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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Zweige bewegten sich wie eine Bugwelle. Er hielt auf den Culbertson Tunnel zu, der durch das Bergmassiv führte. Von hier aus war der Tunnel nicht zu sehen, doch der Zug verlangsamte seine Fahrt, während er sich dem Eingang näherte.
    Kim wusste die genauen Koordinaten der Villa nicht, daher schaltete sie auf manuelle Kontrolle, während der Flieger noch über dem Lake Remorse schwebte. Der See war spiegelglatt.
    Solly aktivierte den Detektor. Der Bildschirm zeigte ein paar Konfigurationsdaten, wurde dunkel, dann leuchtete er grün. Keine Ortung.
    Voraus lag die Ruine von Tripleys Villa einsam auf ihrem Hügel.
    Der Ort sah aus, als wäre er von der Wirklichkeit der restlichen Welt abgeschnitten. Wie ein schwarzes Loch, eine Singularität, wo die Gesetze der Natur verzerrt waren und Fußspuren im Schnee einfach verschwanden.
    Sie sanken bis in Wipfelhöhe herab und glitten direkt über das Dach. Der Schirm blieb grün.
    Das Nebengebäude wies ebenfalls keine Spuren von Gold auf.
    Kim umrundete die Villa mehrmals in immer größeren Abständen. Der größte Teil des alten Tripley-Besitzes war von neuem Wald und dichtem Unterholz überwuchert. Die Zäune waren eingestürzt, und eine Reihe von Fichten auf der Ostseite sah aus wie abgestorben.
    Als Nächstes weitete sie die Suche mehrere Kilometer nach Westen hin aus. Sie steuerte den Flieger im Zickzack bis hin zu dem Rücken, der die Stadt in der Nacht der Explosion vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Sie flog am Grat entlang, suchte den gegenüberliegenden Hang ab und die Wälder bis zu der Stelle hin, wo der Untergrund felsig wurde.
    Mit Hilfe der Karte kehrte sie zur Stadt zurück, um die Suche dort fortzusetzen. Severin Village lag im Wasser. Sie ging tiefer, bis die Kufen des Fliegers nass wurden. Der Bildschirm blieb grün.
    »Du glaubst doch nicht wirklich, dass der Mörder sie in der Nähe der Stadt verscharrt hat, oder?«, fragte Solly zweifelnd.
    »Wenn es ein Irrer war«, entgegnete sie. »Wer weiß schon, was er getan hat?«
    Ein Mörder hätte den Leichnam wahrscheinlich im See verschwinden lassen, der damals viel kleiner gewesen war, oder im Fluss. Oder er hätte ihn nördlich der Stadt vergraben, in der Erde, die heute vom Lake Remorse überflutet war. In jedem Fall wären die Überreste noch immer unter Wasser. Also flog Kim systematisch die Oberfläche des Sees ab, bis sie nach eineinhalb Stunden jeden Quadratmeter abgesucht hatten.
    Damit, so dachte Kim, waren die wahrscheinlichsten Stellen eliminiert.
    Sie steuerte den Flieger entlang der Küste nach Osten. Der Schirm begann fast augenblicklich zu blinken. »Wir haben etwas«, sagte Solly. Die Intensität des Signals schwoll an und wurde wieder schwächer, während sie den Flieger in die richtige Richtung zu steuern versuchte.
    Dort unten.
    Nichts als Wald. »Ich kann einen Eisenzaun sehen«, sagte Kim.
    »Und ein paar große behauene Steine.« Sie waren von dichtem Unterholz überwuchert, versteckt unter Bäumen.
    Und ein schmiedeeisernes Tor.
    »Ein Friedhof«, stellte Solly fest. Er peilte die Stelle an, so dass sie nicht erneut suchen mussten, falls sie die Reichweite des Detektors überschritten.
    Kim landete auf einer kleinen Lichtung in einer Entfernung von vielleicht hundert Metern. Es gab eine kurze Diskussion, wer gehen und wer zurück an Bord bleiben würde. »Das ist meine Party«, beharrte sie.
    Solly zuckte die Schultern. »Hör nicht auf zu reden, wenn du draußen bist, ja?«
    »Mir wird schon nichts passieren«, entgegnete sie.
    Sie schloss ihre Jacke, kletterte aus dem Flieger und stapfte in den Wald davon. Der Tag war kalt und düster und sehr still. Schnee knirschte unter ihren Schritten.
    Sie verirrte sich innerhalb weniger Minuten und musste ihrer Spur zurück folgen. Sollys Peilung zeigte die kürzeste Entfernung zu dem Objekt, aber sie berücksichtigte keine Zäune, kein undurchdringliches Gestrüpp, keine Bäche und andere Hindernisse. Beim zweiten Versuch fand sie das schmiedeeiserne Tor. Ein hoher runder Torbogen trug die Inschrift ENDE DER REISE.
    »Diese Leute hatten kein besonderes Taktgefühl«, berichtete sie Solly.
    »Was meinst du damit?«
    »Erklär ich dir später.«
    »Meinetwegen. Bist du schon auf dem Friedhof?«
    »Ja. Gib mir eine Richtung.«
    Solly verglich die Kartenskizze, die er zwischenzeitlich angefertigt hatte, mit ihrer gegenwärtigen Position. »Nach rechts, ungefähr sechzig Grad.«
    Es gab sehr viele Grabsteine, und der Friedhof war zugewuchert. Sie

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