ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
merkte sie. Einen Augenblick später kam die Erinnerung an die vergangene Nacht zurück und ließ sie erröten. Rena schwang die Beine über die Bettkante und sprang zu Boden.
Ich muss hier raus. Sie fand den Haufen mit ihren feuchten Kleidern, wo sie ihn in der vergangenen Nacht hingeworfen hatte. Sie waren noch zu schmutzig und feucht, um in ihnen weiterzureisen. Auch der schlammummantelte Rucksack, an dessen Seiten der dreckige Inhalt herausquoll, erinnerte an die beschwerliche gestrige Reise.
Und das Grunzen, das nun vom oberen Bett kam, erinnerte sie an den Rest. Schnell schlüpfte Rena in ihre Unterwäsche und den übergroßen Ranger-Overall, klaubte ihr »Opfer-Paket« zusammen und verließ das Quartier. Sie suchte nach dem Bad, fand es und damit eine kleine Zuflucht. Die Chance, ihr inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. Doch irgendwann waren alle Reinigungsrituale, für die sie die Werkzeuge hatte, vollzogen, und sie musste zurück zu Jacob. Sie hatte keine Ahnung, was sie ihm sagen sollte.
Rena zählte nicht zu denen, die mit den Gefühlen der Männer spielten. Manche ihrer Klassenkameradinnen verschwendeten keine weiteren Gedanken auf ein paar gestohlene Küsse und empfanden auch kein Bedauern über eine Nacht betrunkenen Verkehrs mit einem Fremden, wenn der Sex wenigstens gut gewesen war. Doch Rena war da anders. Sie küsste nur selten einen Mann, entsprechend wenig Erfahrung hatte sie darin, was man danach sagen sollte. Sie entschloss sich für die Wahrheit.
Zögerlich gab sie den Türcode ein. Als sie eintrat, war Jacob bereits wach und angezogen. Er packte seine Habseligkeiten zusammen, und sobald er Rena sah, wich das Sanfte in seinen Zügen offenkundiger Vorsicht. Abermals verfluchte sie sich dafür, ihre Gefühle nicht verbergen zu können. In diesem Fall half ihr dies aber vielleicht, den Schlag abzumildern.
»Sag’s nicht«, begann Jacob kopfschüttelnd. »Es war ein Fehler, du willst, dass wir Freunde bleiben …« Er stopfte schmutzige Kleidung in eine Tasche seines Gepäcks.
»Nein, es war kein Fehler«, sagte Rena und berührte ihn am Arm. »Ich … Wir taten es bewusst, und es war richtig, weil wir beide ein wenig Entspannung brauchten.«
Er entzog sich ihr. »Entspannung? Bei dir klingt das, als wäre ich so was wie ein Lieblingskissen.«
»Ich darf dich nicht zu mehr werden lassen.«
»Weshalb? Weil ich nicht in Topas Plan passe? Weil ich nicht aus Mylea stamme? Warum, Rena? Sag es mir, denn ich habe nicht das Glück, dass die Propheten mir
meinen
Weg zeigen.«
Sie konnte ihm seine Bitterkeit nicht verübeln. »Wenn ich es könnte, würde ich dich bitten, mit zu mir nach Hause zu kommen. Ich würde dich einladen, in einer der Wohnungen meiner Familie zu bleiben, damit wir sehen, ob sich etwas zwischen uns entwickelt. Aber ich kann das nicht.«
Erkenntnis erhellte seine Züge. »Weil es jemand anderen gibt. Jemanden, mit dem du Topas Willen nach zusammen sein sollst.«
»Ja. Und nein.« Sie biss die Zähne zusammen und atmete frustriert aus. »Bevor ich zur Universität ging, traf ich eine Abmachung mit jemandem, den ich seit Kindertagen kenne. Als ich vor einigen Monaten zum ersten Mal heimreiste, war ich bereit, sie zu brechen, aber dann sah ich, wie glücklich Topa darüber war und ich fühlte mich, als schulde ich es ihm, es noch einmal zu versuchen.«
Mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung schloss Jacob seine Tasche und schulterte sie. »Prima. Es liegt mir fern, mich deinem Weg in den Weg zu stellen.« Ohne ein weiteres Wort schob er sich an ihr vorbei.
Für einen langen Moment stand Rena mitten in der Kammer und konnte sich vor lauter Schmerz nicht rühren. Sie wusste nicht, was sie stärker schmerzte: der Bruch ihres implizierten Versprechens oder Jacobs gebrochenes Herz. Sein Aufbruch hatte sie am Boden zerstört. Sie musste sich zwingen, ihm nicht nachzulaufen, sich zu entschuldigen und um die Chance eines kompletten Neuanfangs zu bitten, diesmal ohne Geheimnisse. Seine Worte, sein Verständnis für ihre Kunst, seine Sanftheit und das Gefühl, das seine Küsse in ihr weckten – all dies hatte sie tief berührt, und sie hätte alles darum gegeben, in diesem Moment einen Drehkörper zur Hand zu haben, der ihr den nächsten Schritt aufzeigen konnte.
Ein tiefer Signalton riss sie aus ihren Gedanken und vermeldete die Ankunft des Patrouillenbootes im Hafen.
Schluss mit dem Versteckspiel, Rena. Stell dich endlich deinem Leben
. Sie schloss ihre Tasche so gut es
Weitere Kostenlose Bücher