Spuren im Nichts
saß bereits in seinem Flieger und hatte abgehoben. Ich rief ihm hinterher, es nicht zu tun, doch er war nicht von seinem Plan abzubringen.
Ich rief ihn über seinen Kommlink. Er sagte, dass er die Außerirdischen verfolgen würde, dass er sie auf dem Schirm hätte und dass er diesmal sicherstellen wollte, dass sie kein Unheil mehr anrichteten. Dann sagte er noch, er würde sich wieder melden, sobald es vorbei wäre, und unterbrach die Verbindung. Ich unternahm wiederholte Versuche, ihn noch einmal anzurufen, doch er antwortete nicht mehr.
Ich kehrte ins Haus zurück, um zu sehen, ob ich nicht doch noch etwas für Yoshi tun konnte. Doch sie war bereits tot. Wenige Minuten später hörte ich die Explosion, die den halben Berg wegsprengte. Das ganze Haus erzitterte, und der Strom fiel aus. Als ich nach draußen ging, regneten noch immer Trümmer auf die Stadt herab.
Überall brannten Feuer. Schreiende Menschen lagen in den Ruinen.
Gott hilf mir, ich wusste, es waren die Treibstoffzellen. Die Außerirdischen hatten es irgendwie geschafft, sie in den Lander zu transferieren, und Kile und ich waren für das Unglück verantwortlich.
Damals glaubte ich, die Menschen wüssten augenblicklich, wer dahinter stecken musste. Wie konnte es anders sein? Wir waren eben zurück, und die Explosion war durch Antimaterie ausgelöst worden. Kile war wahrscheinlich in der Explosion umgekommen. Ein Besatzungsmitglied war verschwunden, und ein Drittes lag tot in der Villa. Ganz offensichtlich mussten wir doch etwas im Schilde geführt haben.
Ich konnte den Gedanken an die öffentliche Demütigung nicht ertragen und tat, was in meiner Macht stand, um zu verhindern, dass die Behörden auf unsere Aktivitäten aufmerksam wurden. Dazu musste ich zwei Dinge bewerkstelligen.
Erstens musste ich Yoshis Leichnam verschwinden lassen, so dass er nicht am Ort der Katastrophe gefunden und noch mehr Fragen aufwerfen konnte. Ich wickelte sie in Plastik ein, band ein Gewicht daran und versenkte sie im Fluss oberhalb des Damms, dort, wo er am tiefsten ist.
Zweitens musste ich das Raumschiff loswerden. Ich hatte bereits beschlossen, es in den Bergen zu vergraben und dann den Sturm von Verdächtigungen auszusitzen, der sich nach der Katastrophe erhob. Doch als ich wieder in Kiles Villa eintraf, war zu meinem Entsetzen Kiles Mutter anwesend und hatte die Dinge in die Hand genommen. Ich hatte keine Gelegenheit, das Mikroschiff in meinen Besitz zu bringen, und so ließ ich es zurück in der Hoffnung, dass niemand es als das erkennen würde, was es tatsächlich war.
Einige Tage später, als ich sie besuchte, sprach sie davon, es ihrem Enkel zu vermachen.
Das Ding, das Yoshi angegriffen hat, spukt noch immer in den Bergen herum. Immer wieder kommen Menschen mit Geschichten zurück, und es ist zu einer Art lokaler Berühmtheit geworden. Glücklicherweise nimmt kaum einer die Geschichten ernst. Und wer es dennoch tut, wird als Irrer abgestempelt.
Ich empfinde Mitleid mit der Kreatur, die einsam und verlassen auf einer fremden Welt leben muss. Ich glaube nicht, dass sie Yoshi absichtlich verletzt hat. Sie wollte lediglich einen Weg für das Fluchtfahrzeug bahnen. Hin und wieder gehe ich selbst in die Wälder und suche nach ihr. Wenn sie in der Nähe ist und mich erkennt, dann hält sie sich von mir fern.
Die verlorene Besatzung des Mikroschiffs hat trotz allem meinen Respekt. Sie haben zwei, wahrscheinlich drei unserer Leute getötet. Und doch müssen sie gewusst haben, dass eine Explosion unmittelbar bevor stand, deswegen haben sie den Treibstoff aus dem Schiff entfernt. Steckt irgendein unerfindlicher Grund dahinter, oder haben sie es getan, weil sie erkannten, dass wir in einer besiedelten Gegend waren. Haben sie sich geopfert, um Lebewesen zu verschonen, für die sie weder Mitleid noch Sorge empfinden mussten?«
Gegen neun Uhr abends stiegen die drei großen Sterne im Gürtel des Orion über dem Meer auf. Kim saß auf der Veranda und starrte hinaus. Im Haus nebenan feierten sie einen Geburtstag, mit lauter Musik und Feuerwerk. Als der Lärm verebbte und die Lichter irgendwann am frühen Morgen erloschen, saß sie noch immer dort.
30
Bei einem Freund geht man davon aus, dass er einem wohlgesonnen ist. Bei einem Fremden jedoch … äh, das ist etwas ganz anderes.
- SHEYEL TOLLIVER, Notizen, 573
»Und du hast geglaubt, Tripleys Großmutter hätte die Leiche im Fluss versenkt.« In Matt Flexners Augen glitzerte seltener
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