Spuren im Nichts
sein mögen – dort draußen gibt es ein Universum voller Licht, das einfach noch nicht die Zeit gehabt hat, bis zu uns vorzudringen. Fünfzehn Milliarden Jahre, und es ist immer noch nicht bei uns angekommen. Nun ja, vielleicht ist es so, damit wir nicht vergessen, dass es immer einen Horizont geben wird, eine Herausforderung, ganz gleich, wie weit wir kommen. Es wird immer noch eine Flussbiegung hinter der Nächsten geben.«
Tripley fand offensichtlich in die Gegenwart zurück, bemerkte, dass sie ihn beobachtet hatte, und bemühte sich, verbindliches Interesse auszustrahlen.
Hinterher kam eine Reihe Leute zu ihr und erkundigte sich über die gegenwärtigen Projekte des Instituts, stets ein Zeichen dafür, dass die Präsentation gut gelaufen war. Sie redeten über das Leuchtfeuer, und die Präsidentin der Greenway Travel Association, eine attraktive Blondine in Grün und Weiß, fragte sich, warum es nicht möglich war, etwas Ähnliches im Hyperraum zu tun, ein omnidirektionales, multifrequentes Signal, das die Aufmerksamkeit erweckt, aber keine zwei Millionen Jahre benötigte, um eine Antwort zu bringen.
»Das Problem liegt genau darin begründet«, antwortete Kim. »Es ist prinzipbedingt unmöglich, im Hyperraum ein Signal zu erzeugen, das sich in alle Richtungen ausbreitet. Hyperraumkommunikation kann nur gerichtet erfolgen. Wenn wir wüssten, wo wir die Himmelsbewohner finden, könnten wir ihnen Hallo sagen. Aber wir wissen es nicht.« Als der Letzte gegangen war, schüttelten Cole und McKay ihr die Hand, und Tripley schlenderte herbei.
»Das war gar nicht schlecht«, sagte er, als sie allein waren. »Aber ich weiß, dass Sie nicht wirklich daran glauben.«
»Woran glaube ich nicht?«, fragte sie kühl.
»Dass wir nicht am Ufer Halt machen. Dass wir keine Grenzen mögen.« Seine Stimme klang, als hielte er die Feststellung für naiv.
Kim war sich keinesfalls zu schade, die Wahrheit ein wenig zu verbiegen, wenn es um das Auftreiben neuer Gelder ging. Doch sie war fest davon überzeugt, dass Neugierde und das Streben nach neuem Wissen fest in der menschlichen Natur verankert waren. »Tun Sie das?«, entgegnete sie.
»Tue ich was?«
»Akzeptieren Sie Grenzen?«
»Das ist etwas ganz anderes.«
»Warum?«
»Weil ich ein Individuum bin. Sie haben von der Spezies als solcher gesprochen.«
»Wir sind im Grunde alle mehr oder weniger gleich, Ben. Wenn Sie bereit sind, sich mit dem Status Quo abzufinden und sich auf ihrer Veranda im Schaukelstuhl zurückzulehnen, lassen Sie es mich wissen. Ich würde es mir zu gerne ansehen.«
»Das ist ein billiger rhetorischer Trick. Sie geben die Frage an mich zurück. Aber es wird Zeit, dass Sie der Wahrheit ins Gesicht sehen, Kim. Wir haben unseren Gipfel hinter uns. Dieses Geschäft hier …« Er blickte sich um, und sein Blick umfasste den gesamten Speisesaal. »Es ist eine traurige Tatsache. Die interstellaren Schiffe kehren nach Hause zurück. Es gefällt mir nicht, ganz bestimmt nicht – es ist nicht gut fürs Geschäft. Aber es ist Realität. Wir ziehen uns auf unsere Neun Welten zurück, und unsere Schiffe werden eingemottet. Ich würde dies zu niemand anderem sagen, und falls Sie es tun, werde ich alles abstreiten, aber der Traum, von dem Sie reden, war schon tot, bevor Sie geboren wurden. Nur der Leichnam ist immer noch warm.«
»Falls Sie Recht haben«, sagte Kim, »dann gibt es für die Menschheit keine Zukunft. Aber ich bin noch nicht bereit, meine Sachen einzupacken.«
»Schön für Sie.« Seine Stimme klang unangenehm kühl. »Aber Sie verschließen die Augen vor den Tatsachen. Greenway und die anderen Welten machen sich bereit für den letzten Weg. Niemand, der wirklich noch irgendwo hingeht. Für die meisten Menschen ist das Leben viel zu angenehm. Sie bleiben zu Hause und lassen es sich gut gehen. Die Maschinen übernehmen die gesamte Arbeit. Ich sage Ihnen, was ich vom Leuchtfeuer-Projekt halte: Selbst wenn morgen irgendjemand antworten würde – niemand würde sich auch nur einen Dreck darum kümmern, es sei denn, sie würden uns bedrohen.«
Sie hatte sich einen Erdbeer-Miconda bestellt.
Der Cocktail war zugleich eiskalt und ließ Hitze in ihr aufsteigen. Eine gute Mischung. »Sie glauben also, mit uns geht es geradewegs bergab.«
»Die letzten Tage Roms«, sagte er. »Eine gute Zeit zum Leben, bis zu den allerletzten Tagen jedenfalls. Wenn man Hedonist ist, heißt das. Alle Männer sind Hedonisten.«
»Sind Sie einer, Ben?«
Er dachte über
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