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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Angebot hatte, und wies darauf hin, dass es stets eine ganz besondere Verbindung zwischen der Star Queen und dem Seabright Institute gegeben hatte, womit sie das Wort an Kim übergab, die sich fragte, worin diese besondere Verbindung bestanden hatte.
    »Unsere Hauptrednerin an diesem Abend …«, sagte sie.
    Kim wusste, dass sie aus politischen Gründen an diesem Ereignis teilnahm. Irgendjemand vom Star Queen Hotel schuldete jemand anderem vom Institut einen Gefallen. Sie brauchten einen Redner, das Institut brauchte Öffentlichkeit – et voilà, Brandywine stand am Rednerpult. Sie wussten, dass Kim die Sache des Instituts vorbringen würde, doch man erwartete auch, dass sie nette Dinge über das neue Hotel sagte.
    Rednerpulte waren etwas, das den Fortschritt der Technologie überdauert hatten, denn sie erzeugten eine Barriere, hinter der sich ein Redner verschanzen konnte. Genau deswegen mochte Kim sie nicht: Sie versperrten ihr den Zugang zum Publikum. Wäre sie dazu imstande gewesen, sie hätte es beiseite geschoben.
    »Ich danke Ihnen, Dr. McKay«, sagte sie, bevor sie mit den üblichen Begrüßungen begann, ein oder zwei Scherze auf ihre eigenen Kosten machte und über ihren einzigen früheren Aufenthalt an Bord sprach. »Ich war Praktikantin beim Seabright Institute, und wir sollten zum Physikalischen Laboratorium auf dem Lark fliegen. Zufällig hatte die Star Queen gerade angedockt. Sie war von Caribee gekommen. Nur ein bedeutungsloses Detail, doch ich werde es bestimmt niemals vergessen. Wie weit liegt Caribee von uns entfernt? Etwas über achtzig Lichtjahre, wenn ich mich nicht irre. Jedenfalls, man ließ Besucher an Bord, und wir hatten noch ein wenig Zeit, also kamen wir genau durch jenen Eingang dort hinten. In diesen Saal. Der Captain und ein paar seiner Offiziere schüttelten den Passagieren die Hand und verabschiedeten sich, und ich versuchte mir vorzustellen, welch eine gewaltige Entfernung sie zurückgelegt hatten, wie groß die Distanz zwischen Greenway und Caribee war.
    Wir alle wissen, dass es eine Zeit gegeben hat, in der die Menschen glaubten, eine solche Reise wäre niemals möglich. Niemals. Das, was wir als selbstverständlich hinnehmen, war einst der Traum anderer.
    Vor neunhundert Jahren haben wir eine unbemannte Sonde von der Erde in Richtung Alpha Centauri geschickt. Alpha Centauri ist, wie Sie alle sicherlich wissen, nur vier Lichtjahre von Sol entfernt. Vier. Doch diese Sonde ist immer noch unterwegs. Sie hat noch nicht einmal die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Und wir fragen uns heute: Warum haben sich unsere Vorfahren überhaupt die Mühe gemacht? Sie wussten, dass sie alle längst tot sein würden, bevor die Sonde ihr Ziel erreicht hätte. Seit zweitausend Jahren tot. Warum haben sie es trotzdem gemacht? Warum tun wir Menschen Dinge wie diese?
    Warum haben wir gerade Alpha Maxim gesprengt? Auch wir werden seit Tausenden von Jahren tot sein, bevor es die ersten Resultate geben kann.« Sie unterbrach sich, um einen Schluck Wasser zu trinken. »Ich verrate Ihnen warum. Wir haben die Sonde nach Alpha Centauri aus genau dem gleichen Grund gestartet, aus dem wir die Sprungmotoren gebaut haben, die die Star Queen so viele Jahre angetrieben haben. Wir mögen keine Horizonte. Wir mögen keine Grenzen. Wir wollen immer wissen, was dahinter liegt. Wir machen nicht am Ufer Halt, oder? Was bedeutet für uns schon ein Strand, wenn nicht einen Ort, von dem aus wir in die Zukunft aufbrechen können?«
    Tripley schien nicht zuzuhören. Seine Augen blickten unverrückbar zu einem Punkt irgendwo an der Decke.
    »Wir sind heute Abend hier, um die Außerdienststellung eines der Symbole dieses Traums zu feiern. Die Star Queen hat mehr als eineinhalb Jahrhunderte lang Menschen und Fracht zwischen den Neun Welten transportiert. Sie hat sich ihre Ruhe verdient. Und es tut gut zu wissen, dass sie einen Ruheplatz gefunden hat, wo zukünftige Generationen sie anfassen und begreifen können. Wenigstens eine schwache Ahnung von dem bekommen, was sie einst gewesen ist.«
    Sie verglich die Star Queen mit den Forschungsschiffen des Instituts, erwähnte Max Esterlys Beitrag zur Technologie der Sprungmotoren und schloss mit der Behauptung, dass die Schiffe nicht aufhören würden, die Grenzen weiter auszudehnen. »Einige von uns mögen sich fragen, warum der Kosmos so riesig ist, so unvorstellbar groß, dass wir niemals mehr als einen Bruchteil davon zu sehen bekommen. Ganz gleich, wie gut unsere Teleskope auch

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