ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
ging und eilte die Stufen zum Oberdeck hinauf.
Die Reling trennte Rena und Jacob. Er sah nicht zu ihr rüber, und das überraschte sie nicht. Das Boot näherte sich den Docks, und schon erkannte sie vertraute Gesichter in der wartenden Menge: Halar, ihre Freundin seit Kindertagen, in Studierrobe und mit schöner Frisur. Kail, über den sie als Kind noch dachte, sie müsste ihn heiraten. Nun war sie sich nicht mehr so sicher.
Die Planke wurde ausgefahren. Rena wartete, bis Jacob von Bord gegangen war, dann ging auch sie. Kaum hatten ihre Füße die Planken des Docks berührt, schlang Halar ihre Arme um sie und drückte sie begeistert.
»Du bist in Sicherheit! Oh Rena! Wir hatten solche Sorge, als wir vom Sturm hörten.« Sie deutete zu Kail, der wohl Teil des Wirs war. »Du musst dich zu Tode gefürchtet haben.«
»Ich hatte schon entspanntere Reisen«, gestand Rena. Kail trat wie selbstverständlich neben sie. Seine Arbeitskleidung stank nach Öl und Rauch, und als er sie umarmte, musste sie sich anstrengen, nicht zu keuchen.
Kail war Lehrling eines Handwerkers. Er hatte nicht immer im Feuerraum gearbeitet, war kürzlich aber degradiert worden, nachdem er sich mit seinem Vorgesetzten gestritten hatte. Rena hatte versucht, ihm ein geduldiges Ohr zu schenken, hatte bei jedem ihrer Besuche aber Schwierigkeiten, ihm bei seinen Klagen über die vermeintlich schlechte Behandlung zuzustimmen. Und während Topas letzter Tage war sie ohnehin zu beschäftigt, sich groß mit ihm zu befassen. Nun schien es ihr, als habe Kail sich in dieser Zeit verändert. Rena empfand Erleichterung, kein Heiratsabkommen geschlossen zu haben. Vielleicht gewöhnten sie sich ja wieder aneinander, zumindest hoffte sie es. Seltsam, sie hatte den Sex mit ihm gar nicht vermisst. Es hatte immer einen Grund gegeben, es nicht zu tun: mal Topas Pflege, mal die Arbeit in der Bäckerei. Und nach Topas Tod wollte sie ohnehin allein sein und trauern.
Und dann war Jacob aufgetaucht. Rena fragte sich, ob sie inzwischen nicht doch mehr als nur die Umstände dazu trieben, Kail mit Zurückhaltung zu begegnen. Seufzend trat sie ein wenig von ihm weg, lockerte seinen Griff um ihre Hüfte.
Inmitten der bajoranischen Fischer und Aquakultur-Arbeiter, die auf den Docks versammelt waren, ragte Jacob buchstäblich heraus. Selbst in der Fremde bewegte er sich sicher und selbstbewusst. Rena dachte an ihre erste Begegnung – war wirklich erst ein Tag seit der Raststätte vergangen? – und begriff, dass er ihr genau deswegen aufgefallen sein musste: weil er sich in seiner Haut so wohlfühlte. Ihre Blicke folgten ihm, bis sie Halars auf sich ruhen spürte.
»Du siehst zu Jake Sisko, oder?«, fragte Halar und klatschte freudig in die Hände.
Wer, wenn nicht sie, würde den Sohn des Abgesandten erkennen? Halar verfolgte Siskos »Wirken« doch, seit er vor acht Jahren den Himmlischen Tempel geöffnet hatte. Rena verstand plötzlich, dass Halar niemand Unbekannten meinte, sondern
ihren
Jacob. »Jacob
Sisko
?«, fragte sie und starrte sie an.
»Jacob, Jake.« Halar zuckte mit den Schultern. »So oder so, er ist ein Sisko. Sohn des Abgesandten. Ich bin ja fast gestorben, als ich dich mit ihm die Planke hinunterkommen sah. Hast du ihn an Bord getroffen?«
Jacob Sisko. Sohn des Abgesandten. Mir scheint, ich bin hier nicht die Einzige mit Geheimnissen
.
Kapitel 11
Sisko
Ein sanfter, synkopischer Rhythmus schlich sich in Ben Siskos Träume, hob ihn an und versuchte, ihn zurück in die Welt der Wachen zu tragen.
Noch nicht
, dachte Ben.
Nur noch einen Moment liegen bleiben
… Für einen zeitlos kurzen Augenblick war ihm, als entsinne er sich der Methodik, als wisse er wieder, wie man eine Sekunde nahm, sie gliederte und vibrierend in der Luft verharren lies. Klavierklänge, Bass und Drums webten in seinem Verstand eine Geschichte, er fühlte das Metronom hinter seinen Lidern langsamer werden und anhalten, und einen Moment lang hing er einfach nur da, zwischen dem Tick und dem Tack. Die Musik spielte weiter, doch Sisko konnte sich nicht bewegen.
Und nun sprechen die Propheten
, dachte er. Er wartete, gefangen in dem Versuch, sein geistiges Auge festzuhalten …
Oder vielleicht auch nicht
…
Er öffnete die Augen, und der Moment zwischen den Momenten endete. Blassgrünes Licht tanzte durch ein Dach aus Blättern. Der Garten. Er berührte den kühlen Rasen neben sich. Kasidy musste gegangen sein, seit er eingeschlafen war. Ein Seufzen erklang an seinem nackten
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