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ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

Titel: ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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erhellten ihn. Eine frische Meeresbrise brachte salzige Gischt und kitzelte die krummen alten Bäume am Wegesrand, dass deren Astwerk ächzte. Insektenchöre übten sich in ihrem Zirpen, unbeeindruckt vom Lärm der Festlichkeiten.
    Prynn hakte sich bei Shar ein. »Es wird auch getanzt, oder?«
    Diesmal hatte sein Lächeln nichts Gespieltes.
    Der Zentralkanal erwies sich als fast unüberquerbar. Überall drängten sich die Feiernden aneinander und schoben sich sogar in die Seitenstraßen, die in unregelmäßigen Abständen vom Kanal abzweigten. Prynn fiel das gar nicht auf. Sie hatte das Gesicht nach oben gewandt und betrachtete mit gierigen Augen die Bahnen purpurnen Stoffes, die über der Straße hingen. Schillernde metallene Fäden waren darin verwoben, bildeten in mosaikartigen Mustern geflügelte Kreaturen und den Blick verwirrende optische Illusionen endlos scheinender Kreise. Unter den Stoffbahnen folgten reihenweise Papierlaternen, leuchtend wie hauchdünne Juwelen. Und erst der Lärm! Reiben, Stoßen, Singen, Jubeln, Klopfen, Reden, Schreien – alles verband sich zu einer geräuschvollen Fuge.
    Sie konnte kaum alles erfassen. Ihre stimulierten Sinne ergaben sich der salzigen Luftfeuchtigkeit, dem herben Geruch des auf Holzkohle grillenden Tierfleisches und der üppigen honigsüßen Reife, die sie als Duft andorianischer Überanstrengung kennengelernt hatte. So dick lagen die Eindrücke in der Luft, dass sie sich vorkam, als trinke sie, statt zu atmen.
    Lachend drehte sie sich um und betrachtete die Szenerie mit Staunen. »Dieser Ort ist unglaublich, Shar. Absolut beeindruckend! Warum bist du je hier weggezogen? Na ja, mal abgesehen von deiner Mom und so …« Ihre Stimme wurde leiser, dann seufzte sie. »Ach, vergiss es.«
    »Bedauerlich, dass die Umstände derart komplex sind.«
    »Insbesondere da sie dich zwingen, all
das hier
aufzugeben«, betonte sie.
    Shar führte sie vom Kanal in eine Seitenstraße, die mit sonnenblumengelbem Stoff überdacht war. Der Gedanke, über diese Gassen zu streifen und sich an den lebendigen Farben sattzusehen, elektrisierte Prynn. Vor sich sah sie einen dunklen Durchgang, auf den neue Lichter, neue Feierfreuden folgten, und begriff, dass sie und Shar eine kürzere und schmalere Version der Flussbrücke überqueren mussten, um die benachbarte Straße zu erreichen. Prynn blickte sich um und sah Harbortown als ein Mosaik aus schwarzer Nacht und glühenden Farben, ein Irrgarten aus kopfsteingepflasterten Wegen, Brücken und Hausfassaden voller protziger Skulpturen und dramatischer Fresken. Schmuckvoll verzierte Säulen, von denen blauorange Flammen ausgingen, markierten nahezu jede Straßenecke. Monsterfratzen von vulgärer Wildheit starrten ihr von jedem Türsturz entgegen und bleckten ihre Reißzähne. Ringsherum flanierten Wesen aus allen Ecken des Quadranten umher, selbst Spezies, die Prynn nicht kannte, waren vertreten. Viele hatten sich Wächterikonen oder Naturmotive auf die Haut gemalt und trugen fantasievolle Kleider, auch wenn einige aus eher wenig Stoff bestanden.
    Eine Unachtsamkeit ließ Prynn in ein Gewirr sich windender Tänzer stolpern. Die Gruppe hatte unheimliche glasige Augen und befummelte ihr Gewand. Ein Tänzer presste sein Gesicht gegen ihren Bauch, ein anderer gegen ihren Nacken. Sie umklammerten sie wie mit Tentakeln. Nur ein paar gut gezielte Stöße mit dem Ellbogen befreiten Prynn aus der unangenehmen Gruppenumarmung. Schaudernd entfernte sie sich.
    Shar deutete auf die gelben Streifen auf den Armen und Gesichtern der Tänzer.
Saf
, so erklärte er, wechsle die Farbe, wenn es mit der körpereigenen Chemie reagiere. Mit einem Mal sah Prynn die forsche Art der Männer zwar mit anderen Augen, lockerte ihren festen Griff um Shars Arm aber keinen Deut.
    Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft fielen ihr Andorianer in Kostümen auf, die keine
Ceara
waren und auch den anderen Gewändern nicht ähnelten, die sie sonst im Klansitz oder auf Deep Space 9 gesehen hatte. Einer trug einen knielangen Rock und ein lockeres, ärmelloses Kettenhemd. Seine Oberarme waren mit dicken metallischen Bändern umwickelt. Er hielt Händchen mit einer Person, deren Outfit an die Wärter erinnerte, die Prynn im Klan kennengelernt hatte: Beinlinge, Waffenrock, Brustplatte und Handschuhe.
    Shar entging ihre Neugierde nicht. Anhand mehrerer Beispiele schilderte er ihr, dass die in traditionellen Gewändern erschienenen Andorianer ganz gehorsam auf dem Weg zu einem der Wächtertempel waren,

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