Sputnik Sweetheart
Kehle durchgeschnitten. Mit scharfem Messer und steinernem Herzen. Als hätte ich ein Tor in China gebaut – symbolisch. Verstehst du, was ich meine?«
»Ich glaube ja.«
»Dann hol mich.«
Plötzlich bricht die Verbindung ab. Ich starre den Hörer in meiner Hand lange an. Als wäre der Hörer selbst eine wichtige Botschaft, als hätten seine Farbe und Form eine besondere Bedeutung. Nach kurzem Überlegen lege ich ihn auf und setze mich aufs Bett, um auf das erneute Läuten des Telefons zu warten. An die Wand gelehnt, fixiere ich einen Punkt im Raum vor mir und atme langsam und geräuschlos, versichere mich der Übergänge der Zeit. Das Telefon klingelt nicht. Eine aussichtslose Stille erfüllt den Raum. Aber ich habe es nicht eilig. Ich brauche mich nicht zu beeilen. Ich bin bereit. Ich kann überallhin gehen.
Richtig?
Genau.
Ich verlasse das Bett. Ziehe den alten, verblichenen Vorhang zurück und öffne das Fenster. Als ich den Kopf aus dem Fenster stecke und in den Nachthimmel schaue, sehe ich ihn, den schimmligen Halbmond. So weit, so gut. Wir sind in derselben Welt und sehen denselben Mond. Wir sind durch eine Linie mit der Wirklichkeit verbunden. Ich brauche sie nur noch einzuholen, zu mir heranzuziehen.
Ich spreize die Finger und betrachte meine Handflächen. Ich suche nach Spuren von Blut. Aber es gibt keine. Sie riechen auch nicht nach Blut, und verkrustet sind sie auch nicht. Vielleicht ist das Blut schon unbemerkt irgendwo versickert.
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