Spurlos
Information im Internet finden.“ Es hörte sich an, als ob er ein Lachen unterdrückte.
„Oh, etwas Persönliches ist anders.“ Was machte sie da gerade? Flirten? Und er? Lachte er wieder?
„Sie haben Recht“, sagte er. „Wenn Sie wollen – ich … ich wollte Ihnen vorschlagen, am Wochenende raus nach Warwick zu kommen …“ Es klang etwas schüchtern, doch offenbar war das der wirkliche Grund für seinen Anruf. Und, Tamara, was tust du jetzt? Wolltest du nicht genau das? Aus privaten – und aus beruflichen Gründen?
„Eine nette Idee!“, beeilte sie sich zu sagen.
„Schön. Sie kommen also?“
„Ja. Wann?“
„Am Samstag wird es etwas knapp – aber sagen wir, Sonntag? Um zwölf Uhr mittags? Passt Ihnen das?“
Er gab ihr noch die Wegbeschreibung durch und verabschiedete sich.
Seufzend beendete sie das Gespräch. Sie hatte sich gerade mit einem Verdächtigen – oder vielleicht sogar dem Mörder - in dessen Haus verabredet. Dummheit oder Kühnheit, Tamara?
Hör’ auf!, murmelte sie verärgert. Sie stand auf und ging im Büro auf und ab, versuchte sich wieder an Details ihrer Begegnung mit Todd Hoffman zu erinnern. Auf seinem roten Wagen hatte Norman Field Engeneering gestanden. Wenige Sekunden später hatte sie im Internet die Homepage der in Brisbane ansässigen Firma für Bau und Messungen von Pipelines und Rohren, Abwasser- und Bewässerungssystemen gefunden.
Gleich halb zwölf . Wer sollte jetzt noch ans Telefon gehen? Sie versuchte es dennoch und wollte gerade wieder auflegen, als sich eine freundliche weibliche Stimme meldete. Die Telefonistin erklärte, dass Tamara beim 24-Stunden-Notdienst gelandet sei, der, wie der Name sagte, eben nur bei einem Notfall angerufen werden sollte. Alle anderen Anfragen müssten in den normalen Bürostunden gestellt werden. Erst als Tamara drohte, ein Verfahren gegen sie einzuleiten wegen Behinderung der Staatsgewalt und einige kompliziert klingende Begriffe fallen ließ, versprach sie, so schnell wie möglich zurückzurufen. Tatsächlich läutete nur drei Minuten später das Telefon.
„ Todd Hoffman ist seit drei Jahren bei uns beschäftigt.“ Die Frau sprach in gedehntem Tonfall, als habe sie den Mund voller Kaugummi. „Gibt es ein Problem?“
Tamara ging nicht darauf ein. „Können Sie mir sagen, ob Todd Hoffman im Januar 2005 in Thailand zu tun hatte?“
„ Nach dem Tsunami?“
Der Tsunami. Richtig. Am 2 6. Dezember 2004. Die Leiche war Anfang Januar bei Bangkok gefunden worden, wenige Tage nach der Katastrophe, der eine Viertelmillion Menschen zum Opfer gefallen war.
„Wir ha tten einige Projekte in Thailand ... Ich muss erst mal in unseren Unterlagen nachsehen.“
„Ja, tun Sie das. Ich warte.“
„Ich kann Sie auch zurückrufen.“
„Nein, ich warte.“ Die Frau am anderen Ende der Leitung stöhnte leise.
Es dauerte kaum eine Minute , bis sich die Telefonistin erneut meldete.
„Wir haben Gespräche wegen einer Abwasserfilteranlage … Ach, das interessiert sie wahrscheinlich gar nicht. Ja, Todd Hoffman war mit zwei Kollegen ab dem 22. Dezember in Bangkok und Umgebung. Sie sollten eigentlich am 3. Januar zurück fliegen. Doch wegen der Katastrophe waren keine Flüge zu bekommen. Am 10. Januar fand hier in Brisbane ein Meeting statt, da waren alle wieder da.“
„Wissen Sie, was die Leute dort in der Zeit gemacht haben?“
„Nein. Das steht nicht in unseren Unterlagen. Wir bespitzeln unsere Mitarbeiter nicht.“
„Das habe ich auch nicht damit gemeint.“
„ Detective, wenn Todd Hoffman Probleme hat, dann sollten wir das als Arbeitgeber erfahren.“
„Es ging lediglich um eine Information. Vielen Dank für Ihre Hilfe.“ Tamara legte auf.
Todd Hoffman war also zur Mordzeit in Bangkok gewesen. Er war auch zu der Zeit, als Patty ermordet wurde, am Tatort. Alles Zufall? Aber: Nur weil Todd Hoffman zum Zeitpunkt des Mordes in Thailand war, wie Tausende anderer Australier, musste er doch nichts mit ihm zu tun haben. Zudem hatte man bei dem Mord in Thailand nichts von einem Zeichen erwähnt. Vielleicht gehörte dieser Mord ja gar nicht in die Reihe ihrer Ermittlungen?
Sie merkte, wie sich ihr Nacken verspannte und sie langsam Kopfschmerzen bekam. Den Mord in Papua Neuguinea am 3. August 1996 hatte sie noch nicht überprüft.
In den Protokollen von 1999 hieß es, dass Todd Hoffman als Ingenieur bei einer Firma namens Lindsay & Brothers in Brisbane angestellt war. Vielleicht war er auch 1996 schon bei dieser Firma
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