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ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume

Titel: ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Una McCormack
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Zukunft dieses klugen und redegewandten Mädchens interessierten –, hatte sie geantwortet, sie möchte wie ihre Großmutter Bilder malen. Das war ihr passend erschienen, die Fortführung einer Familientradition. Doch in ihrem Herzen hatte Keiko stets gewusst, dass dies nicht ihr Weg sein würde. Ihre Großmutter sprach stets von der Freude, die es ihr bereitete, die Farblinien aufs weiße Papier zu zaubern, sprach davon, die Muster der Welt zu erkennen und zu beschreiben. Doch wann immer Keiko darüber nachgedacht hatte, hatte sie Sorge empfunden, eine dieser Linien falsch zu setzen und sie nicht mehr korrigieren, nicht mehr an ihren richtigen Ort bringen zu können.
    »Warum ich
hier
bin, Nyra? Das ist einfach. Weil Cardassia aus der Ferne unergründlich ist. Weil ich vielleicht aus der Nähe mehr über euch erfahren kann. Und ich hoffe, ich erfahre, dass wir etwas gemeinsam haben.«
    »Wir sind uns
überhaupt nicht
ähnlich!«
    Erst ein Schulausflug hatte Keiko die Antwort auf die quälende Frage nach dem Zweck ihres Lebens gebracht. Sie hatte dem Ereignis nicht gerade entgegengefiebert, denn der Tag drohte heiß zu werden (es war mitten im Hochsommer) und ihr die Energie für die gesamte Woche zu rauben. Entsprechend missmutig saß Keiko an jenem Tag schwitzend herum, bis ein entnervter Lehrer – und heute verstand sie den Frust der Lehrer weit besser als damals – die Geduld mit ihr verlor und von ihr einen Aufsatz über den Lebenszyklus der Lotusblume verlangte. Keiko akzeptierte diese Bestrafung mit der Gewissheit, sie höchstwahrscheinlich zu verdienen, und machte sich daran, sie schnellstmöglich hinter sich zu bringen.
    »Bist du dir da wirklich sicher, Nyra?«, murmelte Yevir mehr zu sich selbst als zu ihr. »Hast du schon von der Besatzung gehört? Ich frage mich, was du wohl darüber weißt. Vermutlich bist du zu jung, dich an sie zu erinnern.« Er seufzte, für einen Moment verloren in seinen eigenen Gedanken. »Wenn du nach Bajor kommen würdest, Nyra – und ich hoffe, das wirst du –, dann würdest du viel mehr sehen als nur Flüsse und Gärten. Du würdest auch zerstörte Gebäude sehen, genau wie hier auf Cardassia. Du würdest zahlreiche Monumente sehen, errichtet im Gedenken an jene, die von Soldaten erschossen wurden. Du würdest Orte sehen, an denen die Felder nie mehr grün sein werden, nur weil einst eine Armee über sie schritt und das Land vergiftete.«
    Der Lotus begann sie zu faszinieren. Je mehr Keiko über diese Blume las, desto mehr bewunderte sie sie dafür, in schmutzigem Wasser zu leben und doch grazil und rein zu bleiben, unbefleckt von ihrer Umgebung. Sie malte ein Bild nach dem anderen von ihren geschwungenen Blütenblättern und grünen Stengeln. Sie lernte das Gefühl, nach ihren Wurzeln zu graben, und den Anblick von Mutterboden unter den Fingernägeln zu lieben. Sie fand heraus, dass Blumen spezielle Namen hatten, die nur ein Teil eines viel größeren Beschreibungs- und Bezeichnungssystems waren. Sie begriff, wie selbst unterschiedlich aussehende Dinge mehr gemeinsam haben konnten, als einem ein oberflächlicher Blick verriet. Und mit einem Mal verstand Keiko endlich, was ihre Großmutter meinte, wenn sie von den Mustern hinter der Alltagswelt sprach und von der Freude, diese zu erkennen und zu beschreiben. Keikos Studie – denn als der Text fertig gewesen war, konnte man ihn kaum noch als Aufsatz bezeichnen – gewann in jenem Jahr einen Preis und definierte Keikos Zukunft ein für alle Mal. Sie würde Botanikerin werden.
    »Was ist passiert?«, flüsterte Nyra.
    Es verging ein Augenblick, bis Yevir antwortete. »Bajor war besetzt worden, Nyra. Genau wie Cardassia. Und die Car…« Er zögerte, schluckte den Rest des Wortes hinunter. »Die Besatzer blieben jahrelang auf meiner Welt. Jahrzehntelang. Leute wurden geboren und wuchsen auf, die Bajor sogar nur als besetzten Planeten kannten. Kannst du dir vorstellen, wie das sein muss?« Er machte eine Atempause. »Na, ein wenig kannst du es dir bestimmt vorstellen. Denn diese Besatzer waren gekommen, um Bajor zu plündern, und sie waren sehr grausam – so grausam wie die Jem’Hadar hier auf Cardassia. Deshalb, kleine Nyra, glaube ich, dass wir beide viel gemeinsam haben. Aber uns eint längst nicht nur das Wissen über jene Schrecken, oder?«
    Keiko hatte an gefährlichen Orten gelebt und sich schon in vielen riskanten Situationen wiedergefunden. Doch sie wusste, dass ihr Leben, verglich sie es mit Yevirs, Kiras, Ferics

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