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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Oberkörpers war faltig und stumpf. Doch als er ihr seinen Namen nannte, wusste sie sofort, wen sie vor sich hatte.
    Sie bedauerte, dass der Book Shop längst geschlossen hatte. Nach fünf Uhr war hier nichts mehr los. Auch im Café gegenüber, tagsüber immer gut besucht, waren viele Tische leer. Am Abend zog es die Menschen in die Bars und Pubs der Mitchell-Street oder hinunter zu den vielen Restaurants an der Stokes Hill Wharf, wo man die frische Meeresbrise einatmete und Wellen an den Kai schlagen hörte.
    „Hallo!“
    Sie sah suchend in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
    Brett Horkay trat aus dem Schatten einer der Telefonzellen. Sie blieb überrascht stehen.
    „Hallo Brett, was machen Sie denn hier?“
    Er lächelte. „Darwin ist ziemlich klein. Man muss sich zwangsläufig begegnen.“
    Sie deutete auf ihren Wagen, der vor dem Reisebüro parkte.
    „Ich bin auf dem Weg zum Mindil Beach Market. Wir haben dort einen Stand, um für das Writer’s Festival noch mal kräftig die Werbetrommel zu rühren. Warum kommen Sie nicht mit? Wenn ein echter Schriftsteller am Stand ist, haben wir sicher mehr Interessenten!“
    Er lächelte gewinnend. Heute trug er ein blü tenweißes Poloshirt, dunkelblaue Bermudas und weiße Leinenschuhe. Man hätte ihn für den Besitzer einer Yacht halten können. Doch Meg hatte erzählt, dass er weder eine Yacht noch ein Haus besaß, ja, noch nicht einmal eine Eigentumswohnung.
    „Mein Auto steht allerdings zu Hause in Sydney!“
    Sie musste lachen. „Kommen Sie! Wenn wir uns beeilen, kriegen wir noch den Sonnenuntergang über dem Meer mit.“ Sie sah hinauf in den leicht bewölkten Himmel . Ja, es würde einen schönen Sonnenuntergang geben ...
    S eine Anwesenheit versetzte sie in eine seltsame Spannung. Sie stellte fest, dass sie beim Fahren dauernd über ihn nachdachte.
    „ Alison?“ Seine Anrede kam so unvermittelt, dass sie zusammenzuckte.
    „Ja?“
    „Was ist los?“
    „Was?“ Sie sah zu ihm herüber, doch er hatte den Blick geradeaus gerichtet.
    „Ihre Aura vibriert, ich spüre es. Irgendetwas hat sie aus dem Gleichgewicht, aus ihrer Mitte gebracht, Alison“, Brett drehte sich zu ihr und sah ihr in die Augen, „ist es nicht so?“
    Sie lächelte unsicher. Was sollte sie darauf erwidern? Die Fahrbahn vor ihr war wieder frei und sie fuhr an, zögerte so eine Antwort heraus.
    „Ich möchte Sie nicht in Verlegenheit bringen, Alison. Aber ich fühle, dass sie etwas mit sich herumschleppen. Eine Schuld …?“
    Sollte sie loslachen und sagen, das sei Unsinn? Oder sollte sie aufs Gas treten und sagen: Ja, genau, das ist es!
    Sie war unfähig, sich für eine Antwort zu entscheiden, und fuhr einfach weiter.
    „Alison, ich möchte Ihnen helfen. Ich weiß, Sie kennen mich noch nicht lange, aber …“, er stockte, suchte nach dem richtigen Wort, „…aber glauben Sie mir, ich empfinde sehr tief für Sie und ich möchte, dass es Ihnen gut geht.“
    Sie wollte ihm jetzt in die Augen sehen, ihm ihr Herz ausschütten, sich von ihm in die Arme nehmen lassen . Doch sie nickte nur, konzentrierte ihren Blick weiter auf den Verkehr und hoffte, dass die rote Ampel am Ende der Straße auf grün schalten würde, sodass sie nicht anhalten und ihm in die Augen sehen müsste.
    „Danke“, brachte sie mühsam hervor, „das ist wirklich sehr nett von Ihnen.“
    Unten, am Meer fand sie nur noch in den hinteren Reihen einen Parkplatz. Der Market war sehr beliebt und Besucher kamen aus allen Enden der ausgedehnten Stadt. Menschen strebten mit Klappstühlen und Kühltaschen beladen zur Wiese am Strand. Die Promenade, sonst leer und kaum besucht, brodelte nun vor Leben. Dicht an dicht drängten sich Essensstände, von denen köstliche Gerüche aufstiegen. Hier wurde ganz deutlich, aus welch unterschiedlichen Teilen der Erde die Menschen gekommen waren, um in Darwin eine neue Heimat zu finden. Diese Vielfalt war es, die sie an dieser doch eher provinziellen und beschaulichen Stadt liebte. Thailändische Spezialitäten wurden neben griechischen verkauft, deutsche Bratwurst gab es neben chinesischen Raffinessen, zwischendrin Pizza und Leckereien aus dem Südpazifik. Von überallher drang Musik. Menschengruppen schoben sich durch die Gassen und an den Ständen mit Kunstgewerbe vorbei. Auf der Wiese zwischen den Ständen und dem Strand lagerte man zum Picknick. Wein und Bier musste man selbst mitbringen.
    „Wir haben es gerade noch geschafft!“ Alison bemühte sich, fröhlich und

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