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Spurschaden

Spurschaden

Titel: Spurschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Halo
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Nahrungsgüter immer dabei gewesen. Erst nachdem er auf das Internat in der Stadt ging, blieb er dem Kloster und dem wöchentlichen Fußballspiel der Ordensgemeinschaft fern; gezwungenermaßen.
    »Damals war die Welt noch in Ordnung«, seufzte der Pater, auch wenn er wusste, dass das nicht stimmte. Doch er liebte diesen Spruch, genau wie den folgenden: »Mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Letzteren stieß er immer dann in einer ironischen Art und Weise aus, wenn ihm etwas misslang.
    Insgeheim verfluchte er den lange zurückliegenden Tag, als der fünfjährige Thomas zum Entsetzen aller plötzlich verschwunden war und er ihn erst nach langem Suchen eher zufällig in der Bibliothek gefunden hatte; Kinder wollen nun mal immer genau dorthin, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben. Noch heute war es Pater Johann ein Rätsel, wie der kleine Junge damals die schwere Tür zum Kellergewölbe aufbekommen hatte. Ob zugeschlossen oder unverschlossen ins Schloss gefallen – die Tür war selbst für einen Erwachsenen nur sehr schwer aufzuziehen, da jämmerlich verzogen. Abends im Bett war er sich absolut sicher gewesen, dass er die Tür erst hatte aufschließen müssen.
    Wie schon gesagt: Insgeheim verfluchte Pater Johann dieses lange zurückliegende Geschehen. Denn an diesem Tag war der Teufel in sein Leben getreten und zwar in Form eines geheimnisvollen Holzstabes, den der kleine Thomas offensichtlich während seines Versteckspiels gefunden hatte. Der Junge hatte einfach nur so dagesessen, in einer abgelegenen Ecke der Bibliothek – ein breites Grinsen im Gesicht und dieses einer übergroßen Banane ähnelnde Etwas auf seinem Schoß liegend. Wie selbstverständlich hatte er es dann dem Pater mit den Worten »Da hast du das Ding!« entgegengestreckt. Auf eine Art und Weise, als hätte der Erwachsene ihm zuvor den Befehl gegeben, genau diesen seltsamen Gegenstand zu suchen und ihm persönlich zu überreichen. Auf die Frage des völlig überraschten Paters, wo er das denn gefunden habe, hatte der Junge erst weit seine Zunge herausgestreckt, danach sein Gesicht zu einer Fratze verzogen und mit aufeinanderliegenden Zähnen nuschelnd erwidert: »In der Hölle, lieber Onkel Johann!« Danach war er lachend weggerannt, dem Ausgang entgegen.
    In den folgenden Stunden überwog die Freude bei allen Beteiligten, dass der kleine Thomas wieder aufgetaucht war. Für die genauen Umstände seines Verschwindens und Wiederauftauchens interessierte sich niemand. Gerade Pater Johann legte keinen Wert darauf, dieses Geschehen vor der Gemeinschaft zu vertiefen. Er hatte das, was der Gegenstand schon rein äußerlich ausdrücken sollte, sofort erkannt – der Junge offensichtlich nicht; und das war ein Segen. Denn nichts anderes als einen riesigen Phallus stellte dieser geschnitzte Holzstab dar; nichts anderes als ein gewaltiges, beschnittenes, steifes männliches Glied, auf dessen Eichel unverkennbar die Fratze eines lüsternen Teufels eingeritzt war. Der seitliche Schaft zeigte aufwendige Schnitzereien. Sie erinnerten an die in Stein gehauenen Bilder der Ägypter. Vermutlich war es nur den schlechten Lichtverhältnissen zu verdanken gewesen, dass der kleine Thomas die Form des Holzstücks nicht sofort als stark übertriebenes Abbild dessen erkannt hatte, was da auch bei ihm zwischen den Beinen hing.
    Pater Johann hatte in den folgenden Wochen noch zwei bis drei Mal einige versteckte Andeutungen dem Jungen gegenüber gemacht – sein damaliges Verschwinden betreffend –, doch das Kind schien dies längst vergessen zu haben. Thomas zeigte keinerlei Interesse mehr an dem vergangenen Geschehen. Im Gegensatz dazu der Pater. Dieses steife hölzerne Glied zog den Mann Gottes seit dem ersten Kontakt in seinen Bann und begann, dessen Handeln und Tun zu beeinflussen.
    Das Geräusch eines Hubschraubers fand seinen Weg durch die dicken Mauern, riss den Pater abrupt in die Gegenwart zurück. »Vielleicht ist das ja alles nur ein Zufall«, dachte er. »Vielleicht habe ich die Zeichen falsch gedeutet.« Doch tief in seinem Inneren wusste er es besser: Das, was in der vergangenen Nacht seinen Anfang genommen hatte, war Beweis genug. Er hatte es den Zwillingen damals gleich angesehen gehabt. Diese geistig und körperlich überdurchschnittlich weit entwickelten Kinder mussten den Teufel geradezu herausgefordert haben. So perfekt und vollkommen in ihrer gesamten Erscheinung; so verführerisch und abstoßend zugleich.
    Am ganzen Körper zitternd drückte der

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