Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
die Frage nach. »Nicht nur«, antwortete er schließlich. Sein Blick bohrte sich in sie. »Nein. Nein, Sie würden mir nicht glauben, wenn ich Ihnen sagte, dass ich einer bin.«
     
    Im restlichen Verlauf des Abends mischte sie sich unter so viele Gäste, wie sie nur konnte. Sie lud jeden ein, das Institut zu besuchen, sicherte ihnen private Führungen zu und versprach, sie den Wissenschaftlern vorzustellen, die das Leuchtfeuer-Projekt ins Leben gerufen hatten. Um zwei Uhr Morgens kehrte sie müde und mehr als ein wenig angeschwipst in ihre Kabine zurück mit dem befriedigenden Gefühl, dass sie ganze Arbeit für ihren Brötchengeber geleistet hatte.
    Doch sie hatte sechs Stunden hart gearbeitet und konnte noch nicht sofort schlafen.
    Sie nahm sich eine heiße Schokolade aus dem Dispenser, zog ihren Pyjama an, ging die Bibliothek durch und entschied sich für Die Queen unter feindlichem Feuer, einen Bericht aus der Zeit der Star Queen als militärisches Transportschiff im Krieg gegen Pacifica. Sie las vielleicht eine halbe Stunde, dann wies sie den Zimmerprozessor an, das Licht zu dämpfen.
    Es wurde dunkel. Eine weibliche Stimme erkundigte sich, ob sie sonst noch einen Wunsch hätte.
    Kim überlegte einen Augenblick und erteilte die entsprechenden Anweisungen.
    Sie legte sich zurück, starrte in die Dunkelheit und dachte über das nach, was Tripley gesagt hatte. Das Ende Roms. Eine Redensart, die wenigstens genauso alt war. Die Menschen hatten schon immer gedacht, dass es bergab mit ihnen ging. Jeder glaubt, in einer Welt zu leben, die nach und nach in Scherben fällt.
    Rings um sie herum materialisierte das Flugdeck der Star Queen.
    »Captain, wir haben Gesellschaft!« Cyrus Kleins Stimme klang fest.
    Das taktische Display erwachte blinkend. Acht Lichtpunkte bewegten sich auf sie zu, auf Abfangkurs, von Backbord her.
    Kim lehnte sich im Kommandantensitz zurück. »Können Sie sie identifizieren, Mr. Klein?«
    »Einen Augenblick bitte, Ma’am.« Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, während er auf die Ergebnisse der Sensoren wartete.
    »Besser, wir gehen vom Schlimmsten aus«, sagte sie. »Volle Kraft voraus. Kollision vorbereiten. Schilde hoch. Wo steckt unsere Eskorte?«

 
8
     
     
    Die Wahrheit ist wie die Nacktheit: Gelegentlich unvermeidlich, doch meist gefährlich, und sie sollte der Öffentlichkeit nicht gezeigt werden. Die Wahrheit gibt dem Leben seine Größe, doch es sind die kleinen freundlichen Lügen, die es erträglich machen.
    - RANDLE ABRAM, Briefe an meinen Sohn, 241
     
    Am Morgen frühstückte Kim zusammen mit Cole. Sie bedankte sich für die erwiesene Gastfreundschaft, gab ihr Gepäck nach Terminal City auf und setzte sich in ein Shuttle nach Sky Harbour.
    Die Werkstätten von Interstellar befanden sich in den unteren Hangars auf dem Pflaumen-Deck, das seinen Namen von der Farbe der Wände hatte. Kim betrat das Büro, ging zur Auftragsannahme und erkundigte sich, ob Walter Gaerhard zu sprechen wäre. Sie nannte ihren Namen und setzte sich, um zu warten. Einige Minuten später öffnete ein muskulöser Mann mit einer Hautfarbe wie schwarzes Ebenholz die Tür und trat ein. »Dr. Brandywine?«, fragte er.
    »Mister Gaerhard?«
    Er lächelte und reichte ihr die Hand. »Sie wollten mich sprechen?«
    »Wenn Sie ein paar Minuten übrig hätten?«
    »Ich kaufe nichts.«
    »Darum geht es auch nicht. Darf ich Sie zum Essen einladen?«
    Er musterte sie genauer, während er sich vorzustellen versuchte, aus welchem Grund sie gekommen war. »Es ist eigentlich noch zu früh, Doktor. Trotzdem, danke sehr. Was kann ich für Sie tun?«
    »Wie gut ist Ihr Gedächtnis?«
    »Ich bin zufrieden.« Er führte sie in ein Nebenbüro. »Kommen Sie aus der Personalabteilung?«
    »Nein. Ich arbeite nicht für die Company.«
    Er bot ihr einen Stuhl an und nahm ebenfalls Platz. »Und woran soll ich mich erinnern?«
    »Es geht um eine Sache, die siebenundzwanzig Jahre zurückliegt.«
    »Das ist ziemlich lange her.«
    »Sie haben Reparaturen an den Sprungmotoren einer Jacht durchgeführt, die der Tripley Foundation gehörte. Der Hunter.«
    Seine Gesichtszüge wurden hart. »Ich erinnere mich nicht«, sagte er. »Siebenundzwanzig Jahre sind eine ziemlich lange Zeit.«
    »Interstellar muss Aufzeichnungen darüber besitzen. Würde es Ihnen vielleicht helfen, einen Blick darauf zu werfen?«
    »Nicht, wenn es so weit in der Vergangenheit liegt.«
    »Sie erinnern sich also nicht, auf der Hunter gearbeitet zu haben? Überhaupt

Weitere Kostenlose Bücher