Spurlos in der Nacht
an, dass Stein Ove Hansen direkt in den Mord an Brenda Moen verwickelt sein könnte. Er hatte ein Alibi für die Tatzeit und war zu der Zeit, als Kathrine Bjerke verschwunden war, im Dienst gewesen. Die Waffe war noch nicht gefunden worden.
Am 13. Juli passierten dann schließlich drei Dinge, die mit dem Fall Bjerke-Moen zu tun hatten. Gegen ein Uhr erschien Stein Ove Hansen in Cato Isaksens Büro und lieferte eine Glock-Pistole vom selben Typ wie die ab, die Kenneth bei Kathrine deponiert hatte. Er wolle alle Karten auf den Tisch legen, sagte er. Er hatte beide Waffen gekauft. Kenneth hatte die eine aufbewahrt, Nils Bergman die andere.
Die Glock wurde sofort der Technik zur Untersuchung übergeben.
Ein wenig später rief Maiken Stenberg an. Sie war schrecklich aufgeregt und berichtete von Gerüchten, nach denen Solvi Steen behauptete, im Wald mit Menschenblut eingeschmiert worden zu sein. Maiken hatte das von einer Klassenkameradin gehört. Cato Isaksen bedankte sich für diese Auskunft und versprach, dieser Sache nachzugehen.
Am selben Abend, um 18.32 Uhr, traf auf Helena Bjerkes Handy eine SMS-Nachricht ein. Sie wollte gerade zum Einkaufen gehen. Zerstreut zog sie das Telefon aus der Tasche. Mit der rechten Hand drückte sie auf «Zeigen». ES GEHT MIR WIRKLICH GUT. KATHRINE, stand dort. Dieser Text im Display jagte ihr eine Schockwelle durch den Körper. Sie hielt an und stürzte aus dem Wagen. Rannte die wenigen Meter zum Haus und schloss mit zitternden Händen die Tür auf. Sie lief ins Wohnzimmer und ließ sich in einen Sessel fallen. Die Wagenschlüssel fielen klirrend zu Boden. Die Tränen drückten gegen ihre Augäpfel. Der Schmerz setzte mit voller Wucht wieder ein. Was trieb dieses Kind denn da nur? Eine plötzlich einsetzende Wut ließ Helena Bjerke aufstehen und das Telefon auf den Boden schleudern. Dann versetzte sie dem nächststehenden Stuhl einen Tritt, der umkippte und durch das Zimmer rutschte. Danach ließ sie sich aufs Sofa fallen und schluchzte verzweifelt. Jetzt war alles wieder da. Angst und Trauer und Wut. Sie spürte, dass sie ihre Reaktionen nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Als sie sich ein wenig gefasst hatte, hob sie das Telefon vom Boden auf. Stellte den Stuhl wieder hin und rief Cato Isaksens Handy an. Er meldete sich fast augenblicklich. «Ich bin's», schluchzte sie. Cato Isaksen erkannte sie sofort und wusste, dass etwas passiert war. Weinend berichtete sie von der SMS. Er versuchte sie zu beruhigen, aber er merkte, dass auch er sich aufregte.
«Sind Sie sicher, dass die SMS von Kathrine stammt?», fragte er skeptisch.
«Ja», weinte Helena Bjerke. «Sie kommt von ihrem Telefon. Ich kenne doch ihre Nummer.»
«Und was sagt sie?»
«Dass es ihr gut geht», schniefte Helena Bjerke.
«Nur das?»
«Nur das.»
«Wir werden feststellen, ob die Meldung wirklich von ihrem Telefon stammt und von wo aus sie gesendet worden ist», sagte er. «Ich komme sofort zu Ihnen, um mir die Meldung anzusehen», fügte er hinzu. «Kochen Sie sich erst mal einen Kaffee. Und dann reden wir weiter.»
Helena Bjerke merkte, wie ihr Puls langsamer wurde und sie sich ruhiger fühlte. Die Polizei hatte noch nichts herausfinden können. Trotzdem merkte sie, dass Cato Isaksens Stimme ihr dabei half, sich zusammenzunehmen. Als ob sie ein kleines Kind sei, das er trösten musste. Immer brachte er sie so weit, dass sie glaubte, es würde schon alles in Ordnung kommen. «Danke», sagte sie leise und drückte auf den roten Knopf.
Cato Isaksen war außer sich über diese SMS. Es gab immer mehr Hinweise, die daraufhindeuteten, dass Kathrine wirklich noch lebte. Auf irgendeine Weise mussten sie herausfinden, wo sie sich versteckte und warum. Immer mehr befürchtete er, dass sie etwas mit dem Mord an ihrer Großmutter zu tun haben könnte.
Er verbrachte eine halbe Stunde bei Helena Bjerke. «Wie geht es Ihnen beiden eigentlich», fragte er, als er dann gehen wollte.
«Wir geben uns alle Mühe», sagte Helena Bjerke müde. «Ich weiß nicht, wem das schwerer fällt, Tage oder mir.» Ehe Cato Isaksen losfuhr, versprach sie ihm, ins Einkaufszentrum zu fahren und einzukaufen, so wie sie das ursprünglich vorgehabt hatte. «Alf Boris kommt heute zum Essen», sagte sie. «Ich muss also sowieso etwas besorgen. Und ich muss mich beeilen, er will gegen acht hier sein.»
Cato Isaksen wusste, dass Maiken Stenberg am folgenden Tag nach Südnorwegen fahren würde, und da er ohnehin schon in der Nähe war,
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