Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
Vom Netzwerk:
aufgegeben», sagte Cato Isaksen diplomatisch.
    «Die viele Angst hat mich so schrecklich müde gemacht.» Helena Bjerke blickte ihn mit erschöpfter Miene an. «Es ist fast besser aufzugeben. Können Sie das verstehen?»
    «Ja», sagte Cato Isaksen. «Das ist nicht schwer zu verstehen. Ihr Bruder wohnt schon lange in der John-Colletts-Allee», fügte er hinzu.
    «Ach ja, seit wir dort eingezogen sind, damals waren für fünfzehn und neunzehn. Mein Vater hat vor seinem Tod beide Etagen gekauft. Vorher haben wir in einer entsetzlich kleinen Mietwohnung am Carl-Berners-Platz gehaust. Vater wollte die beiden Wohnungen in eine umbauen. Er wollte die Wände im Treppenhaus entfernen lassen, sowie er es sich leisten könnte, aber so weit hat er es nicht mehr gebracht. Am Ende haben Mutter und ich uns das Erdgeschoss geteilt und Alf Boris bekam den ersten Stock.»
    Cato Isaksen musste zurück in die Stadt, um sofort zu überprüfen, was Helena Bjerke da über Gunn Berit Tobiassen erzählt hatte. Er erhob sich und dankte ihr für die Hilfe. Er gab ihr die Hand und brachte dann, schon im Gehen, seine letzte Frage.
    «Wie heißt die jetzige Freundin Ihres Bruders?»
    Helena Bjerke blickte ihn fragend an. «Jetzt verstehe ich nicht, was Sie meinen», sagte sie. «Er hat doch keine Freundin. Seit Gunn Berits Tod hat er keine Freundin mehr gehabt.»
    Cato Isaksen blickte sie ernst an. Helena Bjerke schien ihn nicht loslassen zu wollen. «Warum wollen Sie das wissen», fragte sie. 
    «Einfach so», sagte er rasch. «Eine Nachbarin glaubt, mehrere Male eine Frau bei Ihrem Bruder gesehen zu haben.»
    «Dann weiß sie mehr als ich», sagte Helena Bjerke.
    «Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?»
    «Vor einigen Tagen.»
    «Er hat ja Urlaub.»
    «Wirklich? Davon hat er mir nichts erzählt.»
    Cato Isaksen versprach, sie anzurufen. Dann setzte er sich ins Auto und ließ den Motor an.
    Alf Boris Moen hatte sich nicht bei ihm gemeldet. Cato Isaksen wusste nicht, wie er das interpretieren sollte. Vielleicht war der Mann nur müde und hatte sich einige Tage frei genommen, ohne seiner Schwester Bescheid zu sagen. Das war ja schließlich nicht verboten.
    Er hatte Glück und war in der Stadt, ehe die Stoßzeit einsetzte. Er fuhr direkt zur Wache und holte sich aus der Kantine eine Baguette und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er aß das Brot und spülte es mit einer Cola hinunter. Dann rief er den Dienstwärter an und ließ ihn alle Unterlagen über Gunn Berit Tobiassens Tod heraussuchen. Der junge Mann teilte eifrig mit, dass er sich sofort an die Arbeit machen wolle. Cato Isaksen wischte Krümel vom Tisch und blätterte in seinen Unterlagen, während er ungeduldig wartete.   
    Gunn Berit Tobiassen wurde am 3. November 1957 in Oslo geboren. Sie war am 21. Dezember 1982 gestorben, nachdem sie eine Treppe heruntergefallen war und sich das Genick gebrochen hatte. Sie hatte außerdem arge Kopfverletzungen davongetragen. Der Pathologe, Dr. Knut Rambol, hatte seine Zweifel, was eine dieser Verletzungen betraf. Unmittelbar über dem rechten Ohr war der Schädel so tief eingeschlagen, dass er darüber staunte, dass ein Sturz von einer Treppe daran schuld sein sollte.
    Die Sache wurde dann aber nicht weiter verfolgt, nachdem die Polizei eingeschaltet worden und zu dem Schluss gekommen war, dass sich keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen finden ließen.
    Cato Isaksen rief das Rikshospital an. Es stellte sich heraus, dass Dr. Rambol noch immer dort tätig war. Er war jetzt auch im Dienst, würde mit der Polizei aber erst nach dem Wochenende sprechen können, wie eine Sprechstundenhilfe mit energischer Stimme mitteilte. Cato Isaksen sagte, sie steckten mitten in einer wichtigen Ermittlung und es eile.
    «Aber heute ist Freitag», sagte die Sprechstundenhilfe.
    «Für mich auch», sagte Cato Isaksen mit scharfer Stimme.
    Die Frau bat ihn kurz, einen Moment zu warten. Er hörte ihre Schritte über den Boden klappern. Nach kurzer Zeit war sie wieder da und sagte, er könne kommen, wenn es denn wirklich so wichtig sei.
    Er fuhr viel zu schnell zum Krankenhaus hoch. Inzwischen herrschte lebhafter Verkehr. Alle wollten gleichzeitig die Stadt verlassen. Er dachte an etwas, das Ingeborg Myklebust ihm einmal gesagt hatte, nämlich, dass er ihr tüchtigster Ermittler sei. Er sei stark und engagiert und sorgfältig zugleich, hatte sie gesagt. Jetzt dachte er darüber nach. Auch wenn die anderen in der Abteilung anderer Meinung waren, so spürte Cato

Weitere Kostenlose Bücher