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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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Wald hatte noch Schnee gelegen. Er hatte sich die ganze Zeit vor dem Anblick gefürchtet, der sich ihm im Schnee zwischen den hohen verwelkten Grasbüscheln bieten könnte.
    «Sie halten sie also für tot.» Cato Isaksens Blicke wanderten an einem Spalt entlang, der von der Mitte der Wand bis an die Decke reichte.
    «Ja», sagte Nils Bergman mit lauter Stimme.

20
    Ein Lichtstrahl weckte ihn. Er war strahlendweiß. Darauf folgte der Donner. Cato Isaksen fuhr im Bett hoch. Um diese Jahreszeit gab es höchst selten Gewitter. Er hatte von einem Mädchen geträumt, das sich mit einem langen roten Kleid feingemacht hatte. Plötzlich war über ihre Wangen ein Licht gehuscht und hatte die Schatten von Blättern hinterlassen. Und dann hatte jemand mit einem großen Hammer nach ihr geschlagen. Danach hatte der Donner ihn geweckt. Bente drehte sich unruhig neben ihm im Bett um. «Ich hol mir ein Glas Wasser», sagte er. Sie murmelte eine Antwort, drehte sich noch einmal um und schlief weiter.
    Plötzlich stand Vetle in der Küchentür. «Das ist nur ein kleines Gewitter», sagte der Vater beruhigend.
    «Das weiß ich. Ich muss aber an den Kater denken. Der hat sicher schreckliche Angst.»
    Cato Isaksen sah ihn an. «Du hast getan, was du tun konntest», sagte er düster. «Aushänge gemacht, in der Lokalzeitung inseriert und im Lokalfernsehen gefragt. Entweder ist der Kater tot oder er hat sich ein neues Zuhause gesucht. Mehr können wir nicht tun.»
    «Wir könnten ihn suchen gehen», sagte Vetle traurig.
    «Jetzt?» Cato Isaksen sah seinen Sohn an. Dann kam ihm der wahnwitzige Gedanke, dass sie vielleicht genau das tun sollten: sich auf die Suche nach dem Kater machen. Nicht dem Tier zuliebe, sondern Vetle zuliebe. Er hatte doch nie Zeit, um etwas für seinen Sohn zu tun, für ihn gab es nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. Jetzt, mitten in der Nacht, hatte er Zeit. Und er würde sicher auch nicht mehr einschlafen. «Na gut», sagte er. «Auf geht's.» 
    Vetle schaute ihn verwundert an und lief los, um sich anzuziehen.
    «Wir legen für Mama einen Zettel auf den Küchentisch», sagte Cato Isaksen. «Falls sie wach wird.»
    Der Regen schlug ihnen eiskalt gegen Gesicht und Hände. Der Boden im Wald war von verdrecktem, klitschigem Schnee bedeckt. «Ich glaube eigentlich, dass er noch lebt. Meinst du nicht auch?» Vetle kniff im kalten Regen die Augen zusammen.
    Cato Isaksen drehte sich um und sah seinen Sohn an. Es war fast traurig zu sehen, wie sehr er sich darüber freute, dass sein Vater hier mit ihm unterwegs war. Als sei das etwas ganz Besonderes.
    Der Regen fiel aufgrund des heftigen Windes jetzt fast horizontal. Alles um sie herum war braun und schwarz. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Dort, wo er geschmolzen war, war der Boden glitschig. Wenn wir ihn doch nur tot finden würden, dachte Cato Isaksen. Das Wasser lief an seinen kalten Fingern herunter. Dann wäre alles soviel leichter. Dann könnte Vetle zu trauern beginnen. Ihn schauderte, denn nun musste er an Helena Bjerke denken. Wie mochte ihr zu Mute sein, wenn sie durch den Wald lief und ihre Tochter suchte? Die Blitze kamen jetzt aus mehreren Richtungen. Vater und Sohn erreichten einen Zaun, schauten in einen Garten, wo triefnasse Wäsche schlaff an einer Leine hing, dann peitschte ein neuer Windstoß die Kleidungsstücke hin und her. Vetle rief mit leiser Stimme nach dem Kater. Das kleine Haus war aus braunen Brettern gebaut. Ein neuer Blitz zeigte hinter einem Fenster ein Gesicht. Sie machten kehrt und gingen durch den Wald zurück. Es musste jemanden geben, der wusste, was mit Kathrine passiert war. So war es immer, immer wusste jemand etwas. Er stellte sie sich vor, wie sie an der Straße entlang und dann in ein Labyrinth ging. Er fragte sich, was sie gesagt, was sie getan haben mochte. Er stellte sich fremde Stimmen vor. Rendezvous, Betten, Wald und Autos.
    Als sie das dunkle, warme Reihenhaus erreichten, schien zwischen ihnen eine neue Beziehung entstanden zu sein.
    «Du und ich, wir sind ein gutes Team, was?» Cato Isaksen sah seinen Sohn an und streifte seine triefnasse Jacke ab.
    «Wie meinst du das?»
    «Schau uns doch an, mit unseren klatschnassen Gesichtern.» Cato Isaksen lachte. «Ich wusste gar nicht, dass man so nass im Gesicht werden kann.»
    Vetle lächelte.
    «Was für ein Anblick!»
    Als sie die Treppe hochstiegen, drehte der Sohn sich zu ihm um. «Ich habe den Kater so geliebt», sagte er unbeholfen.
    «Ich auch», erwiderte Cato Isaksen und

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