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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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Dunkelheit konnten sich die Ermittler näher an die Jugendlichen heranschleichen. Plötzlich stieß jemand ein lautes, kaltes Lachen aus. Die Ermittler wechselten einen Blick und schüttelten den Kopf. «Das ist doch der pure Hamlet», sagte Cato Isaksen leise.  
    Nach einer Stunde verließen die Spieler in kleinen Gruppen die Lichtung. Die Ermittler folgten ihnen vorsichtig. Cato Isaksen fielen zwei Personen auf, die sich langsam in eine andere Richtung verdrückten. Im Schutz von Bäumen und Blättern hatten sie sich geduckt, um nicht entdeckt zu werden. Er glaubte, dass es sich um Solvi Steen und André Hansen handelte, auch wenn man das wegen der Verkleidung nur schwer erkennen konnte. Aber er sah nicht, dass die beiden sich setzten und einander gierig küssten. Danach liefen sie schnell zu ihrer Gruppe zurück.
    André Hansen hatte seit ihrer ersten Begegnung im Wald etwas ganz Besonderes für Solvi Steen empfunden. Sie hatte eine gefährliche Ausstrahlung. Man wusste eigentlich nie so recht, was sie dachte oder fühlte. Sie hatten sofort Kontakt zueinander gefunden. Fühlten sich beim Spielen zueinander hingezogen. Er hatte sich schon lange gefragt, ob sie wohl so empfand wie er. Und jetzt war die Mittsommernacht gekommen und der Wald strahlte nicht den regenschweren Geruch von Erde und Verwesung aus.
    Als er das letzte Mal nachts aus dem Wald gekommen war, hatte er sofort das Wasser in der Dusche so heiß gedreht, dass er es kaum noch ertragen konnte. Dann hatte er sich ausgiebig Körper und Haare gewaschen. Danach war ihm sein Körper wieder wie sein eigener vorgekommen und die Kälte war verschwunden gewesen.
    Die Live-Gruppe unternahm jetzt auch Reisen an andere Orte, um mit anderen Gruppen zu spielen. Bei ihrer letzten Begegnung hatte es geregnet. Es war dunkel und unheimlich gewesen. Vielleicht standen sie dicht an der Grenze zu irgendetwas, hatte er nachher gedacht. Vielleicht war das hier gefährlich, vielleicht konnte man dabei den Verstand verlieren. Er hatte im Internet einige entsprechende Berichte gefunden. Es gab Fälle, wo der Gefühlshaushalt beeinträchtigt worden war. Eine krankhafte Veränderung konnte eintreten, hieß es. Menschen, die innerlich nicht stark genug waren, konnten nach solch heftigen Seancen in einer Psychose versinken. Aber er hatte keine Angst. Nach dem letzten Mal hatten ihm noch lange die Arme und Schultern wehgetan. Nils hatte gesagt, sie müssten «avancieren».
    Die beiden Ermittler fanden es recht seltsam, diesem merkwürdigen Rollenspiel im Wald zu folgen. Nach zwei Stunden in ihrem Versteck zogen sie sich leise zurück. Cato Isaksen sah ein, dass André Hansen Recht gehabt hatte. Das hier war eine andere Welt. Er konnte auch verstehen, dass dieses Spiel spannend und für zarte Gemüter nicht geeignet war. Auf der Rückfahrt zur Stadt fragte Roger Høibakk, was Cato Isaksen sich eigentlich von dieser Expedition ins Live-Milieu versprochen hatte. Ob er wirklich glaubte, dass irgendeiner der Teilnehmer etwas mit dem Fall Kathrine zu tun haben könnte.
    «Wir müssen herausfinden, was in dieser Szene abläuft», sagte Cato Isaksen nachdenklich. «Es gibt in der ganzen Sache so viele Überschneidungen. Und vor allem wissen wir jetzt, woher die Mordwaffe stammt.»
    «Das nehmen wir an», korrigierte Roger.
    «Es gibt noch soviel, was seinen Platz finden muss.» Er versuchte Roger zu erklären, dass die kleinen Puzzlestücke zusammengefügt werden mussten, wenn sie die großen finden wollten. Er versuchte ihn an die Fäden zu erinnern, die sich in allen Richtungen dahinzogen und so schwer zu erkennen waren. «Ich bin sicher, dass es ein Muster gibt, wir wissen nur noch nicht, wie es gewebt ist.»
    «Keine Belehrungen bitte», sagte Roger Høibakk und sah seinen Kollegen an. «Mir kommt die ganze Kiste sowieso total irrwitzig vor.»
    Cato Isaksen trat voll auf die Bremsen. Ein Reh lief vor ihnen über die Straße.
    «Shit», sagte Roger und hielt sich am Armaturenbrett fest.
    «Das war wirklich nur um Haaresbreite», sagte Cato Isaksen mit zitternder Stimme und fuhr langsam weiter.

47
    Tage und Wochen vergingen. Der Juni ging in den Juli über, die wirkliche Hitze aber ließ auf sich warten. Stein Ove Hansen war, zusammen mit dem Fähnrich, der ihm die Waffen verkauft hatte, wegen dieses Diebstahls angeklagt worden. Die Protokolle der Verhöre waren an die Zivilpolizei weitergereicht worden, beide waren beurlaubt und wohnten jetzt zu Hause. Die Polizei nahm jedoch nicht

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