ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
seidene Tasche in ihrer Jacke. »Hast du uns eine Fahrt zum Klansitz organisiert, Shar?«
»Nicht weit von hier gibt es ein Unternehmen, das Fahrzeuge vermietet. Ich informierte es bereits und habe uns ein Luftauto reserviert.«
»Was hast du gekauft?«, wollte Prynn von Phillipa wissen. Sollten sich hier tatsächlich besondere Schmuckstücke finden? »Etwas Schönes für die Kinder? Ein Souvenir?«
Phillipa räusperte sich. »Nicht direkt.«
Prynn sah zu Shar, wartete auf eine Erklärung, doch seiner Miene nach zu urteilen, plante auch er nicht, ihr Auskunft zu geben.
Verdammt
, dachte Prynn, als sie aus dem Markt hinaus in die Abendkühle traten,
ich hätte mir Handschuhe replizieren sollen
. Sie wusste nicht, ob sie welche eingepackt hatte. Von einer Reise in Andors gemäßigte Breiten hatte sie sich angenehmere, sommerliche Temperaturen versprochen. Nun aber steckten ihre Hände in den Jackenärmeln, und selbst da entgingen sie dem beißend kalten Wind nicht.
Als sie auf die Straße getreten und in einer fast verlassenen Seitengasse relativ unter sich waren, erläuterte Phillipa in leisem Ton, dass sie einige
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-Abstriche erworben hatte.
Prynn dachte, sie habe sich verhört – schließlich waren die Worte des Counselors von ihrem Zähneklappern unterbrochen worden – und bat Phillipa, das Gesagte zu wiederholen. Diese bestätigte mit knappem Nicken, dass Prynns Ohren sie keineswegs trügten – und Prynn verschluckte sich fast an der eigenen Zunge!
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-Abstriche kannte sie nur aus Geschichten über den orionischen Schwarzmarkt und andere Unterweltgeschäfte. Nicht einmal Quark dealte mit dem Zeug. Prynn hatte Gerüchte gehört, nach denen es – auf föderationsfernen Welten wohlgemerkt! – Leute gab, die diese Droge zur Erholung nahmen. Wurde jedoch eine Bürgerin der Föderation mit
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erwischt …
»Ist …«, stammelte Prynn los, »das nicht … äh …«
»Illegal?«, gab Phillipa zurück. »Ja. Das macht es ja so schwer, eine Probe zu Forschungszwecken zu bekommen. Bevor ich die Station verließ, diskutierten Dr. Bashir und ich eine gemeinsame Analyse dieser Droge. Wir wollen prüfen, ob sie von psychoaktivem Nutzen ist. Daher beantragten wir beim medizinischen Dienst der Flotte eine Sondergenehmigung, dank derer ich das
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nun kaufen und nach DS9 bringen darf.«
Vor Prynns geistigem Auge erschienen Bilder von Strafkolonien und Entzugseinrichtungen. »Aber der andorianische Sicherheitsdienst …«
»
Saf
stammt von hier, Prynn. Nur auf Andor darf man es legal erwerben, weil es schon ewig Teil der hiesigen Kultur ist. Die Andorianer benutzten es schon früher zum Gebet und …« Phillipa hielt inne.
Prynn folgte ihrem Blick zu Shar, der tiefblau angelaufen war.
»Ich kann auch später fortfahren«, schlug Phillipa ihm vor. »Oder es ganz unterlassen.«
»Ich weiß deine Rücksicht zu schätzen«, erwiderte er peinlich berührt, »aber sie ist unnötig. Das
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ist nun einmal Teil unseres Lebens.« Trotzdem sah er den beiden Frauen nicht in die Augen.
Mit gesenkter Stimme fuhr Phillipa fort. »Andorianer benutzen das
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auch beim
Shelthreth
, also während der Paarung. Zum angemessenen Zeitpunkt reichen die Priester und Priesterinnen des Schreins es der Bündnisgruppe. Nach dem
Shelthreth
bekommt man es aber nur noch mit ärztlichem Attest. Der Händler, mit dem ich vorhin sprach, ist Pharmazeut.«
»Und warum ist es illegal …?«
»Es kann Nichtandorianer süchtig machen – nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Ich habe
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-Benutzer betreut, die, versagt man es ihnen, chronisch depressiv werden, selbst wenn dafür keinerlei physiologischer Anlass besteht.« Ihr Blick ging ins Leere. »Während des Krieges stieg der
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-Konsum drastisch an.«
Verwirrt blickte Shar auf. »Davon wusste ich nichts.«
»Wie die meisten«, sagte Phillipa. »Es ist eines unserer schmutzigen kleinen Geheimnisse.
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kann für Nichtandorianer tödlich sein. Es braucht nicht viel für eine Überdosis. Zum Glück zählt es aber zu den kleinen organischen Molekülen, die sich nicht gut replizieren lassen, und die Pflanze, von der es stammt, gedeiht allein hier auf Andor. Dadurch war es noch nie weit verbreitet und wird es vielleicht auch nie sein. Es lässt sich einzig auf Andor gewinnen, und die andorianische Regierung stand den Sorgen der Föderation bezüglich eines
Saf
-Schmuggels stets verständnisvoll gegenüber. Es gibt effektive Sicherheitsvorkehrungen, die regelmäßig aktualisiert werden.
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