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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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ordentlich. Bademantel, Rasiersachen, Pantoffeln. Ein Buckelglasfenster zum Hof. Helle Handtücher lagen ordentlich zusammengefaltet in zwei kleinen Regalen, und er nahm einen süßlichen, ein wenig scharfen Geruch wahr, den er nicht unterbringen konnte.
     

7
    In der Sonntagsausgabe der Zeitung VG wurde Kathrine Bjerkes Verschwinden mit dem Mord an ihrer Großmutter in Verbindung gebracht. Kathrines Oma ermordet stand als fette Schlagzeile auf der Vorderseite.
    Die fünfundsiebzig Jahre alte Frau, die vor fünf Tagen in Ullevål Hageby auf offener Straße erschossen wurde, war die Großmutter der vermissten Kathrine Bjerke. Die vierzehnjährige Kathrine verschwand vor etwas über zwei Wochen von ihrem Zuhause in Drøbak. Die Polizei, Hilfsmannschaften des Roten Kreuzes, die Heimwehr und Freiwillige haben ausgiebige Suchaktionen unternommen. Seit acht Tagen wird im ganzen Schengen-Bereich nach ihr gesucht. Aber bisher sprach einiges für ein freiwilliges Verschwinden. Jetzt nach dem Mord an ihrer Großmutter, scheint es auf der Hand zu liegen, dass der Fall eine neue und ernste Wendung genommen hat. Die Polizei will sich hinsichtlich eines Zusammenhangs zwischen den beiden Fällen nicht äußern. Aber gut informierte Kreise meinen, dass es bereits mehrere konkrete Theorien über beide Ereignisse gibt.
    «Leckage», sagte Roger Høibakk resigniert.
    Abteilungsleiterin Ingeborg Myklebust musterte die Anwesenden unzufrieden. Sie strich ihre roten Haare glatt und machte sich für einen Moment am Kragen ihrer beigen Seidenbluse zu schaffen, ehe sie sich setzte und Cato Isaksen das Wort erteilte. Er verbreitete sich zuerst allgemein über die beiden Fälle und bat alle, sich nicht in eine bestimmte Theorie festzubeißen.
    «Dass die Zeitungen schon in diese Richtung gehen, ist natürlich ärgerlich», fügte er hinzu. «Aber wir dürfen uns davon nicht beeinflussen lassen. Leider hat die Arbeitsruhe damit ein Ende. Zugleich hat die Zeitung aber damit Recht, dass wir Kathrine Bjerkes Verschwinden jetzt in einem anderen Licht sehen müssen. Wir werden feststellen, ob es einen Zusammenhang geben kann. Werden keine Theorie ununtersucht lassen. Uns auf keine bestimmte fixieren. Und dann werden wir ja sehen, wohin uns das führt. Der Presse gegenüber möchte ich das aber nicht überdramatisieren. In zwei Stunden haben wir einen neuen Termin mit den Kollegen aus Folio. Und morgen um neun gibt es eine gemeinsame Pressekonferenz.»
    «Die übernehme ich», sagte Ingeborg Myklebust rasch.
    «Schön», sagte Cato Isaksen.
    «Wie wäre es mit einer ganz neuen Theorie», sagte Roger Høibakk. «Kann nicht Kathrine Bjerke ihre Großmutter erschossen haben?»
    «Das haben wir uns alle schon überlegt», sagte Asle Tengs.
    Roger Høibakk ließ seinen Blick durch die Runde schweifen.
    «Das ist eine Theorie», sagte er und zuckte kurz mit den Schultern.
    «Aber nicht sehr wahrscheinlich», meinte Randi Johansen. «Vierzehnjährige Mädchen lieben ihre Großmütter normalerweise. Sie erschießen sie nicht.»
    «Sie kann drogenabhängig gewesen sein», meinte Roger. «Wer weiß. Vielleicht hat sie sie um Geld angebettelt und sie bestohlen.»
    «Ich dachte, Rauschgift käme nicht in Frage», sagte Randi.
    «Aber vielleicht wissen nicht alle alles. Vielleicht hatte Kathrine Geheimnisse, von denen ihre Freunde oder ihre Familie keine Ahnung hatten.»
    «Da kannst du natürlich Recht haben.» Cato Isaksen runzelte besorgt die Stirn.
    «Es gibt Doppelmenschen», sagte Roger Høibakk.
    «Ja, aber sie ist erst vierzehn», sagte Randi Johansen.
    «Alf Boris Moen, der Sohn des Opfers, sagt, seine Mutter sei einige Male von Skatern schikaniert worden», berichtete Cato Isaksen. «Wir holen uns die Jungs noch mal zur Vernehmung.»
    Am Montagmorgen sammelten sie sich gegen acht in Cato Isaksens Büro. Alle waren dabei, nur nicht Ingeborg Myklebust, die mit den Kollegen aus Folio und von der Kripo die Pressekonferenz vorbereitete. Im Kielwasser der letzten Zeitungsmeldungen war ein neuer Strom von Tipps eingelaufen. Außerdem bestätigte sich der Verdacht, Brenda Elise Moen sei auf offener Straße mit einer Militärwaffe ermordet worden.
    Ellen Grue legte einen Bericht vor, aus dem hervorging, dass das Opfer mit zwei 9-mm-Geschossen getötet worden war. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammten die aus einer Glock P-80-Militärpistole, es konnte sich aber auch um eine MP-5-Waffe handeln. «Wir haben uns bei der Armee erkundigt», sagte Ellen Grue.

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