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Sputnik Sweetheart

Sputnik Sweetheart

Titel: Sputnik Sweetheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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zu verlieben, und dann auch noch zufällig in eine Frau.
     
    Das Restaurant, in dem Miu den Tisch reserviert hatte, war ungefähr zehn Minuten zu Fuß von der U-Bahn-Station Omote Sando entfernt. Es lag ziemlich versteckt, sodass kaum jemand zufällig hineinstolperte. Den Namen des Restaurants konnte man sich nur schwer merken, wenn man ihn nur einmal gehört hatte. Nachdem Sumire am Eingang Mius Namen genannt hatte, wurde sie in einen kleinen separaten Raum im ersten Stock geführt. Miu hatte schon Platz genommen und diskutierte eifrig mit dem Ober die Bestellung. Vor ihr stand ein Perrier mit Eis.
    Über ihrem marineblauen Polohemd trug sie einen Baumwollpullover in der gleichen Farbe, dazu weiße Jeans. In ihrem Haar steckte eine schlichte, schmale Silberspange. Eine hellblaue Sonnenbrille lag auf dem Tisch. Ihren Squash-Schläger und eine Designer-Sporttasche von Missoni hatte sie auf einem Stuhl deponiert. Anscheinend kam sie gerade vom Squash, denn ihre Wangen waren noch leicht gerötet. Sofort stellte Sumire sich vor, wie Miu sich unter der Dusche des Sportclubs mit einer exotisch duftenden Seife den Schweiß vom Körper wusch.
    Als Sumire in ihrer üblichen Aufmachung – Fischgrätjackett und Khakihose, die Haare in alle Richtungen zu Berge stehend – den Raum betrat, sah Miu von der Speisekarte auf und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Sie sagten, dass Sie so gut wie alles essen. Ist es Ihnen recht, wenn ich das Menü zusammenstelle?«
    »Selbstverständlich«, sagte Sumire.
    Miu wählte für sie beide die gleichen Speisen aus. Der Hauptgang bestand aus einem frischen, über Holzkohle gegrillten weißen Fisch mit einer leichten, hellen Pilzsoße. Der tranchierte Fisch sah köstlich aus. Die vollendete Art, auf die er zubereitet war, war beinahe als künstlerisch zu bezeichnen. Dazu wurden Kürbis-Gnocchi und ein Endiviensalat mit erlesener Sauce gereicht. Nur Sumire ließ sich die Crème brûlée munden, die es zum Dessert gab. Miu rührte sie nicht an. Zum Abschluss tranken sie einen Espresso. Sumire fiel auf, wie sehr Miu darauf achtete, was sie aß. Dabei schien sie es gar nicht nötig zu haben, Diät zu halten. Ihr Hals war so schlank wie ein Blumenstengel, und an ihrem Körper gab es kein Gramm überflüssiges Fett. Dennoch verschanzte sie sich offenbar so kompromisslos hinter ihren Essgewohnheiten wie eine Spartanerin in einer Gebirgsfestung.
    Während der Mahlzeit plauderten sie zwanglos über verschiedene Dinge. Miu wollte mehr über Sumires Lebensumstände erfahren, und Sumire beantwortete ihre Fragen so präzise wie möglich. Sie erzählte von ihrer Mutter, ihrem Vater, auf welche Schulen sie gegangen war (und dass es ihr auf keiner gefallen hatte), von den Preisen, die sie bei einem Aufsatzwettbewerb gewonnen hatte (ein Fahrrad und eine Enzyklopädie), von ihrem Entschluss, das Studium abzubrechen, und ihrem gegenwärtigen alltäglichen Leben. Obwohl Sumire wahrlich kein sehr aufregendes Leben führte, hörte Miu ihr so aufmerksam und interessiert zu wie einem Bericht über ein unbekanntes Land mit den absonderlichsten Sitten und Gebräuchen.
    Es gab einen Berg von Dingen, die Sumire gern über Miu erfahren hätte, aber anscheinend zog Miu es vor, nicht über sich zu reden. »Um mich geht es hier nicht«, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln. »Ich möchte viel lieber etwas über Sie hören.«
    Auch nach dem Essen bekam Sumire nicht viel über Miu heraus. Ihr Vater hatte dem Dorf in Korea, aus dem er stammte, mit dem in Japan verdienten Geld mehrere öffentliche Gebäude gestiftet. Zum Dank hatte man ihm auf dem Marktplatz eine Bronzestatue errichtet, die immer noch dort stand.
    »Es ist ein kleiner Ort in den Bergen. Die Winter sind hart, sodass man schon friert, wenn man nur ein Bild davon sieht. Rundherum zerklüftete, rötliche Felsen und krüpplige Bäume. Ich war einmal als Kind mit meinem Vater in seinem Heimatdorf, als die Statue enthüllt wurde. Wir haben eine Menge Verwandte dort, die alle vor Rührung weinten und mich begeistert umarmten, sodass ich richtig Angst bekam, denn ich konnte ja nicht verstehen, was sie sagten. Für mich war es einfach ein Dorf in einem fremden Land, in dem ich noch nie gewesen war.«
    Sumire fragte, wie denn die Statue ausgesehen habe. Sie kannte niemanden, für den man eine Bronzestatue errichtet hatte.
    »Eine ganz normale Statue eben. Solche Dinger gibt es überall auf der Welt. Aber es ist schon ein seltsames Gefühl, eine Statue vom

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