Spurlos in der Nacht
zu tun hatten. Aber weder der Stiefvater noch irgendwer in der Familie ihres Freundes haben einen Waffenschein, abgesehen von Stein Ove Hansen, dem Bruder des Freundes, der gerade bei der Militärpolizei im Fliegerhorst Rygge seinen Militärdienst ableistet.»
«Mit dem wollte ich schon lange mal sprechen», sagte Cato Isaksen.
«Ich finde Alf Boris Moen noch immer seltsam», sagte Randi Johansen und bot Ingeborg Myklebust einen Kaffee an.
Die lehnte dankend ab. «Ich habe heute schon fünf Tassen getrunken», sagte sie.
«Was würden wir machen, wenn es keinen Kaffee gäbe?», fragte Roger Høibakk.
«Tee trinken», sagte Randi Johansen kurz.
«Wir haben heute zwei Junkies verhört», sagte Preben Ulriksen. «Bei dem einen haben wir eine Glock gefunden. Er hat behauptet, im März in einer Herberge übernachtet zu haben, und da sei es ihm so schlecht gegangen, dass er wochenlang keinen Fuß mehr vor die Tür setzen konnte. Aber bisher haben wir noch keine Zeugen. Der andere will gerade in Majorstua gewesen sein, als Brenda Moen erschossen wurde, er war bei seiner Freundin. Und die hängt genauso an der Fixe.»
«Aber ist es denn wahrscheinlich, dass einer von beiden etwas damit zu tun hat?» Ingeborg Myklebust krempelte die Ärmel ihrer tiefgrünen Bluse hoch. Sie schaute die Anwesenden der Reihe nach an.
«Ich glaube, wir sollten uns nicht zu sehr an hergelaufenen Junkies oder sonstigen Randfiguren festbeißen. Ich glaube, wir sollten uns auf Kathrine Bjerkes Verschwinden konzentrieren. Ich glaube, der Mord an ihrer Großmutter hängt damit zusammen.» Roger Høibakk fuhr sich über die glatten Haare.
«Dass Brenda Moen so spät noch aus dem Haus gegangen ist. Das hat sie doch sonst nie getan. Ihr Sohn und ihre Tochter halten das beide für absolut unnormal.» Randi Johansen trank einen Schluck aus der Kaffeetasse, die vor ihr stand.
«Jemand kann sie angerufen haben. Um sich mit ihr zu verabreden.» Asle Tengs sah Randi Johansen an.
«Vielleicht», sagte die. «Es liegt dann ja nahe, an Kathrine zu denken. Wir wissen doch nichts über sie. Vielleicht lebt sie ja noch.»
Die anderen wechselten Blicke. «Ihr Sohn sagt, dass an dem Tag alles normal war. Er kam wie immer von der Arbeit, kochte, ruhte sich aus, machte einen Spaziergang und ging zum Fernsehen nach Hause. Aber die ganze Familie war wegen der Sache mit Kathrine natürlich außer sich. Und gerade an diesem Abend ist er nicht zu seiner Schwester nach Drøbak gefahren. Er glaubt, dass seine Mutter seit Kathrines Verschwinden nicht mehr richtig geschlafen hatte. Und da war sie vielleicht nicht ganz bei sich.»
«Hat er denn keine Freunde, keinen Bekanntenkreis, dieser Alf Boris Moen?» Ingeborg Myklebust rutschte nervös hin und her.
«Sieht nicht so aus», sagte Cato Isaksen.
«Nein, nein. Das ist ja kein Verbrechen. Aber wo geht er denn spazieren?»
«Er fährt zum Sognsvann», sagte Cato Isaksen.
«Jeden Tag?»
«Sieht so aus.»
«Dieses Verhältnis, das er zu seiner Mutter hatte, war das auf irgendeine Weise symbiotisch?»
«Das glaube ich eigentlich nicht», sagte Cato Isaksen nachdenklich. «Vielleicht hätten wir seine Wohnung gleich an dem Abend durchsuchen sollen, an dem Brenda Moen erschossen worden ist.»
«Aber dazu bestand damals doch kein Grund», sagte Roger Høibakk. «Ich habe ihn über den Mord an seiner Mutter informiert. Und so gut hätte er nicht schauspielern können. Ich habe den Eindruck, dass er und seine Mutter eine gute Beziehung zueinander hatten. Sie wohnten im selben Haus, lebten aber getrennte Leben. Zum Beispiel hat Moen nie mit seiner Mutter zusammen gegessen. Sie bekam Essen auf Rädern.»
«Hör mal», sagte Cato Isaksen. «Das bringt uns doch jetzt nicht weiter. Der Mord an Brenda Moen kann natürlich auch unmotiviert und zufällig geschehen sein. Aber das glaube ich eigentlich nicht. Wir dürfen jetzt nicht nachlassen. Wir müssen alle Kräfte einsetzen», sagte er und schaute seine Vorgesetzte dabei an.
Abteilungschefin Ingeborg Myklebust musterte ihn lange. «Ich muss das meinen Vorgesetzten gegenüber begründen», sagte sie. «Aber ich habe ja gehört, was du gesagt hast.»
«Es ist wichtig, dass wir nichts überstürzen, dass wir keine entscheidenden Details übersehen», sagte Cato Isaksen. «Ich bin überzeugt davon, dass die Antwort bei den Menschen liegt, die auf dieser Übersicht hier aufgeführt sind.» Er zog seine Kritzeleien hervor und zeigte sie den anderen. Roger
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