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ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

Titel: ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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Shars und Prynns Ankunft niemand gekommen – bis zum Morgen, als die Ausreißer aus Harbortown zurückgekehrt waren. Nur das unterirdische Schienennetz, das die fünf größten Klanhäuser der Halbinsel miteinander verband, war aktiv gewesen. Die Analyse der Bahndaten und die Suche nach etwaigen Augenzeugen erwies sich aber als quälend langsam. In Cheen-Thitar lebten stets mindestens siebentausend Personen. Selbst wenn man die üblichen Verdächtigen – aktive Visionisten oder Sympathisanten, Leute mit Groll gegen Vretha – abzog, wurde die Liste kaum kürzer, und Sessethantis zh’Cheen stand an oberster Stelle.
    Phillipa hatte jedoch eine eigene Theorie. Mit einem doppelten
Katheka
gestärkt – dem hiesigen Äquivalent von Kaffee oder
Raktajino
– zog sie durch die gewundenen Steingänge des Klanhauses, um diese zu beweisen.
    Mit leisen Schritten betrat sie den Kinderhort. Abgesehen von ein paar
Zhaveys
, die ihre Kleinen in Waschbecken badeten, war der gemütliche Raum leer. Vom Boden bis zur Decke reichende Wandteppiche zeigten ländliche Gebirgsszenen – eine Sinfonie aus warmen, beruhigenden Erdtönen. Ein weiterer Teppich lag auf dem kühlen Steinfußboden, wo sich unachtsam zurückgelassene Schlafbündel türmten. In der Luft hing der saure Geruch frisch zermanschter
Xixu
-Wedel, einem Frühstücksgericht. Wie Phillipa wusste, war dies die erste feste Nahrung, die die hiesigen Säuglinge bekamen.
    Thia, das Ziel ihrer Suche, nahm sich gerade eine dampfende Tasse aus dem Replikator. Bevor Phillipa etwas sagen konnte, hob Thia die Hand. »Ich weiß, weshalb Sie hier sind.«
    »Ach ja?«
    Sie nickte, atmete tief ein und drehte sich erst dann zu Phillipa um.
    Der Counselor musste nicht fragen, wie die junge
Zhavey
geschlafen hatte. Ihre sonst so strahlende Miene wirkte graublau, ihre Gewänder waren zerknittert. Die Beherrschung, die Phillipa von Thia zu erwarten gelernt hatte, ging ihr an diesem Morgen völlig ab.
    »Sie glauben, ich wüsste etwas über Charivrethas Verschwinden.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, spielte Phillipa mit.
    »Weil …« Sie schluckte schwer. »Weil es stimmt.«
    Vretha spürte, wie das
Saf
nachließ. Ihre Muskeln schmerzten von den konzentrierten Energieschüben, die stets mit seiner Einnahme einhergingen. Sogar ihre Knochen taten ihr weh.
Ich bin zu alt für diese Art der Stimulanz
, dachte sie. Erinnerungen an ihre ersten Experimente mit der Droge kamen ihr in den Sinn – damals, mit ihren Partnern. Vretha verstand, wie wichtig das
Saf
im
Shelthreth
war, hatte aber schon damals das Gefühl gehasst, die Kontrolle zu verlieren. Ihr Körper war ihr wie ein von ihrem Geist getrenntes Ding erschienen, eine Wesenheit, die nach eigenem Ermessen handelte und nicht ihrem Willen unterworfen war.
    Leider machten die halluzinogenen Eigenschaften des
Saf
es Vretha nahezu unmöglich, sich an die Ereignisse der vergangenen Stunden zu erinnern. Sie hatte an ihrem Schreibtisch gesessen und sich auf die Subraumkonferenz vorbereitet, als sie hinter sich Schritte hörte. Ihren Assistenten erwartend, hatte sie sich umgedreht, um ihm ein Padd zu reichen – und der Rest waren nur verzerrte Momentaufnahmen, Farben und Klänge, gefiltert durch ein chemisches Prisma. Das Zischen eines Zuges, ein über Wasser preschendes Aquacraft, und nun dieser Ort. Vretha bewegte vorsichtig die Arme und stellte wenig überrascht fest, dass sie gefesselt waren. Gleiches galt für ihre Beine. Vermutlich dienten die Metallbänder, die in ihre Oberarme schnitten, zudem als Transporthemmer. Wer immer hinter dieser Entführung steckte, wollte es etwaigen Rettern unmöglich machen, sie rauszubeamen. Wollte ein Sicherheitstrupp Vretha helfen, würde er sich auf eine direkte Konfrontation einlassen müssen.
Eine weise Strategie
, urteilte Vretha.
Sie verschafft ihnen die Zeit, ihre Forderungen zu bekommen
.
    Vretha rührte sich nicht. Die Entführer sollten glauben, sie sei noch bewusstlos. Sie hatte die Augen gerade so weit geöffnet, dass sie ihre Umgebung genauestens beobachten konnte. Fester und doch unruhiger Boden unter ihr: Sand. Die Luft: kein Wind, kühl, modrigfeucht. Schroffe Steinwände. Kaltes blauweißes Kunstlicht. Eine Höhle also. Und nach der Konstanz der Temperatur zu urteilen, lag sie ziemlich tief unter der Oberfläche.
    »Willkommen zurück, Rätin«, erklang eine sanfte Stimme in den Schatten.
    Vretha reagierte nicht, schloss die Augen. Sie wollte ihm nicht zeigen, dass sie sich seiner Anwesenheit

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