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ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

Titel: ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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sie sein Kinn in die Hand und hob es, bis sie Shar direkt in die Augen sehen konnte. »Sparen wir uns die Spielchen, Thirishar«, bat sie mit sanfter Stimme.
    Er aber spürte ihre Anspannung. »Spielchen? Ich weiß nicht, was du meinst …« Dabei drehte er leicht den Kopf, versuchte ihren Griff zu lockern.
    Charivretha erlaubte es nicht, forderte weiterhin Augenkontakt. Doch ihr emotionaler Schutzschirm schwankte. Mit einem Mal sah und begriff Shar ihre Verbitterung und den Schmerz, der sie verzehrte.
    »Ich habe dich beschatten lassen, Shar«, gestand sie frei heraus. »Seit Deep Space 9. Auf der
Viola
saß jemand, der dich für mich im Auge behielt.«
    »Du spionierst mir nach«, flüsterte er, spannte die Muskeln an.
    »Was hättest du an meiner Stelle getan? Du hast dich nicht gerade als jemand erwiesen, der seine Verpflichtungen respektiert.«
    »Und respektierst du die Trennung zwischen mir und meinen Bündnispartnern?«
    »Die hast du dir noch nicht verdient, Thirishar. Erst wenn mein Sitz im Föderationsrat sicher ist, darfst du deiner Wege gehen. Nicht früher.«
    »Ist es das, was ich für dich bin? Ein Werkzeug? Eine Spielfigur?«
    »Du hast keinerlei Zweifel daran gelassen, wie sehr du mich verachtest …«
    »Das ist weder fair noch wahr …«
    »… und alles, für das ich stehe. Ich akzeptiere das. Du jedoch weigerst dich, zu akzeptieren, dass du einzig meinetwegen da bist, wo du heute stehst: als respektierter Wissenschaftsoffizier der Sternenflotte mit prestigeträchtigem Posten. Shar,
ich
habe dir diesen Weg geebnet! Ich gab dir die Chancen, die dir die von dir ersehnte Karriere ermöglichten.«
    »Dann bin ich also nichts ohne dich, ja?
Wäre
nichts ohne dich.«
    »Ich schenkte dir das Leben!«, zischte sie.
    So nah vor ihr lief er Gefahr, von ihren brodelnden Emotionen mitgerissen zu werden. Shar weigerte sich, sich von ihr einwickeln zu lassen. Er riss sich los, trat zur Karaffe und goss sich Wein in den benutzten Kelch. Dann legte er den Kopf in den Nacken und leerte den Kelch in einem Zug. Der Wein brannte angenehm in seiner Kehle, vermochte aber nicht seine Fassung wiederherzustellen. »Du hast mir nachspioniert.«
    Charivretha wandte sich um und drehte ihm den Rücken zu. Ihr langer Schatten fiel über ihn.
    Einen Moment lang verharrten sie so, schweigend und reglos. Shar fragte sich, ob das Schlimmste bereits überstanden war, als ihm plötzlich etwas Entsetzliches klar wurde. Der Verdacht war so dreist, so unerhört, dass Shar nicht glauben wollte, sie wäre tatsächlich zu so etwas fähig.
    »Das war nicht das erste Mal, richtig?«, sagte er.
    Schweigen.
    Er fand kaum die Worte, die Vorstellung allein war schon zu viel. »Seit ich zur Akademie aufbrach?«
Bitte, sag mir, dass ich mich irre
.
    Charivrethas Schultern sackten. Als sie sich zu ihm drehte, waren ihre Züge verzerrt. »Ich wollte nie etwas anderes, als dich beschützen, Shar. Du bist das Kostbarste für mich, mein
Chei
. Das musst du mir glauben.«
    Die Zeit blieb stehen. Stumm vor Entsetzen, spürte er sein Herz vor Zorn rasen, seine Ohren rauschten und seine Hände zitterten. Shar sah seine
Zhavey
an, suchte nach Verständnis und fand doch keinerlei Reue in ihrem erblassenden Antlitz.
    Vretha hielt seinem Blick nicht stand. »Ich habe Zhende aufgetragen, deine Sachen zu holen. Er bringt sie auf mein Schiff. Vor Tagesanbruch brechen wir auf.« Dann ging sie an ihm vorbei zum Ausgang. Als sie Shar passierte, berührte sie seinen Arm, wie sie es in seiner Kindheit getan hatte, wenn er traurig war, und streifte seine Antennen mit den ihren. Er horchte ihren festen, gleichmäßigen Schritten auf dem Steinboden, bis sie fort und er allein war.
    Wohin kann ich mich wenden? Nach Hause?
    Ich gehöre nirgends hin. Zu niemandem
.
    Dunkelheit erfüllte ihn, und alles, woran er glaubte, was er wollte und zu wissen gedacht hatte, verlor sich in ihr. Blind irrte er durch die Schwärze, suchte nach Antworten – und fand Prynn. Er musste bei Prynn sein, brauchte sie – das wusste er plötzlich so sicher wie seinen Namen. Er brauchte Prynn, weil Prynn verstand. Sie verstand diese verwirrende schwarze Leere in ihm, denn die gleiche Leere existierte in ihr.
    Ohne auf den Weg zu achten, ging – rannte – er los, verlor sich in dem Gewirr aus bemalten Gesichtern, und fand instinktiv die Schlafhalle. Dann sah er sie, das Gesicht müde vor Sorge, und Frieden kam über ihn wie eine warme Welle.
    »Komm mit mir«, sagte er und streckte Prynn die

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