ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
Leute größer oder schlanker werden …«
»Anders gesagt, leiste ich meinen Beitrag für die Gesellschaft.«
»Versuchst du dich wieder in Sarkasmus, Shar?«
Er hob einen Mundwinkel und hoffte, es sah wie ein Lächeln aus.
Prynn setzte eine tadelnde Miene auf. »Hmm. Ich an deiner Stelle würde mich vorerst auf den Sarkasmus beschränken. Den Teil mit dem Lächeln solltest du noch üben.«
Sie ließen sich mit dem Strom über die Nitra-Brücke treiben. Wie Shar aus einem Stadtführer wusste, den er in den Datenbanken des Shuttles gefunden hatte, war die Fußgängerbrücke einen Kilometer lang und spannte sich über den Fluss Frost. Sie verband diesen »Landfinger« mit den Bergen rings um den Hafen. Auch der Moss begrenzte die Gegend um Harbortown auf natürliche Weise.
Als sie den ersten Pfeiler erreichte, wurde Prynn allmählich langsamer, bis sie schließlich ganz stehenblieb. Shar schloss zu ihr auf und als er ihr über die Schulter blickte …
»Du meine Güte«, flüsterte Prynn.
Jenseits der Brücke ragten Harbortowns Gipfel empor, monolithengleiche schwarze Juwelen am Horizont. Wie vom Himmel gefallene Sterne krönten sie die Stadt. Licht in allen erdenklichen Farben erhellte die Räume zwischen den Häusern, fiel auf die Wehrmauern und breitete sich aus, wo immer es Raum dazu fand. Selbst aus der Entfernung hörte Shar schon den Jubel und den Herzschlag der Trommeln, Zimbeln und Gongs – und das trotz des Flusses, der schäumend und rauschend unter ihm gen Meer strömte. Hinter sich wusste Shar die Türme, die über Wasser und Stadt gleichermaßen wachten. In alter Zeit, so erklärte er Prynn, hätten Besucher wie sie sich erst dem Turmwächter im rituellen Kampf stellen und so beweisen müssen, dass sie würdig waren, den Ort zu betreten. Heute waren die Türme unbesetzt. Der Blick ihrer dunklen Fensteraugen ging genauso ins Leere wie der ihrer entfernten Verwandten an den anderen drei Meereszuflüssen, blind für das Spektakel auf den Straßen.
Prynn ergriff Shars Hand. »Na komm«, sagte sie, und gemeinsam liefen sie los. Sie lachte, als sie sich durch die Menge schlängelten. In letzter Sekunde vermieden sie es, einige Passanten, die plötzlich ihren Weg kreuzten, umzurennen. Sie lachte und lachte.
Als sie das andere Ufer erreicht hatten, atmete sie schwer und war schweißgebadet.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
Sie stand gebeugt, doch sie grinste. Langsam streckte sie die Hände nach ihren Socken aus, die vor Schweiß fast durchsichtig waren, und zog an dem dünnen Stoff. Nach dem Lauf und bei der unerwartet hohen Luftfeuchtigkeit wunderte es Shar nicht, dass ihre Sachen nass waren. Er wünschte, er könnte sich einiger Kleidungsschichten entledigen, wusste aber nicht, wie Prynn auf einen solchen Vorstoß reagieren mochte.
»Wir könnten versuchen, dir in der Stadt etwas zum Umziehen zu organisieren«, sagte er.
»Nö, ich mach’s mir nur schnell etwas bequemer, bevor ich noch ersticke. Rühr dich nicht vom Fleck!« Damit verschwand sie hinter einem breiten
Taras
-Baum. Kurz darauf erschien sie wieder, die zerknüllten Socken in der Hand und das
Ceara
-Oberteil deutlich gelockert. Sie hatte es sich der Länge nach um den Oberkörper gewickelt. Es endete nun oberhalb ihres Brustbeins, und die Fransen waren hinter ihrem Nacken verknotet.
Prynn fuhr sich mit den Fingern durch das kurze schwarze Haar, verwuschelte es zu seinem gewohnten Aussehen, und strich noch einige Stofffalten glatt. Dann drehte sie sich um, damit Shar ihr Werk von allen Seiten betrachten konnte. »Geht das so, oder wird mich irgendein andorianischer Purist attackieren, weil ich die
Ceara
falsch herum anhabe?«
Er starrte sie an. Mondlicht fiel auf ihre nackten Schultern und wohlgeformten Hüften, und der schimmernde Stoff unterstrich ihre Schönheit. So mochten Wesen aus den Legenden aussehen.
»Shar?« Ihre Augen wurden schmal. »Ich kann mich auch wieder umziehen.«
Mit einem Mal fühlte er sich wie ein offenes Buch und wandte sich schnell ab. »Du bist … atemberaubend«, gestand er.
Sie errötete. »Ich wollte zwar kein Kompliment provozieren, aber … Danke.«
Er ließ sich von ihr zur Großen Treppe führen, deren steile, in den Fels gehauene Stufen zum Zentralkanal führten, der Hauptstraße, die parallel des Flusses verlief. Ein Dach aus Lehmziegeln schützte die Stufen vor den Elementen, wann immer der Regen fiel, und der Weg schien trocken zu sein. Blaugrüne Leuchtelemente im Treppeninneren
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