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ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

Titel: ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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könne Seite an Seite neben seinen Bündnispartnern sitzen, ohne ein einziges Wort mit ihnen zu wechseln? Durch ihren Entschluss zwang sie ihn, sich der Situation zu stellen. Natürlich hatte er Dizhei und Anichent schon während der Klausur und des Tiefsten-Mahls aus den Augenwinkeln beobachtet, doch vergeblich versucht, ihre Gefühle zu erkennen. Beide waren geübt darin, ihre Innenwelt abzuschirmen. Er musste damit rechnen, dass er die Wahrheit erst erfuhr, wenn – falls! – sie sich ihm offenbarten. Das Wiedersehen riss alte Wunden in ihm auf, weckte alte Liebe. Anichents Blick war wieder wach. Er schien die Lähmung abgeschüttelt zu haben, die ihn bei ihrem Lebewohl ergriffen hatte, und wirkte wieder so gefasst und sicher wie Shar ihn kannte. Dizhei hingegen … Sie hatte zweifellos Gewicht verloren. Die Schatten unter ihren Augen verrieten die Last der vergangenen Monate, und doch machte ihr Gesicht keinen hageren Eindruck mehr. Hatten beide gelernt, mit der Trauer zu leben? Hatte er es? Oder hatte er den Schmerz aus sich herausgeschnitten wie erkranktes Gewebe, anstatt zu erkunden, wie es sich
ohne
Thriss in dieser Welt lebte? Er hatte seine Bündnispartner sitzen lassen, so einfach war das. Von all den unerträglichen Optionen, die sich ihm damals boten, war diese die erträglichste gewesen. Zumindest hatte er das geglaubt.
    Der Geräuschpegel in der Halle ließ nicht nach. Angesichts der vielen Hundert noch essenden Personen war das nicht verwunderlich.
    »Thirishar.« Anichent sprach als Erster. Selbstverständlich. Nicht einmal eine Katastrophe vermochte vollends zu negieren, was sie einander schon seit Kindertagen bedeuteten.
    »
Th’se
«, erwiderte Shar. Er wählte bewusst die Koseform, wollte, nein, musste ihnen seine Liebe zeigen. Viele Dinge hatten sich verändert, doch seine Gefühle nicht.
    »Du siehst gut aus«, sagte Dizhei. Sie schob das Essen auf ihrem noch immer vollen Teller hin und her.
    »So wie du,
sh’za

    Stille. Ohrenbetäubend und undurchdringlich.
    Und wieder war es Anichent, der sprach: »Begleitest du uns ins Arboretum? Wir sollten reden.«
    Shar nickte. Er bot Dizhei seinen Arm. Ihr Zögern dauerte nur einen Sekundenbruchteil und doch schmerzte es. Aber was durfte er schon erwarten?
    Anichent ergriff seine Hand. Gemeinsam brachen sie auf.
    Prynn und Thia legten gefühlt mindestens einen halben Kilometer zurück. Zumindest gewann Prynn den Eindruck, dass die Festung mehr mit einer Kleinstadt als mit einem Familiensitz gemein hatte. Der Schlafraum, den sie schließlich erreichten, entpuppte sich als weitere steinerne Halle mit hoher Gewölbedecke. Fresken von geflügelten Kreaturen sowie Knotenmuster schmückten die Seitenmauern. Paravents – dunkler Stoff in klappbaren Metallrahmen – unterteilten den Raum in kleinere Bereiche, von Einzelzimmern keine Spur. Prynn sah, wie ein weibliches Klanmitglied sich ein Schlafbündel aus dem Stapel nahm, der sich an einer der Mauern türmte, die darin enthaltene Matte auf einer freien Stelle des Bodens ausrollte, sich seiner obersten Kleidungsschicht entledigte, sie sorgfältig zusammenfaltete und neben die Matte legte. Erst dann kroch die
shen
unter die Decke. Ein Kissen hatte sie nicht, und niemand löschte das Licht. Niemanden schien es hier zu scheren, neben wem er die nächsten paar Stunden verbringen mochte.
    Das nenn ich mal Vertrauen
.
    Prynn schlenderte an der Mauer entlang und fragte sich, nach welchen Kriterien sie eine Matte für sich wählen sollte. Dieser Mangel an Privatsphäre beschäftigte sie zutiefst. Störte sich Thia nicht daran? Wollte sie nie allein sein?
    »Wir lebten schon immer nach der Maxime:
Gib, wenn andere in Not sind
«, antwortete diese. »Was immer uns zur Verfügung steht, teilen wir mit unseresgleichen.« Thia hatte ein besonders klobiges – und, wie Prynn hoffte, wärmendes – Bündel gewählt und reichte es an sie weiter. »Die Personen in diesem Schlafsaal bedürfen eines Ruheplatzes. Sie tragen einem biologischen Bedürfnis Rechnung, das Gesundheit und Wohlbefinden fördert. Eine neu verbundene Gruppe, die gerade das
Shelthreth
durchlebt, kann aber getrennte, abgeschirmte Bereiche nutzen, um diese heilige Erfahrung ungestört zu machen. Ähnliches gilt für
Zhaveys
, die gerade entbunden haben. Aber das Schlafen ist für uns kein Ritual.«
    Die Informationen inspirierten Prynn, über ihre eigenen Schlafgewohnheiten nachzudenken. Mit einem Mal kamen ihr all die heißen Bäder, Romane und

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