Spuren im Weltall
stoppte Eicksen den aufbrodelnden Lärm ab. „Ich weiß, daß ich diesen persönlichen Eindruck mit Tatsachen belegen muß. Zunächst folgendes: Wir waren der Oberfläche des Planeten nahe genug, um jede Einzelheit genau wahrnehmen zu können. Wir fanden dabei eine mannigfaltige, wenn auch sehr seltsame Vegetation, jedoch keinerlei tierisches Leben. Wir haben gerade diesen Punkt sehr eingehend nachgeprüft, da er uns unglaublich erschien. Wir trafen bislang noch nie auf einen Planeten, der auch nur Spuren einer Vegetation trug, ohne nicht zugleich auch tierisches Leben zu tragen. Wir haben Proben der Luft entnommen und darin keinerlei Leben festgestellt. Diese Luft ist völlig steril.“
Ruehl sprang erregt auf. „Haben Sie das genau festgestellt?“
„Ohne Zweifel. Wir benutzten die üblichen Analyseindikatoren.“
„Unmöglich, das gibt es nicht!“
Eicksen wandte sich zögernd dem Sprecher zu.
„Doch, Dr. Ruehl. Wir haben nicht nur diese eine Probe untersucht.“
„Dann möchte ich eine Frage an den Kommandanten stellen: Warum werden zu diesen Untersuchungen nicht die Wissenschaftler der RIGEL herangezogen. Es ist schließlich unsere Aufgabe, Feststellungen von wissenschaftlicher Bedeutung zu machen. Die von Oberleutnant Eicksen behauptete Sterilität der Atmosphäre dieses Planeten ist schließlich ein biologisches Phänomen einzigartigen Ranges, die unbedingt vor die biologische Schiffsabteilung gehört.“
Thorsten lächelte. „Es ist nicht unsere Aufgabe, darüber zu streiten. Ihre Ansichten über die Luftuntersuchung teile ich. Ich habe inzwischen veranlaßt, daß Ihnen sofort die erforderlichen Proben zugestellt werden. Ich begreife, daß Sie diese Frage brennend interessiert, doch habe ich jetzt eine ganz andere Frage an Sie zu richten.“
„Danke sehr, Kommandant.“
„Ist es möglich, daß ein Planet wohl vielgestaltigen Pflanzenwuchs trägt, nicht aber tierisches Leben?“
„Nach wissenschaftlicher Erfahrung muß ich diese Frage verneinen“, entgegnete Ruehl ohne Zögern.
„Unsere Beobachtungen sprechen jedoch dafür“, gab Thorsten zurück.
„Diese Feststellungen bedürfen dringend einer sorgfältigen wissenschaftlichen Überprüfung“, fiel Ruehl ihm eifrig ins Wort. „Ich stimme dafür, daß die RIGEL sogleich landet, damit wir uns dieser Aufgabe widmen können.“
„Nach der Landung haben wir andere Aufgaben. Der Antrieb bedarf einer Überholung, das wird all unsere Kräfte in Anspruch nehmen. Aber Ruehl, ich habe an Sie und Ihre Kollegen folgende Frage: Wie erklären Sie sich, daß nach unseren Feststellungen der Planet so offensichtlich kein tierisches Leben trägt?“
„Vielleicht ausgerottet“, warf Dr. Jongmann in die Debatte.
„Ich bitte Sie, wie stellen Sie sich das vor?“ Ruehl sah den Mediziner mit gutgespielter Entrüstung an. „Das gesamte tierische Leben eines Planeten läßt sich nicht ohne weiteres ausrotten. Ich meine, der Mangel tierischer Formen läßt sich auch anders erklären. Noch ist nicht geprüft, ob auch die gewaltigen Ozeane dieses Planeten ohne Leben sind. Eine Pflanzenwelt bedarf der Ergänzung durch tierische Organismen, das ist ein Grundgesetz der Biologie. Wir können doch diese Tatsachen nicht einfach außer Betracht lassen.“
„Der blaue Planet gibt uns ein Rätsel auf“, sagte Eicksen leise. „Dr. Ruehl, wie erklären Sie sich dann diese Farbe der Pflanzen? Ist das nicht ein ebenso großes Rätsel?“
Der Biologe sah sich in die Enge getrieben. „Gewiß gibt uns diese Welt ihre Rätsel auf. Ohne Proben der Pflanzenwelt kann ich auch keine weitere Antwort geben“, versteifte er sich dann.
Thorsten blickte auf. „Eine letzte Frage, Dr. Ruehl. Sehen Sie eine Gefahr für die Schiffsbesatzung in diesen einmaligen Verhältnissen?“
„Aber keineswegs“, ereiferte sich Ruehl. „Das ist ein rein biologisches Phänomen.“
„Danke. Und Sie, Dr. Jongmann. Bedeutet die Sterilität der Planetenluft eine Gefahr für uns?“
„Vom medizinischen Standpunkt aus nicht. Höchstens besteht Gefahr, daß die in unserer Atemluft reichlich vorhandene Kleinlebewelt den Planeten infizieren wird. Es wäre nicht der erste Fall dieser Art.“
„Dann können wir abstimmen“, entschied Kommandant Thorsten beherrscht. „Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß der Zustand unserer Maschinen eine Landung wünschenswert macht. Wer stimmt also gegen die Landung?“
Alger Thorsten war maßlos erstaunt, als ausgerechnet sein erster Offizier den
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