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ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume

Titel: ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Una McCormack
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… Ich war nicht glücklich.
Ich
besah mir meine Welt und war entsetzt. Ich fand, sie hätte ihren Weg verloren, ihren Sinn. Ich fühlte mich ganz und gar nicht frei, Nyra. Ich fühlte mich verloren.« Er trat noch etwas näher. »Doch dann fand ich, was mir fehlte.«
    Sie starrte ihn an, völlig gebannt. »Was haben Sie gefunden?«
    Er atmete tief ein, und seine Miene, die bislang so ruhig und leidenschaftslos gewirkt hatte, wandelte sich. Yevir strahlte nun regelrecht.
    »Einen Zweck, Nyra! Einen Sinn! Und dann …« Er musste einen Moment innehalten und sich sammeln. »Und dann veränderte sich die ganze Welt vor meinen Augen. Es war, als könnte ich mit einem Mal wieder Farben sehen, alle Farben ringsherum. Das Dunkel und Grau, das mich eben noch entsetzt hatte – plötzlich erkannte ich, dass es gar nicht da war! Ich erkannte meinen Platz in dieser Welt, Nyra. Ich erkannte, dass ich ein Teil von ihr war und eine Aufgabe erfüllte.« Er lächelte liebevoll. »Das verstehst du, Nyra, nicht wahr? Du weißt, wie es ist, an etwas zu glauben. Du weißt, was ein Lebenssinn ist. Willst du nicht sehen, wohin er dich führt?«
    Er war nun sehr nahe, vielleicht noch eine Armlänge entfernt. Langsam öffnete er die Faust, entblätterte die Finger wie die Blüte einer Blume, und streckte ihr die Hand entgegen.
    Doch sie schien es nicht zu registrieren. Sie sah ihm in die Augen und sie weinte. »Hier ist es anders«, flüsterte sie ihm kopfschüttelnd zu. »Ganz anders. Ich habe es gesehen.«
    »
Was
hast du gesehen, Nyra?«, hakte er nach.
    »Wo sie unterrichtet hat«, antwortete sie mit einem Nicken in Richtung ihrer Mutter. »Die Akademie. Für meine Mutter war die Akademie ihr Ein und Alles. Ich sollte auch dorthin gehen, dort studieren, werden wie sie. Wie alle Frauen in unserer Familie. Wie es Tradition war. Doch nun liegt die Akademie in Trümmern, ist nicht mehr da. Gar nichts mehr. Keine Zukunft mehr. Wir alle haben keine Zukunft mehr.«
    Ihre Hand zuckte wieder.
    Ganz tief in seinem Innern verstand Yevir Linjarin für einen Sekundenbruchteil, wie sich Zweifel anfühlten. Dann betete er zu seinen Propheten, sie mögen ihn führen, durch ihn wirken und ihn erlösen. Hinter ihm auf der Bühne lächelte Keiko O’Brien ihr kleines Mädchen an und staunte über deren Schönheit. Feric Lakhat dachte an die Berge, an seinen Sohn und seine Lippen formten ein stummes Gebet. Und Tela Maleren hielt sich die Hände vor die Augen. Sie weinte lautlos bittere Tränen, die ihr über die Hände liefen – und auf das silberne Armband.
    »Es gibt keine richtige Entscheidung, Kastellan«, sagte Macet leise. »Nur aus den Umständen geborene Kompromisslösungen. Hören Sie auf Ihren Instinkt. Lassen Sie mich loslegen.«
    Garak ließ die neuen Informationen auf sich wirken. Er ging sie in Gedanken noch einmal durch, bewertete sie, stellte Verbindungen her und sah Muster, wo zuvor Chaos und Verwirrung gewesen waren. Dann leerte er seinen
Kanar
und stand auf.
    »Es wird Zeit für mich«, murmelte er, während er das Glas abstellte. Er machte einen Schritt auf den Monitor zu, beobachte kurz die Übertragung und vergewisserte sich, dass es keine Neuigkeiten gab. Von außen betrachtet, war Andak noch immer da. Aber wer wusste schon, was innen geschah?
    Er hob Tarinas’ Gemälde hoch. Wie vermutet handelte es sich um ein Original. Garak betrachtete es einige Augenblicke lang, studierte die Bildkomposition, die Pinselführung und die Wirkung des Kunstwerks. Er mochte es noch immer nicht. Tarinas war zu oberflächlich gewesen, entschied er. Ihr hatte die subtile Ader gefehlt, die einen wahren Cardassianer auszeichnete.
    »Es war schön, Sie zu sehen«, sagte er zu Korven und registrierte überrascht, dass er es ernst meinte. »Schön, dass Sie überlebt haben. Das gelang viel zu wenigen von uns.« Er legte das Bild mit dem Gesicht nach unten auf den Boden und wandte sich zu seinem Gastgeber um. »Wir sehen uns bestimmt wieder.«
    Korven nickte stumm.
    Garak schritt an ihm vorbei durch den Raum und zur Tür. Er war ein wenig müde, was er dem
Kanar
zuschrieb, und mit einem Mal hatte er das dringende Bedürfnis, Korvens Loch voller Ruinenfunde zu verlassen, selbst wenn draußen nur der bitter schmeckende Regen auf ihn wartete. Die jüngsten Entwicklungen – und Erkenntnisse – hatten ihn gelehrt, Vergangenes vergangen sein zu lassen.
    Doch es gab Kniffe in diesem Gewerbe, die man nie vergaß, wenn man sie einmal gelernt hatte. Genau wie im

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