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ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

Titel: ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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bewusst war.
    »Na, kommen Sie. Schauspielerei mag Ihnen bei Ratssitzungen nutzen, aber nicht hier. Wir sind nur zu dritt.«
    Ein Stiefel tippte gegen ihr Bein.
    Wütend ob der rauen Behandlung, spuckte Vretha vor sich auf den Boden.
    »Na, na, na!«
    Sie sah auf. Ein breitschultriger
thaan
in einem mit pinkfarbenem Staub bedeckten Allwetterpullover kauerte neben ihr. Seine Augen unter den buschigen Brauen zeugten nicht von der Grobheit, die Vretha bei einem Entführer erwartet hatte. Sein faltenfreies Gesicht verriet seine Jugend. Er konnte kaum älter als Shar sein. Der Mann reckte das Kinn vor. Der aristokratische Schwung seiner Nase und Wangenknochen harmonierte perfekt mit seiner eleganten Körperhaltung.
Das ist kein Söldner
, dachte Vretha und seufzte innerlich.
Sondern ein Jungspund mit einer Mission. Revolutionäre sind immer jung
. Vor langer Zeit hatte auch sie das Feuer in sich gehabt, das sie nun in diesem
thaan
erkannte. Nun jedoch … Nun kannte sie die Realitäten innerhalb des Quadranten. Der Großteil ihrer Kraft ging inzwischen dafür drauf, den Status quo zu bewahren. Es blieb kaum Energie übrig, um für eine Verbesserung der Situation zu kämpfen.
    »Werden Sie mich töten?«, fragte sie. Ihr Hals war rau. Sie räusperte sich, schluckte, doch die Heiserkeit blieb.
    Eine zweite Person, ein
chan
, hielt ihr einen Wasserschlauch an den Mund, doch Vretha presste die Lippen zusammen.
    »Es ist nicht vergiftet«, sagte der
thaan
. Er nahm dem
chan
den Schlauch ab und goss sich etwas in den eigenen Mund. Dann bot er ihn erneut Vretha an.
    Sie trank gieriger, als ihr lieb war. Dehydrierung und Hunger machten sich bemerkbar. Als sie den schlimmsten Durst gestillt hatte, schob sie den Schlauch mit dem Kinn fort.
    »Die eigentliche Frage lautet: Würde Ihre Ermordung unserer Sache dienlich sein?« Der
thaan
beugte sich ganz dicht zu ihr. »Und die Antwort, Rätin, steht noch aus.«
    Shar war derart voll mit Schmerzmitteln und Flüssigkeit, dass er sich wach und fit genug fühlte, ch’Shals Fragen über sich ergehen zu lassen. Das Getränk der Reiji war mit mehr
Saf
versetzt gewesen, als gesund für ihn war, doch sein andorianischer Metabolismus kam weit besser damit zurecht als Prynns.
    Prynn. Der Gedanke an sie weckte Schuldgefühle, die sogar die nach Thriss’ Selbstmord in den Schatten stellten. Shar erinnerte sich nur bruchstückhaft an die vergangene Nacht. Als er erwachte, den Kopf auf den eigenen Arm gebettet, hatte er Prynns Duft auf seiner Kleidung bemerkt und war plötzlich aufgeregt – vor Freude und Scham gleichermaßen. Ob sie ihm je verzeihen könnte? Sie hatte ein schlechtes Gefühl gehabt, als sie das Reiji-Camp erreichten, doch anstatt auf sie zu hören, hatte er zugelassen, dass sie beide unter Drogeneinfluss gerieten. Eine Überdosis, die sie beinahe zum
Tezha
getrieben und Prynn das Leben gekostet hätte. Shar konnte es ihr nicht verdenken, falls sie den ersten Transport in die Heimat nehmen wollte.
    Vorhin, als er nach ihr gesehen hatte, hatte sie tief und fest geschlafen. Er hatte an ihrem Bett gesessen und sie beobachtet, ihre langsamen Atemzüge, ihre geschwungenen dunklen Wimpern. Und eine Flut von Emotionen hatte ihn mitgerissen. Prynn bedeutete ihm so viel. Es war falsch gewesen, ihr die Mitreise zu gestatten. Er hätte darauf bestehen müssen, dass sie auf DS9 blieb. Hätte er seine ursprüngliche Absicht umgesetzt und seine Brücken nach Andor abgebrochen, wäre Prynn nie in Gefahr geraten und
Zhavey

    Ch’Shal hatte ihm auf einem Padd die Sicherheitsaufnahmen gezeigt: unscharfe, tonlose Bilder aus dem Untergrundtransportnetz, die für Shar keine Bedeutung hatten. Und ch’Shal hatte Fragen gestellt, Unmengen an Fragen: Wann er zuletzt mit Charivretha kommuniziert hatte. Welche Umstände ihn statt zur Hauptstadt, wie eigentlich geplant, nach Thelasa-vei geführt hatten. Jedes Wort aus seiner letzten, bitteren Unterhaltung mit
Zhavey
. Die Details seiner Begegnungen mit den anderen Besuchern und Bewohnern des Klansitzes … Die Liste schien endlos zu sein, Fragen über Fragen, und irgendwann hatte Shar geglaubt, seine Antennen müssten vor Anspannung durchbrechen.
    Shar und sein Gegenüber saßen an einem Tisch in einer der Bibliotheken des Anwesens, umgeben von Bergen alter Schriftrollen und unbezahlbaren Kristallskulpturen. Plötzlich berührte ch’Shal seinen Komm-Anhänger, scheinbar reagierte er auf einen Anruf. Dann entschuldigte sich der
chan
und versprach, bald

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