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ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

Titel: ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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Schüler in Vierergruppen – vermutlich Bündnisgruppen. Jeder einzelne trug Kleidung, die die Geschlechtszugehörigkeit signalisierte. Prynn entsann sich, dass die Bündnispartner einander als Jugendliche »gegeben« wurden. Hier schien eine Art Universitätsvorbereitung stattzufinden. Als Prynn genauer hinsah, bemerkte sie den Lehrer im vorderen Zimmerbereich. Er stand neben einer rotierenden holografischen Darstellung eines anatomischen Modells.
    Vier schlicht wirkende, quadratische Lautsprecherkontrollen weckten Prynns Aufmerksamkeit. Diese befanden sich gleich vor ihr und waren in Zweierreihen angeordnet, ganz wie die Klassenzimmer. Als sie eine der rechten Tasten berührte, machte der Gesang dem Ton aus der Biologiestunde Platz. Die Lehrerin behandelte das Thema Sexualität und erklärte gerade, welche Nervenbündel eines
thaan
stimuliert werden mussten, um optimale sexuelle Befriedigung zu erreichen. Aus ihren Kulturkursen wusste Prynn, wie ernst Andorianer ihre familiären Pflichten nahmen, sei es die Kindererziehung oder das Liebesspiel. Nun sah sie den Praxisbeweis jener Theorie direkt unter sich. So, wie das Thema hier behandelt wurde, hätte man es an Prynns eigener Schule nie gewagt: Explizit und ohne Tabus ging die Dozentin auf Schülerfragen ein. Doch die Situation hatte nichts Anzügliches, niemand kicherte oder machte Bemerkungen, wie Prynn sie von ihren menschlichen Mitschülern her kannte. Ganz im Gegenteil lauschten die Schüler regelrecht ehrfürchtig. Die Kulturkurse von einst schienen der Seriosität, mit der sich Andorianer für das
Shelthreth
und alles Folgende vorbereiteten, nicht einmal ansatzweise gerecht geworden zu sein. Dies war eine Gesellschaft, die auch Sexualität als festen Bestandteil der Bildung betrachtete, die ein Individuum brauchte, und die Studenten verhielten sich entsprechend.
    Zumindest die meisten
. In einer Ecke des Zimmers bemerkte Prynn einen Schüler, der versuchte, ein Padd unter seinem Ärmel zu verstecken. Immer wieder warf er flüchtige Blicke auf das Gerät, dann wieder auf das Hologramm. Es war offensichtlich, dass er nicht das Protokoll befolgte. Prynn lächelte und dachte an ihre eigene rebellische Teenagerzeit. Einmal hatte sie erst fünfzehn Minuten vor einem Test mit dem Büffeln begonnen, ein andermal eiligst einen Aufsatz über vulkanische Lyrik zusammenkritzeln müssen, weil sie am Vorabend mit einigen Freunden und einem frisierten Wagen in Rom gewesen war.
    Prynn war nicht die Einzige, der die Bemühungen des Schülers, während des Unterrichts anderen Aktivitäten zu frönen, auffielen. Schon nach kurzer Zeit unterbrach die Lehrerin ihren Vortrag, stellte den Übeltäter bloß und verlangte von ihm, sich zu erheben.
    Erwischt
, dachte Prynn und fragte sich, welche Strafe wohl auf ihn wartete. Sie selbst hatte in diesen Fällen schlechte Zensuren kassiert oder sich zum Ausgleich ihrer Schandtaten auch nach Unterrichtsende sklavisch mit dem Lehrstoff befassen müssen.
    »Thezalden ch’Letha. Findest du diese Unterrichtsstunde unnötig?«
    »Nein,
Sha

    »Und warum störst du dann die Harmonie unseres Lernortes?«
    Der junge
chan
senkte den Blick. »Wegen meines Tests in Geophysik,
Sha
. Meine Institutszuordnung hängt von ihm ab.«
    Die Lehrerin kam näher. Erst in der Mitte des Raumes blieb sie stehen. »Ein wahrhaft wichtiger Meilenstein in deinem Leben. Es ist wichtig, sich derartige Ziele zu setzen und sie zu erreichen.«
    Der
chan
schien sich zu entspannen.
    »Aber«, fuhr die Dozentin fort, »es ist ebenso wichtig, sie richtig einzuschätzen. Ziele wie dieses haben außerhalb des Kontextes deines Bundes keinerlei Bedeutung. Warum, Thezalden?«
    Der
chan
murmelte etwas Unverständliches gen Fußboden.
    »Hört ihn jemand?«, fragte die Lehrerin.
    »Dank des Bundes sind wir Eins. Ohne Eins gibt es Nichts«, rezitierte die Klasse in mehrstimmigem Gleichklang.
    »Thezalden?«
    Der
chan
wiederholte es, lauter als zuvor. »Dank des Bundes sind wir Eins. Ohne Eins gibt es Nichts.«
    »Dennoch entehrst du deinen Bund durch deinen Egoismus.«
    »Ich bin nicht …«
    »Du handelst deinen eigenen Bedürfnissen entsprechend«, unterbrach ihn die Lehrerin. Sie ging inzwischen im Kreis um ihn herum. »Nicht den ihren, nicht denen der Einsheit.«
    »Aber …«
    »Einer allein kann nicht Eins sein – auch zweien oder dreien ist dies nicht gegeben. Die Entscheidungen eines Einzelnen sind die der Gesamtheit.« Die
shen
deutete auf Thezaldens Bündnispartner.

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