ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
sie, bis ein weiterer Buzzer aus der Backstube verkündete, dass die nächste Fuhre fertig war. Marja entschuldigte sich und ließ Rena und Jacob allein im Geschäft zurück.
»Tag auch, Jacob Sisko«, murmelte Rena. »Ergibt schon Sinn, dass der Sohn des Abgesandten nach Feierabend den edlen Ritter für in Not geratene Damen mimt.«
»Und du?«, blaffte er zurück. »In letzter Zeit mal mit Kail gesprochen?«
»Heute noch nicht. Aber bleib noch ein Weilchen. Ich stelle ihn dir gern vor, wenn er für sein Frühstücksgebäck auftaucht.« Rena hob die Körbe aus dem Schaufenster und füllte sie mit ansehnlichen Dessertstücken.
Jacob streckte sich gerade nach einem besonders verschmierten Fenster und musste sich dafür über ihre Schulter beugen. Rena, die am Boden kauerte, bekam davon jedoch nichts mit. Als sie zurücktreten und ihre Dekoration begutachten wollte, prallte sie gegen seine Brust. Das Blech in ihren Händen kippte, und ein Dutzend mit Mousse gefüllte Teilchen fiel auf den Boden. Renas Herz setzte einen Schlag aus. Schnell hob sie das Blech wieder an, verhinderte Schlimmeres, und atmete tief durch. »Ich weiß nicht«, sagte sie dann, »was du hier beweisen willst.«
»Ich bin bloß ein hungriger Mann auf der Suche nach seiner Morgenmahlzeit«, sagte Jacob und legte die Sprühflasche mit dem Reinigungsmittel zurück in den Eimer.
Marja erschien, in jeder Hand einen kleinen Brotkorb. »Ihr zwei. Bringt das zu Fofen.«
Ein Protest hätte mehr über ihre Beziehung zu Jacob verraten, als ihre Tante erfahren sollte. Daher akzeptierte Rena den Auftrag ohne Murren und trat aus der Tür, Jacob an ihrer Seite.
Trotz der Spannung, die zwischen ihnen herrschte, fand Rena überraschend schnell zurück in seinen Schrittrhythmus, wie schon auf ihrem Marsch zur Flussstraße. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Könnten sie doch nur neu anfangen. Gerne auch lange vor gestern, als sie gerade aus der weiterführenden Schule gekommen war und die Aussicht auf eine Ehe mit Kail noch perfekt in ihr Leben zu passen schien. Doch inzwischen, so rief sie sich zur Ordnung, war sie Topa verpflichtet.
Lebe für Bajor
, hatte er ihr aufgetragen.
Lebe für Mylea. Lass nicht zu, dass unsere Traditionen zur Geschichte verkommen. Gib sie an meine Enkelkinder weiter
.
Nur ein Ellbogenstubser von Topas Pagh hätte ihr ihre Pflichten deutlicher ins Gedächtnis rufen können als Kails Stimme, die plötzlich durch den Nebel drang. Rena vermutete, er unterhielt sich mit Parsh über die Sonnenwende in Yyn.
Als sie in Sichtweite kamen, lächelte Kail breit. »Mein Weib bringt mir Nahrung. Hervorragend.« Er griff in den Korb und nahm sich ein Brötchen. Rena schlug ihm dafür auf die Hand und kassierte einen Wangenkuss. Würde er doch nur nicht so viel Aufhebens um ihre Beziehung machen! Der arme Parsh sah nachdenklich ins Leere. Er hatte schon seit ihren gemeinsamen Kindertagen ein Faible für Rena, und Kails Verhalten zeigte ihm sicherlich überdeutlich, was er nie bekommen würde. In jungen Jahren hatte Rena Kails Klammern noch süß gefunden, nun hatte es etwas Grausames – oder machte ihr Frust sie kritischer als sonst?
Ich hätte nach Kenda einfach nicht zurückkommen sollen
.
»Ich habe Parsh gerade eingeladen, sich uns nächste Woche anzuschließen«, sagte Kail. Dabei legte er Parsh kumpelhaft einen muskulösen Arm um die spitzen Schultern und drückte ihn, bis Parsh vor Schmerz ein wenig blass wurde. »Er war noch nie in Yyn.«
Rena rollte mit den Augen. »Da ist er nicht der Einzige.«
Jacob erschien neben ihr. Kail betrachtete ihn kritisch, verglich den Neuankömmling vermutlich mit sich selbst. Rena, die nichts anderes tat, fand, die beiden Männer konnten nicht unterschiedlicher sein. Der glattrasierte Kail mit seinen schulterlangen dunkelblonden Locken hatte die Stärke eines Arena-Ringers, während der dunklere Jacob zwar größer war, aber gerade genug Muskelkraft für eine Partie Springball mitbrachte.
»Du warst natürlich noch nicht in Yyn.« Kail zwinkerte ihr zu. »Andernfalls hätten wir unsere Hochzeitsnacht schon hinter uns.«
Jacob wirkte ratlos, bis Parsh ihm erklärte, dass sich Paare während der Sonnenwende dem Brauch nach nur eine von Tausenden bei den Ruinen entzündeten Austernkerzen nehmen mussten, um die Privilegien Verheirateter zu erhalten. Dieser »Segen« hielt nur bis zum Morgen, so besagte es die Legende. Rena spürte Jacobs Blick auf sich ruhen, als Parsh mit vorsichtiger Wortwahl
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