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ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume

Titel: ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Una McCormack
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und nur wenige Verletzte gefordert. Er war kein Vergleich zu den Verlusten, die der bajoranische Widerstand zu dieser Zeit verursachte. Und da die Büros sowieso als renovierungsbedürftig galten, hätte man ihn fast als konstruktiv werten können. Doch er hatte ausgereicht, das Interesse des stets wachsamen Ordens zu wecken, und am Ende der anschließenden gründlichen Ermittlungen war Garak auf Legat Korvens Namen gestoßen – und eine Militärakte, deren positive Einträge ebenso wenig Wert besaßen wie der Spitzname, der nicht hängengeblieben war. Sich nicht von Blendwerk ablenken zu lassen, war für den Obsidianischen Orden stets eine Frage der Berufsehre gewesen.
    Der Rest der Geschichte war wenig außergewöhnlich verlaufen. Korven, so hatte sich herausgestellt, hatte mehr Interesse am Leben als am Heldentod gehabt und sich von Garak, der dazu auf nicht mehr als seine üblichen Methoden zurückgreifen musste, schnell überzeugen lassen, alles zu verraten, was er wusste – wenngleich Garak bezwei-felte, dass Korven die Erfahrung ebenso unspektakulär gefunden hatte wie er selbst. Denn als sich ihrer beider Wege trennten, konnte sich der Legat des durchaus zutreffenden Gefühls nicht erwehren, nur um Haaresbreite einer höchst unangenehmen Exekution entgangen zu sein. Er war daran erinnert worden, dass es für Cardassianer nur einen einzigen wahren Weg geben konnte: den des Gehorsams gegenüber dem Staat. Und er hatte in Garak einen Sprecher ebendieses Staates erkannt. Korven war damals zum Wahren Weg zurückgekehrt, doch um seinen Hals trug er dabei eine Leine, deren anderes Ende Garak in Händen hielt.
    Garak hatte keinen Grund gesehen, Ghemor all dies mitzuteilen, auch wenn er selbst nicht hätte sagen können, warum eigentlich. Es gefiel ihm, wie schon so oft – insbesondere Jartek gegenüber –, sich mit dem Mantel des Mysteriösen zu umgeben, den die Gerüchte und Ungereimtheiten seiner einstigen Profession mit sich brachten. Außerdem wurde man alte Gewohnheiten nur schwer los, und der in Geheimhaltung streng nach alter Schule erzogene Garak glaubte fest daran, dass gewisse Aspekte des politischen Prozesses der Öffentlichkeit – und Ghemor im Speziellen – verborgen bleiben mussten. Diskretion, so mochte man es ausdrücken, war das Rückgrat guten Regierens. Es hätte etwas Schändliches, derart sorgsam erworbenes Wissen ohne entsprechende Grandezza weiterzugeben. Es wäre fast schon eine Respektlosigkeit der Quelle gegenüber.
    Und trotzdem … Und trotzdem war es vorstellbar, gerade noch im Bereich des Möglichen, dass Garak noch einen weiteren Grund gehabt hatte, Ghemor die Einzelheiten seines Umgangs mit Korven zu verschweigen und diesen speziellen Aspekt der Geschichte zu begraben. Denn, völlig objektiv und ehrlich betrachtet, war Korven – all seiner Verbrechen zum Trotz – eines Garaks nicht würdig. Er hatte Garak schlicht nicht verdient, genau wie Cardassia – all ihrer Verbrechen zum Trotz – die Intensität und Unerbittlichkeit des Feuers nicht verdient hatte, das es verzehrte.
    Aber das Feuer
war
hier. Seine Glut loderte im Herzen jener Stadt unter den staubschwangeren Regenwolken, ihrem rußschwarzen, wunden Herzen, zu dem das fahle Licht des blinden Mondes in dieser Nacht kaum durchzudringen vermochte.
    Garak huschte durch die Stadt, durch die Schatten, die Hand am Griff der Waffe, und suchte Gerechtigkeit.
    Der Regen hatte sich zu einer beißenden Nässe abgeschwächt. Garak bewegte sich durch die vergessenen Straßen der Stadt. In der Ferne hörte er den Chor des Disruptorfeuers, die abfallenden Harmonien der singenden Sirenen. Er sah Rauch und giftige Dämpfe aus zerborstenen Rohren steigen, sah die im Todeskampf verzerrten Metallkadaver einstiger Gebäude, und roch den bitteren Odem der Massengräber.
    Dies ist Cardassia. Dies ist, wohin ich gehöre
.
    Derart genährt, waren seine Gedanken, als er endlich das Ziel erreichte, fast schon im Metaphysischen angekommen. Garak nahm die letzten Stufen zu Korvens Behausung und befand, es sprach durchaus für die Existenz eines dem gesamten Kosmos zugrundeliegenden Prinzips der Ordnung, dass manche Dinge überall verstanden wurden und es Wahrheiten gab, die die Bezeichnung »selbsterklärend« verdienten: Ein rotes Blinklicht bedeutete Gefahr, Bestrafung hatte wenig mit Verbrechen zu tun, und aus einem nächtlichen Pochen an der Tür erwuchs stets eine Atmosphäre der Angst.
    Von der Dunkelheit verborgen und mit dem Mond als einzigem

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