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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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Heimwehr einen gewissen Zugang zu Waffen», überlegte er dann. «Und wenn nicht direkt, dann kennen sie vielleicht jemanden, der ihnen welche besorgen kann.»
    «Was machen wir jetzt?»
    «Das weiß ich nicht.» Cato Isaksen hatte Angst, dass sich zu große Resignation ausbreiten könnte. Es wäre eine schreckliche Niederlage, die Ermittlungen einstellen zu müssen. «Ich glaube, ich fahre einfach noch mal zu Bergman und rede mit ihm.»

29
    Nils Bergman war auch diesmal nicht angezogen. Er bat den Ermittler herein und hustete heftig, während er einen Bademantel anzog. Er schaute verstohlen auf die Uhr.
    «Müssen Sie wieder zur Mautstation?», fragte Cato Isaksen.
    «Erst heute Abend. Aber ich muss lernen.»
    «Und Sie sind erkältet.»
    «Ja.»
    «Ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Warum haben Sie mir neulich nichts von Ihrer Live-Gruppe erzählt?»
    Nils Bergman machte ein verwirrtes Gesicht. «Ich verstehe die Frage nicht», sagte er pikiert. Der Ermittler war erst seit zwei Minuten bei ihm, aber es kam ihm schon vor wie eine Stunde. Nils Bergman empfand ein schleichendes Unbehagen. Er suchte nach Worten, wollte erklären, warum er nichts von der Live-Gruppe erwähnt hatte. «Sie haben nicht danach gefragt», sagte er dann schließlich. «Und ich bin nicht gerade gesprächig. Das ist Ihnen vielleicht aufgefallen. Das alles hat nichts mit mir zu tun. Und wir versuchen uns gegenseitig ein wenig zu beschützen.»
    «Warum das?»
    Nils Bergman zuckte gleichgültig mit den Schultern. «Aus keinem besonderen Grund. Das ist einfach so. Einige haben andere vor uns gewarnt.»
    «Wer denn?»
    «Schulen und so. Viele halten uns für Idioten. Wir haben aber keinen Bock Gott und der Welt klarzumachen, womit wir uns beschäftigen.»
    «Ist das ein Grund, um Jugendliche vor Ihrem Club zu warnen?»
    «Das ist kein Club. Aber vielleicht passen einfach viele nicht zu uns.»
    «Woher nehmen Sie Ihre Ausrüstung, Waffen und Kostüme?»
    «Das meiste finden wir im Net, aber in Schweden gibt es auch einen Laden dafür. Unsere Schwerter sind übrigens aus Plastik.» Er wandte sich demonstrativ ab und schaute aus dem kleinen Fenster. Dann hustete er wieder. Der Husten erinnerte Cato Isaksen daran, dass seine Mutter an Lungenentzündung erkrankt war. Er musste nach diesem Gespräch im Pflegeheim anrufen und sich nach ihr erkundigen.
    «Wann haben Sie zuletzt gespielt?»
    «Das muss so eine Woche her sein. Aber wir nennen das nicht Spielen. Das klingt doch albern.»
    «Solvi Steen hat erzählt, dass Sie sich auch bei strömendem Regen im Wald treffen.»
    «Ja.» Nils Bergman erhob sich.
    «Dann werden Sie doch triefnass.»
    «Das gehört dazu.»
    «Sie quälen sich also selber.»
    «Nein, es liegt an den Umständen.» Er hustete noch einmal und zuckte mit den Schultern. «Ich begreife nicht, was das mit Kathrine Bjerkes Verschwinden zu tun haben soll. Wir hatten nie Kontakt zu ihr. Dass der Bruder ihres Freundes bei uns mitmacht, ist wirklich nur ein Zufall. André ist total harmlos. Dass ich mit seinem ältesten Bruder befreundet bin, hat auch nichts mit der Sache zu tun. Ich möchte Ihnen also sagen, dass Sie Ihre Zeit verschwenden.»   
    «Wir haben es hier mit einem Mord zu tun», sagte Cato Isaksen mit kalter Stimme. «Sie wissen, dass Kathrines Großmutter erschossen worden ist, vermutlich mit einer Militärwaffe.»
    Nils Bergman wirkte für einen Moment unsicher, riss sich aber sofort wieder zusammen. «Kann schon sein», sagte er.
    «Und Sie sind Gruppenführer bei der Heimwehr», erklärte Cato Isaksen.
    Wenn Nils Bergman jetzt nervös war, dann verbarg er das sehr gut.
    «Na und?», fragte er und hob eine Männerzeitschrift vom Boden auf.
    «Das versuchen wir ja gerade festzustellen», sagte Cato Isaksen. Er merkte, wie hoffnungslos das alles war. «Im Moment machen sich zwei Kollegen ein Bild von Ihrer Heimwehrabteilung», fügte er vergrätzt hinzu.
    Nils Bergman räusperte sich nervös und starrte die Zeitschrift in seiner Hand an. Dann ließ er sie auf eine Kommode fallen.  
    «Stein Ove Hansen ist beim Militär», sagte Cato Isaksen. «Er ist in Rygge stationiert. Ich habe mit ihm telefoniert.»
    Nils Bergman schaute auf die Uhr. 
    «Er ist ebenfalls Gruppenführer bei der Heimwehr», sagte Cato Isaksen.
    «Normalerweise. Im Moment nicht. Jetzt ist er ja bei der Fahne.»
    «Was war es für ein Gefühl, die Gegend nach Kathrine durchzukämmen? War das spannend? War das wie bei der Live-Gruppe? Was haben Sie dabei

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