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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Woodbridge.«
    »Stell ihn durch, Shep.«
    Doch es war nicht Woodbridge selbst, sondern einer seiner Mitarbeiter, ein junger Mann mit ernstem, wichtigtuerischem Gehabe. »Dr. Brandywine?«
    »In Person.« Wenn er seinen Namen genannt hatte, dann hatte sie es jedenfalls nicht gehört.
    »Dr. Woodbridge möchte, dass Sie morgen nach Salonika kommen. Er hat mich gebeten, ihnen sein Bedauern darüber auszudrücken, dass er nicht persönlich anrufen kann, doch er ist gegenwärtig sehr beschäftigt.«
    »Warum?«, fragte sie.
    »Dr. Woodbridge ist immer sehr beschäftigt, Dr. Brandywine.«
    »Ich meine, warum möchte er mich in der Hauptstadt sehen?«
    »Ich glaube, es geht um eine Auszeichnung oder etwas in der Art. Er legt größten Wert auf Ihr Erscheinen, Dr. Brandywine.«
    »Können Sie mir verraten, worum es geht?«
    »Es tut mir leid, ich bin nicht über die Einzelheiten informiert. Ihr Transport wurde bereits arrangiert. Sie werden morgen früh um neun Uhr abgeholt. Ich hoffe sehr, es kommt Ihnen nicht ungelegen?«
    Zehn Minuten später meldete Shepard einen weiteren Anruf. Tora Kane.
    Kim seufzte. Sie saß auf dem Sofa und bemühte sich wenig erfolgreich, in der letzten Ausgabe von Cosmic zu lesen, und ihr war nicht nach noch mehr Feindseligkeiten zumute. Trotzdem wappnete sie sich innerlich, bevor sie Shepard befahl, die Verbindung herzustellen.
    »Brandywine«, sagte Tora. Die Frau war in der Tat schwierig.
    »Hallo«, sagte Kim.
    Die Archäologin stand neben einer antiken Vase. »Gehe ich richtig in der Annahme«, sagte sie, »dass Sie das gestern im Mighty Third Museum waren?«
    »Ich denke nicht«, entgegnete Kim.
    »Bitte verschwenden Sie nicht meine Zeit. Ich bin nicht dumm.«
    Kim zuckte die Schultern.
    »Ich habe ihn gleich gewarnt, dass es kein gutes Versteck sei«, sagte Tora.
    Redete sie über ihren Vater? Oder meinte sie Mikel? »Was genau wollen Sie?«, fragte Kim.
    »Ich folge einer alten Anweisung«, sagte sie und musterte Kim auf die Art und Weise, wie man ein lästiges Insekt betrachtete.
    »Eine Anweisung? Von wem?«
    »Von meinem Vater. Markis Kane.«
    »Oh?«
    »Zuerst jedoch muss ich sicher sein, dass ich mich an die richtige Person wende. Haben Sie gestern etwas aus dem Museum gestohlen oder nicht?«
    »Halt, einen Augenblick«, sagte Kim und unterbrach die Audioverbindung. »Shepard, wird dieses Gespräch auf der Gegenseite aufgezeichnet?«
    Es dauerte nur einen Augenblick, bis die KI die Leitung überprüft hatte. »Nein«, antwortete sie.
    »Falls sie anfängt mitzuschneiden«, sagte Kim, »unterbrichst du die Verbindung augenblicklich.«
    »Das werde ich, Kim.«
    »Schalte die Audioverbindung wieder ein.«
    Tora Kane starrte Kim unter halb geschlossenen Augenlidern hervor an. »Ich hoffe, jetzt fühlen Sie sich sicher genug, um mir die Wahrheit zu verraten?«
    »Ich habe die Logs«, sagte Kim.
    »Dann gibt es noch etwas, das Sie sehen sollten.«
    »Und das wäre?«
    »Kommen Sie morgen Abend zu mir. Um neunzehn Uhr.«
    »Sie können mir nicht sagen, um was es sich handelt?«
    Tora Kane unterbrach die Verbindung.
     
    Pünktlich um neun Uhr setzte ein Regierungsflieger auf Kims Landeplatz auf. Sie stieg ein, zeigte dem Begleitoffizier ihre ID, und der Flieger hob ab und glitt durch einen wolkenverhangenen Himmel voller Gewitter nach Nordwesten davon.
    Kim war erschöpft und ausgebrannt. Die Bilder aus dem Frachtraum der Hunter hatten ihr keine Ruhe gelassen. Immer wieder hatte sie Emilys Gesicht vor sich gesehen und Tripleys irren Angriff gegen die Valiant.
    Was sollte sie als Nächstes tun?
    Es schien einfach genug: Die Neuigkeiten an die Öffentlichkeit bringen. Es wäre eine gewaltige Story, und auch wenn die Besatzung der Hunter nicht gerade ruhmbekleckert daraus hervorgehen würde, so bedeutete es zumindest, dass ein Teil der üblen Gerüchte und Verdächtigungen aus der Welt geschaffen war. Doch es war unmöglich, das zu tun, ohne gleichzeitig zuzugeben, dass es einen Kontakt gegeben hatte. Was wiederum bedeutete, dass sie die Vereinbarung mit Woodbridge brechen musste.
    Wenn die Neuigkeiten heraus waren, würde es für die Menschen kein Halten mehr geben. Jeder, der Zugang zu einem Schiff hatte, wäre unterwegs zum Alnitak. Und was würden sie dort vorfinden? Eine Spezies, die der Menschheit wegen der unstreitigen und gewaltsamen Entführung eines ihrer Raumschiffe feindlich gesinnt war?
    Der Flieger landete auf dem Dach des National Security Center. Regen prasselte in Strömen

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