Spuren im Weltall
dann zur Gegenzeichnung vor.“
Hemming beeilte sich, den Befehl auszuführen. Er war Bevier dankbar, daß er ihn wie einen jüngeren Offizier behandelte und nicht mehr als Kadetten, obwohl sein Leutnantspatent nur vorläufig und für die Dauer seines Aufenthaltes auf der RIGEL bestimmt war.
* *
*
Der zweite Morgen auf dem blauen Planeten brach an. Hemming hatte Frühwache und stand mit entsichertem Strahlgewehr vor der RIGEL. Zwei Soldaten patrouillierten ständig um das Schiff. Er hatte schon auf mehreren fremden Planeten den Sonnenaufgang erlebt, aber so eigenartige Farben noch nie zuvor gesehen.
Bestürzt blieb einer der Soldaten bei dem jungen Leutnant stehen.
„Das sind grauenhafte Farben!“
Hemming lachte. „Sie haben doch keine Angst. Stellen Sie sich vor, das wäre ein Farbfilm, bei dem durch ein Mißgeschick beim Entwickeln die Farben vertauscht wurden.“
Der Soldat lachte erleichtert.
Hemming hatte sein erstes Kapitel praktische Bordpsychologie gelernt. Eicksen hatte ihm den Rat gegeben: Kontakt mit der Mannschaft behalten. So schulterte er sein Gewehr und schritt neben dem Soldaten her.
„Wir werden noch viele Planeten sehen und auf manchen werden uns die Farbenspiele erschreckender erscheinen. Ist das Ihre erste Reise?“
„Ja.“ Der Soldat sah sorgenvoll aus. Hemming beobachtete ihn.
„Auch ich habe das erstemal unser eigenes Sonnensystem verlassen. Aber ich habe Mars gesehen, die Monde des Jupiter und vor allem die Mondwelten des Saturn. Das waren Farben und Bilder, wie meine Träume sie sich nicht vorstellen konnten.“
„Ich war auch dort“, seufzte der Soldat, „aber das war anders. Wir konnten die Erde noch sehen. Darf ich eine Frage stellen?“
Hemming blieb stehen und sah dem Soldaten in die Augen. „Jederzeit. Fragen Sie nur!“
„Man sagt in der Mannschaft, die RIGEL wäre ein Wrack. Die Reparatur auf dem ersten Planeten wäre nicht gelungen, und trotz der gefundenen alten Sternkarten wüßten wir nicht, wo die Erde steht. Gestern haben wir die Maschinen herausgerissen, und Chefingenieur Quandt soll dem Antrieb nicht mehr trauen.“
‚Jetzt schnell handeln’, dachte Hemming bestürzt.
„Die RIGEL ist kein Wrack, wenn sie auch angeschlagen ist. Sie haben natürlich recht“, Hemming wählte Wort für Wort sorgsam aus, „der Antrieb ist nicht ganz in Ordnung, aber schließlich hat auch nicht jedes Schiff die Gewalten einer Nova auszuhalten, wenn wir auch nur den äußeren Rand ihres Strahlungsfeldes trafen. Chefingenieur Quandt hätte trotzdem den Sprung zur Erde damit gewagt, doch der Kommandant wollte kein Risiko eingehen. Ich meine, es ist besser, wir kommen ein wenig später heim, als daß wir uns unnötig Gefahren aussetzen. Was aber die Karten angeht, so waren sie natürlich ziemlich veraltet. Unsere Mathematiker haben schön schwitzen müssen, als sie die neuen Positionen auszurechnen hatten, doch das hat ihnen nichts geschadet. Wofür haben wir sie denn schließlich mitgenommen! Beruhigt?“
„Danke, ja!“
Der Tag war mit Reparaturen angefüllt. Thorsten drängte zur Eile, da während des Ausbaus der Maschinenanlage die Energieschirme ausfielen. Das Schiff hatte damit wieder sein wichtigstes Verteidigungsmittel verloren.
„Ich muß immer an die Automatenwelt denken“, erklärte Eicksen besorgt, als er mit Thorsten die Außenposten kontrollierte.
„Nehmen Sie sich in acht!“ herrschte der Kommandant ihn an.
„Die Mannschaft wird von meinen Befürchtungen nichts merken“, entgegnete der erste Offizier. „Ich teile nur ihre Sorge, weil wir uns kaum wirksam verteidigen können, wenn doch einmal etwas geschieht.“
Thorsten war auf dieser Fahrt älter geworden. Zum erstenmal spürte er den Druck der Verantwortung als Last. Müde wandte er sich Eicksen zu.
„Sie teilen die Wachen zur Nacht ein. Wer ist Wachoffizier?“
„Der erste Pilot.“
„Simé!“ sagte Thorsten gedehnt, doch dann schwieg er.
Mitten in der Nacht wurde Hemming geweckt. Verstört fuhr er auf.
„Der Teufel ist los“, keuchte ihm eine Stimme ins Ohr.
Verschlafen blickte er auf den Mann; dann erkannte er Giese.
„Sie sind es? Was ist denn los? Ich habe doch keine Wache!“
„Die Posten sind verschwunden. Kommen Sie!“ drängte Giese.
Hemming hastete in seine Kleider, dann folgte er dem Raumsoldaten.
Unterwegs berichtete Giese in gehetzten Worten: „Ich hatte auch keine Wache, doch einer meiner Kameraden sollte den
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