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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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Dreißigjährige.
    «Euer Anführer, wie heißt er?»
    «Wir versuchen uns untereinander ein wenig zu beschützen, und deshalb werde ich Ihre Frage nicht beantworten.»
    «Das musst du aber. Schließlich wirst du hier von der Polizei befragt.»
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem kurzen Lächeln. «Ach ja», sagte sie sarkastisch. «Stimmt ja.»
    «Wie heißt er?»
    «Er heißt Nils Bergman», sagte sie leise.
    Cato Isaksen versuchte, diese neue Information zu verdauen. Was bedeutete das nun wieder, dass Nils Bergman die Gruppe leitete? Er fuhr ins Zentrum und wanderte eine Weile durch die Gassen. Er ging in ein kleines Café und bestellte Kaffee und ein Brötchen. Im Ort herrschte reger Verkehr. Er kannte sich inzwischen in diesem kleinen Ferienort richtig gut aus. Für ihn war Drøbak eine Sommerstadt, auch wenn die Stadt ihr Weihnachtshaus und die Werkstatt des Weihnachtsmannes vermarktete. Die Mitteilung, dass Nils Bergman die Gruppe leitete, hatte ihn überrascht. Das war ein neues Teilchen im Puzzle. Ein Schritt weiter, vielleicht. Er hatte das Gefühl Kathrine ein Stückchen nähergekommen zu sein. Auf gewisse Weise schien er sie zu kennen. Er dachte an den Februar, an die Nacht, in der sie verschwunden war. Wetter, Jahreszeit, Kälte, Dunkelheit, Einsamkeit. Was passiert sein mochte, wusste er nicht.
    Er beschloss, sich in seinem Büro eine Übersicht anzulegen und die Namen all derer einzutragen, die auf irgendeine Weise mit dem Fall zu tun haben könnten. Es war wirklich ein außergewöhnlicher Fall. Er war daran gewöhnt, es nur mit einer Leiche zu tun zu haben.
    Als er seinen Kaffee getrunken hatte, ging er in eine Galerie, die an einer Straßenecke lag, und kaufte für Bente eine schöne schwarzgelbe Teetasse. Er beschloss, sie als Ostergeschenk mit in die Berge zu nehmen. Als er den Laden verlassen wollte, sah er auf einer Lithographie an der Wand eine Frau. Sie schien sich zu ihm umzudrehen. Sie war nackt und lächelte ein trauriges kleines Lächeln. Dabei zeigte sie auf ein Kleid, das neben ihr auf einem Kleiderbügel hing. Cato Isaksen wandte sich sofort ab. Ihm war plötzlich schwindlig. Jetzt sah er sogar in Bildern schon die seltsamsten Dinge. Er verabschiedete sich rasch vom Ladenbesitzer und lief hinaus auf die Straße. Er ging einige Meter weiter, betrat dann einen Kiosk und kaufte sechs große bunte Ostereier. Eins für jeden Jungen, eins für Gards Freundin und je eins für die Kinder von Bentes Freundin. Danach versuchte er, eine Toilette zu finden.

25
    Der Eiswind peitschte Cato Isaksens Gesicht. Er atmete die Bergluft in tiefen Zügen ein. Es waren schöne Ostertage im Norefjell. Gard und Tone waren jeden Tag mit dem Snowboard am Slalomhang unterwegs. Vetle, Bente und er machten zusammen mit Bentes Freundin und deren zwei Kindern schöne Skiwanderungen. Am Karsamstag strahlte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Sie hatten Brote und eine Thermosflasche bei sich. Sie machten eine Pause und ließen sich auf Tannenzweigen vor dicken Baumstämmen nieder. Cato Isaksen spürte, wie seine Kräfte sich langsam wieder einstellten. Er bekam außerdem Farbe im Gesicht. Ihm grauste es jetzt schon vor dem Alltag. Ingeborg Myklebust hatte mitgeteilt, dass sie mit dem Verlauf der Ermittlungen nicht zufrieden war. Jetzt hofften alle, dass die Blutanalyse des T-Shirts ihnen weiterhelfen würde. Als sie am Montagnachmittag zurückfuhren, traf auf Cato Isaksens Telefon eine kurze SMS von Ellen ein, die mitteilte, dass die Ergebnisse der Blutanalyse am nächsten Tag um neun Uhr vorliegen würden. 
    Am Dienstag, dem 17. April, versammelte sich das Ermittlungsteam in Cato Isaksens Büro. Alle waren gespannt. Einige hatten über die Feiertage gearbeitet, einfach, um den Betrieb in Gang zu halten. Vielleicht würde das Ergebnis der Blutanalyse ja eine Entscheidung bringen. Cato Isaksen hatte allen erzählt, dass Nils Bergman die Live-Gruppe, wie sie sie jetzt nannten, leitete, aber sie wussten nicht, ob diese Information von Bedeutung sein könnte. Er hatte außerdem eine Übersicht über den Bekanntenkreis von Kathrine und ihrer Großmutter gemacht. Er hatte bunte Filzstifte benutzt und Striche zwischen den Personen gezogen, die einander kannten. Herausgekommen war ein fast lächerliches Bild, das ein wenig an moderne Kunst erinnerte, und wo alles in unterschiedlichen Richtungen auseinanderklaffte. Namen und Striche kreuzten einander, während anhand von Zahlen demonstriert werden sollte, in welcher

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