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ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

Titel: ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Noah Kym
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erzählte er eine Anekdote nach der anderen aus seiner Kindheit als Sohn des Abgesandten. Selbst als sie das Tor des Hafenrings durchschritten, redete er noch.
    Rena empfand Mitgefühl für ihn. Zwar konnte sie keinen Verwandten vom Rang des Abgesandten aufweisen, doch wusste auch sie, wie es war, im Schatten einer bekannten Familie zu leben. In Mylea verstrich kaum ein Tag, an dem sie nicht jemand anhand ihrer Familie beurteilte, sie mit ihrem Großvater oder ihren heroischen Eltern verglich. »Sie hat vielleicht Jirams Farbe, aber abgesehen davon ist sie Lariah wie aus dem Gesicht geschnitten.« Oder: »Auf Topa war Verlass. Man konnte stets auf ihn zählen, aber diese Rena ist ständig auf dem Sprung …«
    Vielleicht entsprang die Rastlosigkeit, die sie bereits ihr ganzes Leben lang umtrieb, dem unterbewussten Bedürfnis, als sie selbst anerkannt zu werden – nicht als »Tochter von« oder »Enkelin von«. Nun, da sie Jacob zuhörte, war ihr, als beschriebe er mit seinen Worten ihre ureigensten Gedanken und Gefühle: den Stolz über die Leistungen und den Status ihrer Familie und die Zweifel, dem Beispiel der Alten entsprechen zu können. Rena spürte, dass sie in Jacob eine verwandte Seele gefunden hatte, und schon bald gingen sie Schulter an Schulter nebeneinander her. Was eben noch zwischen ihnen an Spannungen existiert hatte, verschwand im myleanischen Nebel, der vom Meer aufstieg.
    Ihr Weg führte sie am wettergegerbten Tempelring vorbei, einem über hundert Meter langen Wall. Inseln aus blassem Laternenschein erhellten die Nacht. Hin und wieder schoss ein Fischerboot vorbei, voll mit Männern, die sich auf den Morgen vorbereiteten. In wenigen Stunden würden die dunklen Schaufenster der Geschäfte wieder voller Farbe und Licht sein und der erste Fang des Tages in Becken schwimmen oder schon gesäubert, filetiert oder in Steaks aufgeschnitten auf Kundschaft warten. Rena spürte das Bier noch und glaubte, in der Luft den Geruch der spätblühenden Bäume wahrzunehmen, die die Straße säumten. Pärchen schlenderten vorbei, Arm in Arm oder Hand in Hand. Im vergangenen Jahr, bevor sie zur Universität aufgebrochen war, hatte sie sich bei diesem Anblick gefühlt, als sei sie Teil eines exklusiven Clubs jener Glücklichen, die jemand Besonderen hatten finden können. In dieser Nacht kam sie sich beim Gedanken an die Liebe jedoch vor wie ein Boot, dessen Vertäuung gekappt worden war.
    Kurz vor der Station des Hafenmeisters bogen sie ab und gingen die gepflasterte Mondblumenstraße hinauf, vorbei an weiteren Läden und Wohnhäusern.
    »Was ist heute eigentlich passiert – mit Kail, meine ich? Du warst doch so entschlossen, es durchzuziehen.«
    Ah, jetzt bin ich mit antworten dran
, dachte sie. »In unserer Beziehung kriselte es schon eine ganze Weile. Als ich von der Uni heimkam …«
    »War alles anders«, beendete Jacob den Satz für sie. »Das Gefühl kenne ich. Mir ging’s ähnlich, als ich aus dem Gamma-Quadranten zurückkehrte.«
    Das war neu, und Rena ließ eine ganze Salve an Fragen los: »Du warst im Gamma-Quadranten? Echt? Wie lange? Wie war es da?«
    Jacob lachte. »In der Reihenfolge? Ja, echt. Ein paar Monate. Und, hmm, es war spannend, erschreckend, informativ, anstrengend. Kurz gesagt, genau wie hier, nur intensiver.«
    »Nicht ganz wie hier«, sagte Rena. »All diese Adjektive beschreiben doch das genaue Gegenteil des verträumten, ländlichen Myleas.«
    »Das sehe ich anders«, widersprach Jacob. »Und ich wette, du auch.«
    »Ich bin nur noch hier«, seufzte sie, »weil ich es muss.«
    Jacob schüttelte den Kopf. »Versprechen hin oder her – du hättest nach Topas Beerdigung überallhin gehen können, warst höchstens noch deinem eigenen Ehrgefühl verpflichtet. Aber du bist hiergeblieben. Warum?«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir das beantworten möchte, Jacob Sisko.«
    »Entschuldige«, sagte er. »Ich wollte nicht neugierig wirken. Vielleicht hätte ich bei der Frage bleiben sollen, die ich dir wirklich stellen wollte.«
    Der Anflug eines Lächelns schlich sich auf ihre Züge. »Die da war?«
    »Wie bist du nur an diesen Kail geraten?«
    Rena lachte, und ihr gebrochenes Herz lachte mit. »Er sah gut aus. Er mochte mich. Und … er war nicht immer so ein Narr. Während ich fort war, ist etwas mit ihm geschehen. Es machte ihn bitter.«
    »Oder etwas geschah mit dir«, entgegnete Jacob.
    Ein Achselzucken schien die einzig angemessene Erwiderung zu sein. »Möglich. Wer weiß das

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