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ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

Titel: ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Noah Kym
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würde. Rena jedoch hatte an diesem Abend wenig Geduld mit ihm.
    Zugegeben: Sie war müde und ihr Urteilsvermögen zweifellos eingeschränkt – aber sie begriff plötzlich, welche Frage ihr schon den ganzen Abend durch den Kopf ging:
Habe ich mich so stark verändert oder er?
Sie war doch nur ein Jahr auf der Universität gewesen. Erklärte das einen so großen Unterschied? Kail arbeitete inzwischen Vollzeit in der Gießerei, aber machte das einen solchen Unterschied? Vielleicht lag es an Topas Tod. Irgendetwas in Rena war seitdem anders und sie kannte sich gut genug, um zu wissen, dass sie sich bereits den ganzen Abend sträubte, es einzusehen.
    Jacob
, flüsterte eine Stimme in ihrem Inneren.
Es hat auch mit Jacob zu tun
.
    Sie befahl der Stimme, zu schweigen und zu gehen.
    Erneut konzentrierte sie sich auf ihr Umfeld, betrachtete ihre Freunde mit neu gewonnener Objektivität. Sie hatte Halar stets als ihre beste Freundin empfunden. Hatte auch sie sich verändert? Halar war so lieb, ehrlich und direkt wie eh und je. Sie arbeitete inzwischen im Laden ihrer Mutter und verbrachte viel Zeit mit der Familie am Schrein, wo sie sich auf ihren Weg zur Prylarin vorbereitete. Nach außen hin schien Halar einen Rhythmus für ihr Leben gefunden zu haben, der Rena noch fehlte.
Und wie finde ich das?
, fragte Rena sich.
Freue ich mich für sie? Beneide ich sie?
So sehr sie ihr die Zufriedenheit gönnte, das musste sie sich gestehen, so eifersüchtig war sie darauf, dass Halar in Mylea ihren Frieden gefunden hatte.
    Rena ließ den Kopf sinken und berührte die kühle, leicht klebrige Tischplatte mit der Stirn. Das Haar fiel ihr über die Ohren.
Was mache ich hier?
, fragte sie sich und wusste, dass mit »hier« die Yvrig-Taverne, Mylea, Bajor und das gesamte Universum gemeint war.
    Du erfüllst die Versprechen, die du Topa gabst
, antwortete die Stimme.
Oder das, was du für Versprechen hältst
.
    Rena wünschte sich, die ortsansässige Band, die gerade die neuesten Techno-Hits von Betazed coverte, würde laut genug spielen, um ihre Gedanken zu übertönen.
    Ob sie sich noch etwas bestellen sollte, irgendwas Alkoholfreies, das den Durst stillte? Aber dafür musste sie den Kellner herrufen – angesichts von Kails Zustand keine besonders gute Idee. Kails Tiraden hatten inzwischen seine Freunde und Feinde (er besaß von beidem weniger, als er glaubte), seine Eltern (eigentlich echt liebenswerte Leute) und seine Vorgesetzten hinter sich gelassen und drehten sich nun um Fremde. Insbesondere Nichtbajoranern galt sein verbaler Zorn. Die Studenten und jungen Vagabunden, die die Taverne bevölkerten, standen zwar ganz oben auf seiner Liste, langweilten ihn aber schnell, deshalb ließ er sich nun über den Kellner aus, einen Menschen. Einst hatte er in die Provinz Rakantha gewollt, seinen Zwischenstopp Mylea aber nie wieder verlassen. Er gehörte zu Renas Kunden in der Bäckerei, mochte alles Süße und bedankte sich nach jedem Einkauf mit einem breiten Grinsen. Er verdiente es nicht, von Kail beleidigt zu werden.
    Kail benahm sich schlimmer als früher, oder? Rena sah ihn zwar mit einigem Abstand, doch sie wusste, dass sie sich auch früher nie in jemanden verliebt hätte, der so rücksichtslos austeilte.
    Irgendwie schien schon damals niemand begriffen zu haben, wie aufregend die Zeiten waren. Bajor hatte kurz vor dem Föderationsbeitritt gestanden. Ihre Generation sollte die erste werden, die die Pflichten und Segnungen wahrer galaktischer Bürger genießen würde. Und worüber hatten ihre Altersgenossen gesprochen? Über die Lieferzeiten der topmodernen Replikatoren, die ihre Eltern bestellt hatten. Über die Bestelloptionen der angesagtesten Holo-Romane. Vor allem die Schmarotzer hatten Rena gestört – die, die sich ihre Bürgerrechte mit geringstmöglichem Arbeitsaufwand zu verdienen hofften. Verstanden sie denn nicht, was man ihnen anbot? Bajor war nun wirklich keine vom Rest der Galaxis abgetrennte Provinzwelt, aber Föderationsbürger zu sein, bedeutete so viel mehr, als immer über die aktuelle Erdenmode informiert zu sein. Man war es, weil man Leuten wie Topa, die mit genetischen Schwächen und Leiden geboren wurden, Hoffnung schenken wollte. Weil es Föderationsmedizin gab und Welten voller Wissen, die zu besuchen für jemanden wie Rena sonst nur ein frommer Wunsch wäre. Weil man den anderen Mitgliedsplaneten Bajors beste Seite zeigen wollte, seine Kunst, Literatur, Musik, Architektur, Philosophie, Geschichte und

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