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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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jetzt aussieht, Shane“, Costarelli lehnte sich zurück und strich sein Haar glatt, „könnte unser Mörder ein durchgeknallter Eso-Freak sein – es sei denn, er will uns mit diesem Mist an der Nase herumführen.“ Er warf einen verächtlichen Blick auf die Powerplatte auf seinem Schreibtisch.
    „ Was meinst du, Shane?“ In seiner Stimme schwang etwas Herausforderndes mit, und Shane fragte sich, ob Costarelli ihm die Entdeckung der Powerplatte neidete.
    „Es könnte auch der Versuch des Mörders sein, seine Schuld abzuschwächen, indem er e twas „Gutes“ für das Opfer tut.“
    Costarelli hob die Augenbrauen. „War das deine Idee?“
    „ Reynas.“
    „Aha.“ Mit gerunzelter Stirn betrachtete Costarelli das ovale Stück Plastik. „Ganz schön clever, diese Reyna, was?“
    Shane hatte genug.
    „Hör’ zu, Tony: erspar mir deine zynischen Bemerkungen. Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber du hast dich entschieden, diesen Fall mit mir zusammen aufzuklären, also, dann tu es gefälligst auch!“
    Eine paar Sekunden lang herrschte angespannte Stille. Dann verschwand der verächtliche Zug von Costarellis Gesicht.
    „ Okay, Shane. Ich will, dass wir ihn schnappen.“ Er ließ seinen Blick über die Gegenstände auf seinem Schreibtisch und über die Wände wandern. Dann sah er Shane in die Augen. „Ich will einen sauberen Abgang.“
    Shan e betrachtete Costarelli, seine muskulösen Arme, die er vor der Brust gekreuzt hatte, seinen kräftigen Hals. Und dennoch: Er wirkte erschöpft, als hätte er keine Reserven mehr.
    „Warum willst du so bald deinen Abschied nehmen, Tony?“
    Über Costarellis Gesicht flog ein kurzes schmerzhaftes Lächeln.
    „Shane, so wie die Dinge stehen, i st es scheißegal, was ich will.“
    Bevor Shane fragen konn te, was er damit meinte, war Costarelli schon aufgestanden. „Wir sehen uns morgen Früh.“
    Shane fragte nicht nach, weil er wusste, dass er doch keine ehrliche Antwort bek ommen würde.
    „ Hast du die Schlüssel zu Valerie Tates Wohnung?“
    „Sind in der zweiten Schublade.“ Costarelli zog die Tür zu.
    Er stand auf und ging ans Fenster. Doch im Zimmer war es zu hell und draußen zu dunkel, um mehr als Umrisse und die Lichter der Autos und Laternen zu erkennen. Sirenengeheul drang heran. Immer wieder brachten sie Betrunkene unten in den Keller. Tony hatte ihm die Ausnüchterungszellen gezeigt, die meist von Aborigines belegt wurden. Wände und Boden waren mit abwaschbarer Farbe gestrichen und die Bank aus Kunststoff hatte abgerundete Kanten. In manchen Zoos wurden Tiere so gehalten, damit man ihre Gehege mühelos ausspritzen konnte ...
    Kaum einen halben Kilometer weiter links war das Meer, wusste er, und etwa genauso weit war es bis zum Supreme Court, wo man vor drei Tagen vergeblich auf Valerie Tate gewartet hatte.
    Wem war sie auf dem Weg aus dem Gericht begegnet? Warum war sie nicht in ihren Wagen gestiegen? Hatte Fraser Bowman ihr doch aufgelauert, und war sein vermeintliches Alibi nichts wert? Oder hatte Matthew Griffith auf sie gewartet, weil er mit ihr wegen der Schwangerschaft reden oder mit ihr Schluss machen wollte? Er dachte an ihre Wohnung. Womit hatte sich Valerie Tate beschäftigt, wenn sie nach Hause kam? Sie war kein Mitglied in einem Fitness-Center gewesen, hatte nur hin und wieder DVDs ausgeliehen, hatte kaum Freunde – und eine heimliche Affäre mit einem verheirateten Mann. Was für ein Leben für eine junge Frau ...
    Wie oft hatte er mit Frauen gesprochen, die jahrelang von ihrem Mann misshandelt worden waren, aber dennoch nie gewagt hatten, sich von ihm zu trennen. Warum? Weil sie sich gar nicht vorstellen konnten, dass es ein anderes Leben geben könnte.
    Er warf einen Blick auf die Kaffeemaschine und war erleichtert, dass kein Kaffee mehr in der Wärmekanne stand. Er nahm die Schlüssel aus Costarellis Schreibtisch und ging hinaus.

8
    Jeannie Reid stieg in ihren Wagen und fuhr nach Hause. Die Sonne ging über dem Meer unter und verlieh ihm einen bronzefarbenen Glanz. Im Radio lief einer ihrer Lieblingssongs und sie begann, mit zu summen. Bald wechselte sie vom Mitsummen zum Mitsingen.
    Er hatte sie gefragt, ob er sie morgen zum Mittagessen einladen dürfe. Sie hatte zugesagt, Was ist nur mit mir, hatte sie gedacht, dass mich innerhalb von zwei Tagen zwei Männer ansprechen?
    W endy war zuversichtlich. „So geht es öfter im Leben, hier erlebst du eine Enttäuschung, und dort wirst du beschenkt!“
    Sie bog in ihre Straße ab, wurde

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