Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

Titel: ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Noah Kym
Vom Netzwerk:
Gefangener befreien sollen, kehrten jedoch nicht von dieser Mission zurück. Ihre kleine Rena lebte fortan bei Marja und Topa. Sie begriff, dass auch Topa für den Widerstand arbeitete, aber er hatte Verstand oder Glück genug, nicht gefasst zu werden. Je älter Rena wurde, desto mehr verstand sie, und wann immer Topa fortan sein »Sie waren die tapfersten Bewohner der ganzen Stadt.« verlauten ließ, ergänzte sie mental um ein
Abgesehen von dir
.
    Das reicht jetzt
, dachte sie, löste ihren Haarknoten wieder und versuchte, die wilden Locken mit den Fingern in eine Frisur zu zwingen.
Das ist zwanzig Jahre her. Du erinnerst dich doch gar nicht an sie. Auch die Cardassianer sind längst fort
. Zurück im Schlafzimmer nahm sie die Kleidung, die sie heute tragen würde, von den Haken an der Rückseite der Tür: ein schwarzer Rock (oder eine Hose), schwarze Schuhe, schwarzes oder graues Hemd (oder Pullover, je nach Wetterlage), und den weißen Pullover mit purpurnen Riffeln. Fehlte nur noch die Schürze, und die Verwandlung wäre komplett. »Hallo Bäckersmädchen«, sagte Rena, als sie sich im Spiegel sah. Dann ging sie die Treppe hinab und zu Marja.
    Jedes späte Frühjahr füllte sich das Salzmoor in Myleas Norden mit frischem Meereswasser. Warme Strömungen aus dem Süden trieben es her, und mit ihm die Unmengen kleiner Fische, die wiederum größere Exemplare anlockten. Etwa zur gleichen Zeit, plus minus eine Woche, kam feuchtkühle Luft von den Bergen herunter, vermischte sich mit der warmen Meeresbrise und erschuf einen weißen Nebel, der aufgrund seiner eigentümlichen Dichte auf dem gesamten Planeten bekannt und von Künstlern, Holografen und insbesondere Liebenden geschätzt wurde.
    Bevor sie zur Universität aufgebrochen war, hatte Rena in vielen Geschichten die Bezeichnung »Ausläufer des Nebels« gelesen und stets geglaubt, der jeweilige Autor beschreibe einen von ihm beobachteten Zustand. Nun aber, da sie in der Fremde gewesen war, kannte sie die Wahrheit: Die meisten Schriftsteller wussten nicht, was
echter
Nebel war. In anderen Ortschaften war Nebel etwas Flüchtiges, Substanzloses. In Mylea aber konnte man sich in ihn einwickeln, ihn tragen wie einen Mantel. In Mylea war der Nebel ein Botschafter des Ozeans, der an Land kam, um es daran zu erinnern, wer wirklich das Sagen hatte.
    Liebende, die durch Myleas Nebel schlenderten, verirrten sich nahezu garantiert und landeten in schattigen Gärten und verlassenen Ecken. Die Einsamen und Verlassenen behaupteten, in dem Weiß jene zu erblicken, die sie verloren oder gar nicht selbst gekannt hatten. Nie störten scharfe Winde diesen Dunst, doch sanfte Brisen ließen ihn mit den Armen winken oder durch die Straßen tanzen wie die Wellen des Ozeans. Selbst nach Sonnenaufgang hielt er sich noch, ein leuchtend silbriger Schleier auf den Häusern und Geschäften. Wenn die Jahreszeit und die Stunde stimmte, konnte, wer offen für Wunder war, in Mylea alles finden, was er zu sehen wünschte.
    Auf ihrem Weg zur Bäckerei passierte Rena das runde Fenster an der Treppe und gähnte herzhaft. Draußen wurde der Himmel allmählich grauer. Erste Lichtstrahlen stießen durch die niedrigen Wolken des beginnenden Morgens. Rena hatte genug Frühnebel miterlebt, um zu wissen, dass es ein schöner Tag werden würde. Allerdings würde sie wenig davon mitbekommen, sollte Marja der Sinn nach Bestrafung stehen. »Dann mal los«, flüsterte sie und schob die schwere hölzerne Tür auf, die in die Hauptküche führte.
    Die Tür quietschte, als sie eintrat. Marja, die sich gerade mit glänzendem Pinsel über ein Blech mit Spezialbrot bückte, sah auf, winkte abwesend und widmete sich sofort wieder ihrer Arbeit. Abgesehen von ihrer blassen Haut, den Sommersprossen auf der Nase und, so sagte man, dem Lachen hätten die Schwestern Marja und Lariah nicht unterschiedlicher sein können. Wo Lariah gertenschlank gewesen war, dominierten bei Marja breite Schultern, breiter Busen und ein stattlicher Bizeps. Wo Lariah hübsch gewesen war, überraschte Marja mit dauerroten Wangen und Nase. Das lag an ihrer Überempfindlichkeit gegenüber den Enzymen roher
Prusin
-Samen. Hätte es in ihrer Jugend schon Föderationsmedizin auf Bajor gegeben, hätte diese Schwäche behoben werden können. Marja humpelte stets leicht, ein Andenken an einen Knochenbruch aus Kindertagen, der nie richtig verheilt war. Renas Vater war dunkelhäutig gewesen, und wenngleich sie eher wie ihre Mutter gebaut war, konnten nur

Weitere Kostenlose Bücher