Spurlos
in die Weite des Raums. „Vielleicht ...“, sagte sie langsam. „Vielleicht wollte er ja auch seiner Handlung das Negative nehmen.“
„Er wollte … negative Energie in positive umwandeln?“
„Nun ja. Vielleicht tun ihm die Opfer ... leid?“
In ihrem Gesicht war auf einmal so was wie ... Bedauern ...
„Wo gibt es diese Platten, Reyna?“
„Oh, die bekommen Sie in vielen Esoterik-Läden in Amerika, in Europa … sicher können Sie sie auch über das Internet bestellen.“ Ihre Stimme klang wieder wie zu Anfang, doch das Strahlen ihrer Augen war verschwunden.
„Hat in letzter Zeit hier bei Ihnen jemand eine solche Powerplatte gekauft?“ , fragte er.
Sie seufzte. „Sie sind nicht gerade der Renner. Ich kann mich an zwei Frauen innerhalb des letzten halben Jahres erinnern.“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber nicht an einen Mann. Und Sie gehen doch sicher von einem männlichen Täter aus?“
„Zunächst schon. Ich danke Ihnen, Reyna, für Ihre Hilfe.“ Er stand auf.
„Moment“, sagte sie am Ausgang und nahm ein e CD aus einem Regal. „Für Sie.“ Über ihre Augen hatte sich ein Schleier gelegt. „Damit Sie Kraft schöpfen für die schwere Aufgabe, die vor Ihnen liegt.“
7
Als Shane die Stufen hinunter stieg, fühlte er sich schwindlig. Vor acht Jahren hatten sie Kunstexperten und Orientalisten aufgesucht, und keiner hatte das Zeichen eindeutig zuordnen können. Jetzt stieß er in einem Esoterik-Shop am äußersten Zipfel des Kontinents auf die Lösung. McNulty hatte sich nicht zu dem Zeichen geäußert. Er hatte nur darauf gestarrt und geschwiegen. Er hatte keine Ahnung gehabt, was es bedeutete.
Er ließ den Motor von Costarellis Dienstwagen an. „Klärung und Umwandlung von Karma aus früherem Leben“, las er auf CD. Er schob sie in den Player und fuhr los. Das letzte Blau verschwand vom Himmel. Die Autos hatten die Scheinwerfer eingeschaltet. Nur wenige Menschen waren noch auf der Straße. Erst in der Mitchell Street belebten sich die Bürgersteige.
Eine angenehm tiefe, männliche Stimme ertönte: Diese Visualisierungsübungen können Ihnen helfen, die Seelenwunden auf der Zeitlinie zu heilen und die Aura auszugleichen. Sie werden Sie in der Transformation von Mustern unterstützen, die Ihr jetziges Leben beeinträchtigen.“ Sanfte Musik erklang und lullte ihn ein. Suchen Sie sich einen ruhigen Platz, an dem Sie sich gern aufhalten. Atmen Sie in Ihrem eigenen Rhythmus. Ein und aus und ein und aus und ein und aus und …“
Er drückte auf Stopp und schaltete die CD erst wieder ein, als er direkt vor dem Polizeipräsidium in einer Lücke einparkte. Eigentlich war er überzeugt, dass er für solche Dinge nicht empfänglich war, aber hier ging es um etwas Berufliches.
„Wir öffnen nun unsere Chakren…“ Er lehnte den Kopf an die Kopfstütze und atmete tief. Wie verspannt er war. Er folgte den Ansagen des Sprechers und atmete tief ein und aus. Langsam entspannte er sich. Ein wohliges Gefühl breitete sich aus, als öffne er gerade seinen Panzer, mit dem er sich umgab…
Ein plötzlicher Schlag aufs Autodach ließ ihn zusammenfahren. Costarellis pockennarbiges Gesicht tauchte am Seitenfenster auf. Shane ließ die Scheibe herunter.
„Sag’ mal, was machst du hier Unanständiges?“ Costarellis Stimme kam ihm noch lauter und rauer vor als sonst. Und sein Atem roch wie ein überquellender Aschenbecher.
„Nun öffnen wir unsere Chakren, damit …“, kam es aus den Lautsprechern.
Costarelli schien wieder ganz der Alte zu sein – nicht die geringsten Zeichen eines Schwächeanfalls konnte Shane ihm anmerken.
„Was hörst du denn da!“ Costarelli zeigte mit der brennenden Zigarette in der Hand auf den CD-Player und dann auf Shanes Oberschenkel. „Woher hast du das?“
„Eine Powerplatte aus dem Esoterik-Laden in der McLaughlan Street.“ Shane drückte auf Stopp und nahm die CD heraus.
„Wie geht’s dir?“
Costarelli machte eine wegwerfende Bewegung und sog wie zum Beweis, dass er in bester Verfassung war, tief an der Zigarette. „Alles klar. Aber das da“, er zeigte wieder auf die Powerplatte. „Das sieht dieser verdammten Zeichnung ja verflucht ähnlich…“
„Sie ist identisch, Tony.“
Ein plötzlicher Husten anfall schüttelte Costarelli. Verärgert warf er die Zigarette weg.
Oben im Büro berichtete Shane ihm von seinem Besuch bei 21 Steps.
„Und, hat dir diese Reyna den Mörder auch gleich vorgestellt?“, fragte Costarelli bissig. „So wie die Sache
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