Spuren im Nichts
nach der Ankunft beim Außenposten, hatte eine letzte Inspektion stattgefunden, bevor das Schiff zu den unbekannten Regionen im Sternbild des Goldenen Kelches aufgebrochen war.
Am 30. März war sie wieder in Sky Harbour gewesen, und die nächste Inspektion war durchgeführt worden. Kim ging hastig die einzelnen Punkte durch und fand heraus, dass der Backbord-Frachthangar eine neue Luke erhalten hatte und Reparaturen an den Sprungmotoren durchgeführt worden waren. Sie fragte sich, welches Problem es mit der Luke gegeben haben mochte, doch in den Aufzeichnungen war nichts davon erwähnt. Was die Motoren betraf, so reichte ihr Wissen nicht aus, um den Grad der Beschädigungen zu verstehen. Sie sah lediglich, dass eine ganze Reihe von Ersatzteilen installiert und die Maschine im Anschluss daran als voll funktionsfähig eingestuft worden war.
Der Name des verantwortlichen Technikers lautete Gaerhard. Einen Vornamen fand sie nicht. Doch das sollte nicht weiter schwierig sein.
Sie blätterte noch ein paar Seiten weiter, dann erhob sie sich, bedankte sich bei Jacob und ging.
7
Wo sind sie geblieben, die Herrlichkeit und der Traum?
- WILLIAM WORDSWORTH, Intimations of Mortality, 1807 A.Z.
Am nächsten Abend nahm Kim ein Shuttle zum Star Queen Hotel. Das einstige Linienschiff war hell erleuchtet, und Bilder von der Oberfläche zeigten, dass zumindest für diese eine Nacht ein neuer Stern am Himmel leuchtete.
Keine zwei interstellaren Liner sahen völlig gleich aus. Selbst Schiffe aus der gleichen Baureihe waren phantasievoll bemalt und ausgestattet, sodass ihre Einzigartigkeit nicht in Frage stand. Einige sahen aus, als stammten sie aus dem Rokoko, wie riesige Herrenhäuser aus dem letzten Jahrhundert. Andere erinnerten an Promenaden, mitsamt Parks und Spazierwegen. Dritte wiederum strahlten die Frische und Effizienz moderner Hotelbetriebe aus. Es war nicht weiter verwunderlich, gab es doch für Raumschiffe im Hinblick auf das Design so gut wie keine Beschränkungen. Die einzige (und notwendige) Bedingung war, dass ihre Konstruktion den Belastungen von Beschleunigungsmanövern oder Kurswechseln gewachsen war.
Die Star Queen sah aus wie eine kleine Stadt auf einer Scheibe. Die Einstiegsröhre war so konstruiert, dass sie den bestmöglichen Ausblick auf das Schiff ermöglichte. Kim hatte Virtuals der Star Queen gesehen, doch die Wirklichkeit war schlichtweg atemberaubend.
Die neuen Besitzer hatten keine Mühen gescheut, um den Eindruck eines lebendigen Schiffes zu erzeugen. Die Star Queen sah aus, als könnte sie jeden Augenblick zum Sirius oder nach Sol aufbrechen. Ein gewaltiges digitales Banner mittschiffs zeigte in stolzen schwarzen Lettern den Namen.
Außer Kim waren noch ungefähr ein Dutzend Leute im Shuttle. Hauptsächlich, so schätzte sie, höhere Angestellte der verschiedenen Gesellschaften, die sich in Sky Harbour niedergelassen hatten und die nun zur Eröffnungsfeier gingen. Ein Mann bemühte sich, Kim in eine Unterhaltung zu verwickeln, doch sie blieb wortkarg und ausweichend, und er verstand die Botschaft. Sie war nicht grundsätzlich gegen Abenteuer unterwegs, doch im Augenblick war sie zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt und verspürte keine Lust, sich mit einem Burschen auseinanderzusetzen, der auf der Suche nach dem schnellen Kick war.
Am Dock gab es Musik und automatische Portiers und aufmerksame Hotelmanager. Ein Kamerateam stand ein wenig abseits und interviewte jemanden, den Kim nicht sehen konnte.
Sie war schon einmal an Bord der Star Queen gewesen, damals, als sie frisch von der Hochschule gekommen und noch Praktikantin am Institut gewesen war. Jetzt wanderte sie zwischen den einzelnen Räumen hin und her und erneuerte ihre Erinnerungen an diesen Trip. Hier war eine Gedenktafel für Max Esterly, und ein Bild zeigte ihn über einer Computerkonsole beim Entwurf der Hyperraummotoren, die Schiffe wie die Star Queen überhaupt erst möglich gemacht hatten. Und dort die Präsidentensuite, in der Jennifer Granville die Verfassung niedergeschrieben hatte. Auf dem Glasdeck, das so genannt wurde, weil es einen wunderbaren Panoramablick ermöglichte, hatte ein Attentäter Pius XIX. niedergestreckt, den Letzten der offiziell anerkannten Päpste. Eine Plakette markierte die Stelle vor dem Hauptspeisesaal, wo ein Team von Rangers den Einsatz gegen die minagwanischen Terroristen gestartet hatte, die das Schiff in ihre Gewalt gebracht und siebzehn Tage lang in einem Akt
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