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Spurschaden

Spurschaden

Titel: Spurschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Halo
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sehr logisch aufgebaut, genau wie die Software für die Rechnungen. Einfacher geht es wirklich nicht. Wir fühlen uns richtig heimisch.«
    »Freut mich sehr! Ich kann mich nur ganz tief verbeugen vor Dankbarkeit! Ohne euch würde das Geschäft meines Vaters langsam, aber sicher ausbluten.«
    »Bitteschön. Wir sind zwar alt, aber nicht so alt. Wir machen das doch gerne! Anna konnte schon immer gut mit Tieren umgehen …« Wilfried stockte plötzlich mitten im Satz, fuhr dann fort: »Das Schlachten betreue ich, kannst du dir ja denken.«
    »Mit der Aushilfskraft kommt ihr gut zurecht, oder?«
    »Ja. Ein nettes Mädel. Sie hat so ein Strahlen in ihren Augen. Ähnlich wie die junge Nonne.«
    »Du meinst Schwester Marie, die Novizin?«, fragte Thomas hörbar aufgeregt.
    »Ja. Mein Gott, das arme Ding. Ich habe das mit dem Unfall erst heute Morgen erfahren, nach der Lieferung.«
    »Unfall? Welcher Unfall?« Thomas presste das Handy noch fester an sein Ohr.
    »Ich dachte, du weißt das schon.«
    »Woher soll ich WAS wissen?«
    »Junge! Du brauchst mich nicht anzuschreien. Noch höre ich gut.«
    »Entschuldige bitte! Was ist mit ihr?«
    »Beruhige dich. Soviel ich mitbekommen habe, wurde sie angefahren. Ihr soll es aber den Umständen entsprechend gut gehen. Keine Ahnung, wann und wo das genau passiert ist. Schau morgen einfach mal nach ihr.«
    »Das werde ich. Was ist hier nur auf einmal los?«
    »Eiszeit, Junge. Ich sag nur Eiszeit. Vielleicht wird alles noch viel schlimmer. Also das, was ich dir sagen wollte: Du hattest mir doch damals von dem seltsamen, zwei Meter großen Eiswürfelfund erzählt. Gib mal die Wörter Zwillinge und Eisblock in Google ein und schau dir das Bild an. Kannst mich ja morgen Abend so um diese Zeit jetzt zurückrufen.«
    »Ich komme morgen bei euch vorbei, auf den Hof.«
    »Noch besser«, erwiderte Wilfried sofort. »Dann kannst du uns auch deine Narbe zeigen.«
    Thomas schluckte unbewusst, aber hörbar. »Ja, der Verband ist endlich ab. Ist überraschend gut verheilt – man sieht nicht viel. Ich erwische mich nur immer dabei, wie ich an der Stelle rumfingere. Und von meinen Kollegen muss ich mir halt die üblichen Sprüche anhören. Die versuchen jetzt so oft wie möglich, das Wort ›Hals‹ zu benutzen.« Er schwieg einige Sekunden. »Lass uns morgen über alles reden und grüß deine Frau von mir. Und danke für alles!«
    »Gern geschehen. Wir sehen uns dann morgen.«

24
    Nachdem Thomas sich telefonisch über das Befinden der Novizin erkundigt hatte, setzte er sich einigermaßen beruhigt an den Computer. Eigentlich wollte er sie gleich besuchen – heute Abend noch –, aber die Krankenschwester hatte ihn eindringlich gebeten, erst morgen vorbeizukommen. Marie Kraft bräuchte dringend ihren Schlaf.
    Zwillinge + Eiswürfel. Thomas gab die zwei Wörter bei Google ein und fand nur zahlreiche Links über Zwillinge als Sternzeichen und deren teils eisigen Charakter. Frustriert wollte er gerade beim Hof seines Vaters, bei Wilfried, anrufen, als ihm der eigentlich genannte Begriff einfiel: Eisblock – nicht Eiswürfel. Sekunden später gab es genau einen Treffer, und der führte zu einem dieser kostenlosen Webspace-Anbieter. Nach dem Wegklicken des typischen Werbe-Popup-Fensters erschien die Internetseite: ein Hintergrundbild; sonst war da nichts.
    Lange hatte Thomas das Bild auf sich wirken lassen. Der Stil und die Farbwahl erinnerten ihn an Hieronymus Bosch, einen niederländischen Maler aus dem 15. Jahrhundert. Dessen Bilder waren ihm nicht nur wegen der mündlichen Prüfung beim Abitur in Erinnerung geblieben. Thomas liebte die skurrilen und rätselhaften Kreaturen des Künstlers – missgebildete Gestalten aus dem Mittelalter, aber in der Gesamtheit seltsam komisch und nicht ganz ernst zu nehmen; zumindest in der heutigen Zeit. Bei dem nun vorliegenden Bild war das anders. In seiner Gesamtheit war es zwar einem Hieronymus ebenbürtig und Thomas wunderte sich, dass ihm dieses Kunstwerk unbekannt war, jedoch fehlten hier die Elemente, die einen durch die Unwirklichkeit entspannen ließen. Es fehlten die Fabelwesen und Mischgestalten aus Tier- und Menschenkörpern; es fehlte der ironische Seitenhieb auf die damalige Gesellschaft. Da war keine lustige Fratze versteckt, die einen schmunzeln ließ. Das Geschehen an sich sah erschütternd realistisch aus.
    Thomas speicherte das Hintergrundbild auf dem Desktop und öffnete es mit seinem Bildbearbeitungsprogramm. Eine geschickte Anwendung

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