Spuren im Nichts

festgehalten hatten, der ein Vorspiel zum Krieg gewesen war.
    Ali Bakai und Narimoto der Gute hatten sich heimlich an Bord der Star Queen getroffen, um den Friedensvertrag von Ahriman auszuhandeln, den keiner ihrer Wähler gewollt hatte. Im Ballsaal hatte der berühmte Yakima Tai sein letztes Konzert gegeben, bevor er zusammen mit seiner Frau aus dem Leben geschieden war. Die Bar des Mitteldecks trug eine Plakette, die den erfundenen Platz markierte, an dem Victoria King ihren langjährigen Partner, Leibwächter und Biographen Archimedes Smith kennen gelernt hatte. Eine weitere Plakette erinnerte an die Kabine, in der Del Dellasandro Auch Hypochonder werden krank geschrieben hatte. Und in der Haupthalle zeigte ein Ölgemälde den stolzesten Augenblick in der Geschichte der Star Queen: Den Angriff pazifischer Kriegsschiffe unter dem Kommando von Pandik II., als sie mit Nachschub, technischem Personal und Ersatzteilen zu den Rebellen unterwegs gewesen war.
    Kim suchte auf einem Display nach ihrer Zimmernummer. Ein Strauß Orchideen erwartete sie beim Eintreten, mit freundlichen Grüßen von Cole Mendelson, dem Koordinator des festlichen Abends. Die Kabine war klein, wie auf einem interstellaren Schiff nicht anders zu erwarten, doch sie war auch luxuriös, auf eine zudringliche Art und Weise. Das Dekor, die Vorhänge, Bettbezüge, das Mobiliar – alles war eine Spur zu protzig.
    Normalerweise wäre sie sofort unter die Dusche gegangen, doch diesmal warf sie sich auf das Bett und trat die Schuhe von den Füßen. Sie aktivierte das Terminal und gab den Namen Gaerhards zusammen mit den Stichworten TECHNIKER und SPRUNGMOTOREN in eine Suchmaschine ein.
    Die Antwort kam fast im gleichen Augenblick. Es gab einen Walter Gaerhard, der bei Interstellar in Sky Harbour arbeitete.
    Sie rief bei Interstellar an und hatte einen Klon Melissas auf dem Bildschirm. »Ich versuche, Walter Gaerhard zu finden«, sagte sie.
    Der Klon von Melissa blickte auf das Display und musterte Kims ID. »Es tut mir Leid, Dr. Brandywine«, sagte sie. »Aber Walter ist zurzeit nicht im Dienst.«
    »Könnten Sie mich vielleicht mit seiner Wohnung verbinden?«
    »So etwas gehört nicht zu unserer Politik, Ma’am. Handelt es sich um einen Notfall?«
    »Nein. Nein, kein Notfall. Könnten Sie mir vielleicht verraten, wo ich ihn finden kann?«
    »Einen Augenblick bitte.« Sie berührte ihre Tastatur, blickte erneut auf das Display und schürzte die Lippen. »Er hat morgen die Tagesschicht. Möchten Sie, dass ich ihm eine Nachricht zukommen lasse?«
    »Nein, das ist nicht nötig, danke sehr.« Besser, einfach so vorbeizugehen. Falls sich damals tatsächlich irgendetwas Unerwartetes an Bord der Hunter ereignet hatte, dann war es besser, niemanden unnötig aufzuschrecken.
     
    Der eigentliche Festakt fand im großen Speisesaal statt. Am Kopfende stand auf einem Podium ein Tisch für die Sprecher und Ehrengäste. Flaggen und Wimpel hingen an den Wänden, und alles war mit Blumen und Bändern geschmückt.
    Kim trug ein burgunderfarbenes Abendkleid mit einer Orchidee aus Coles Bouquet. Der Ausschnitt war zurückhaltend, doch das Kleid klebte an ihrem Leib, eine Eigenschaft, die, wie sie schnell bemerkt hatte, von der gedämpften Beleuchtung am Pult noch betont wurde. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass die Persönlichkeiten, die bei Veranstaltungen wie diesen zu Gast waren, das Institut als etwas Ermüdendes betrachteten, etwas, das in der Vergangenheit lebte, engstirnig und borniert. Kim hatte herausgefunden, dass weiblicher Charme der Sache nicht schaden konnte, eher im Gegenteil: Im Allgemeinen trug er sogar noch dazu bei, die Großzügigkeit der Sponsoren zu entfachen.
    Cole blickte von einer Unterhaltung auf, bemerkte Kim, winkte und kam ihr entgegen. Er besaß einen roten Schopf, war von undefinierbarem Alter, hatte lange, geschmeidige Hände und den freundlichen, wenngleich ein wenig nichtssagenden Blick, der Teil der Uniform zu sein schien, die Public-Relations-Berater unweigerlich trugen. Kim erwiderte sein Lächeln und wusste, dass Cole das Gleiche von ihr dachte.
    »Schön, sie wiederzusehen, Kimberley«, begrüßte er sie. Sie umarmten sich, und sie küsste ihn auf die Wange und bedankte sich für die Blumen.
    Sie hatten sich bei einem der zahlreichen Geschäftsessen kennen gelernt, die Cole im vergangenen Jahr abgehalten hatte, um Verbindungen zu schaffen, die Vorteile der Star Queen als Konferenzhotel darzulegen und all diejenigen zu beschwichtigen,