ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
tut mir leid!«, rief er ihr nach.
Sie hielt inne und drehte sich auf dem Absatz um. »Dir? Leid? Du hast ihn doch gesehen, sein rüpelhaftes, bigottes Verhalten miterlebt. Ja, das war der Mann, den ich mal geliebt habe. Der, mit dem ich bereit war, mein Leben zu teilen. Im Vergleich zu ihm wirkst du wirklich wie ein ritterlicher Gentleman. Falls du dich also im Glanz deiner Überlegenheit sonnen willst, meinen Segen hast du.«
»Es tut mir leid, weil ich weiß, wie viel es dir bedeutet, dein Versprechen gegenüber Topa zu ehren.«
Sie ließ die Schultern sacken. »Mir ist, als könnte ich nichts zu Ende bringen. Zuerst verliere ich den Skizzenblock mit den Zeichnungen seines Gedenksteins in diesem elenden Sturm. Ich hab meinen Entwurf noch immer nicht nachgezeichnet, und alle Neuen, die mir einfallen, taugen nichts. Dann verstoße ich auch noch den Mann, den ich nach Topas Wunsch heiraten soll. Ich bin eine Totalversagerin.«
»Rena«, sagte er sanft. »Das bist du nicht.« Er trat zu ihr, nahm eine Strähne ihres Haares, die ihrem Haarband entkommen war, zwischen die Finger, und strich sie ihr mit leisem Lächeln aus dem Gesicht. Einen Moment lang sahen sie sich einfach nur in die Augen.
Dieses Mal wusste sie den hypnotischen Effekt nicht zu entschuldigen, den er auf sie hatte. Sie konnte nicht anders, als ihm nachzugeben, legte den Kopf schräg und hob das Gesicht. Jacob küsste sie.
Ein weiteres ohrenbetäubendes Quietschen verriet, dass weitere Personen die Taverne verließen. Drei unidentifizierbare Silhouetten stolperten aus der Tür, lachten fröhlich und näherten sich ihnen.
Jacob und Rena ließen voneinander ab.
»Verschwinden wir von hier«, sagte Jacob und griff nach ihrer Hand.
Sie entzog sie ihm. Was, wenn Halar sie mit ihm sah? Wenn Parsh zurückkam? Bei den Propheten – was wäre, wenn
Kail
wiederkam? »Ich sollte besser nicht mit dir gehen. Nicht so.«
»Weshalb?«
»Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Ich kann … Ich werde nicht zulassen, dass es mir noch einmal so geht wie in den vergangenen Tagen …« Sie brach ab.
Jacob atmete tief durch und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Dann bringe ich dich nach Hause. Nicht mehr als das. Marja würde nicht wollen, dass du um diese Uhrzeit allein unterwegs bist.«
Sie schüttelte ihn ab und sah ihn an. »Also gut«, sagte sie dann. »Gehen wir.«
Sie beeilten sich, die Taverne hinter sich zu lassen, um wieder allein zu sein. Als Rena sicher war, dass sie niemand mehr hören konnte, stellte sie die Frage, die sie schon seit jenem Tag auf dem Boot quälte: »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du der Sohn des Abgesandten bist?«
Jacob zögerte, atmete tief ein. »Hat dich jemals wer gebeten, einen Besen zu segnen?«, fragte er ernst.
Rena musste die Hand zum Mund führen, um ihr Lachen zu bremsen. »Kann ich nicht behaupten.«
Nicht die Antwort, die ich erwartet hatte
.
»An dem Tag, als ich das Haus meines Vaters verließ, folgte ich einer Reihe Seitenstraßen, die an den Nachbarhöfen vorbeiführten, bis zur Flussstraße. Ein Bauer, der unterwegs zum Markt in Sepawa war, bot mir an, in seinem Schwebekarren mitzufahren. Er nannte mir seinen Namen, ich ihm meinen. Meinen vollen Namen. Dann fragte er, ob ich seinen Besen segnen würde.«
»Aber du hast doch keinen besonderen Draht zu den Propheten.« Sie hielt inne. »Oder?«
»In dem Fall greift das Sprichwort ‚Wie der Vater, so der Sohn‘ definitiv nicht. Aber sag das mal diesem Bauern. Wie es schien, hatte seine Frau Schwierigkeiten, den Staub aus dem Haus zu vertreiben, und daher dachte er, sein Besen würde besser kehren, wenn ich ein gutes Wort für ihn einlege.«
»Verstehe«, sagte sie kichernd. »Tut mir leid, es ist nur …«
»So lächerlich, ich weiß. Ich hätte ja selbst gelacht, hätte der Kerl es nicht derart ernst gemeint. Als wir die Fähre bei Shalunstal erreichten, bläute er dem Eigentümer ein, welch große Ehre es für ihn sei, den Sohn des Abgesandten über den Fluss zu fahren. Prompt wurde auch daraus eine riesige Sache.« Jacob schüttelte den Kopf. »Mein Freund Nog würde jetzt fragen, welchen Nutzen ein Name habe, den man nicht zu Geld machen will. Aber das ist einfach nicht mein Stil. Ich brauchte Tage, bis ich diesen ganzen ‚Sohn des Abgesandten‘-Quatsch hinter mir lassen konnte. Seitdem vergesse ich den ‚Sisko‘, wenn ich mich vorstelle, und gebe stets die Langfassung meines Vornamens an.« Während sie den Pfad entlang schritten,
Weitere Kostenlose Bücher