzlichen Glückwunsch.« Er schüttelte erst Kim, dann Woodbridge die Hand.
Kim hatte noch nie von dem Brays Stilwell gehört. Sie sagte artig Danke, spürte einen Anflug von Befriedigung und lächelte Woodbridge und das Mitglied des Konzils strahlend an.
Edward sagte, er gehe davon aus, dass sie ihre wundervolle Arbeit fortsetzen werde. Dann schüttelte er noch ein paar Hände, warf einen gehetzten Blick auf die Uhr und verließ den Raum.
Die versammelten Gäste kamen nach vorn, bewunderten den Orden und gratulierten ihr. »Er ist wirklich sehr hübsch«, sagte Kim zu Woodbridge. »Danke sehr.«
»Es ist eine hohe Auszeichnung«, erwiderte er. »Genau genommen sogar die höchste, die wir zu vergeben haben. Doch niemand wird je den wahren Grund erfahren, warum Sie diesen Orden erhalten haben, Kim. Außer Ihnen, mir, Edward und ein paar Mitarbeitern des Stabes.«
Kim wusste selbst nicht, warum sie den Orden bekommen hatte.
Er legte ihr die Hände auf die Schultern, als wollte er sie in die Schlacht schicken. »Kann ich
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