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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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glauben. Dieser Mann hatte nicht nur unglaubliche Augen, sondern auch sehr sinnliche Lippen.
    »Einige behaupten sogar, er habe den König behext, ihm Castle Leger zu übergeben, wodurch die Mortmains zu unseren Todfeinden wurden. Ganz Cornwall muss erleichtert aufgeatmet haben, als von Prospero nur noch ein Häufchen Asche übrig war.«
    »Hat ihn denn niemand beweint?«
    »Nein, er starb allein.«
    Madeline betrachtete das Porträt mit mitfühlenden Augen, bis ihr einfiel, dass der Mann an ihrer Seite viel mehr ihrer Anteilnahme bedurfte.
    Anatole stand schon so lange unter dem Bann der Familientradition, dass er sich in den Wahn hineingesteigert hatte, das verderbte Blut eines Zauberers in sich zu tragen und wie dieser über verfluchte Gaben zu verfügen. Sie legte ihm eine Hand auf die Brust und war fest entschlossen, mit ihm ganz ruhig und vernünftig über alles zu reden.
    »Mylord, diese Geschichten um Prospero hören sich ja ziemlich interessant und auch ein wenig gruselig an, aber bedenkt doch: Wenn Prospero allein und unbeweint gestorben sein soll, wie wollt Ihr dann in direkter Linie von ihm abstammen?«
    Anatole seufzte. »Madeline, wenn Ihr versuchen wollt, einen Sinn in meine Familiengeschichte zu bringen, dann sind wir morgen früh noch nicht damit fertig. Und ich will Euch auch noch die anderen Vorfahren zeigen.«
    »Noch mehr Prosperos?«
    Zur Antwort nahm er sie an die Hand und führte sie zur gegenüberliegenden Wand.
    Hier hingen weitere Gemälde, schienen wie Grabsteine in einer mondbeschienenen Nacht aus dem Gemäuer zu ragen. Männer und Frauen in allen Trachten der vergangenen Jahrhunderte, manche auf einem richtigen Gemälde, andere nur in einer Miniatur dargestellt. Keiner von ihnen wirkte so verstörend wie Prospero, aber allen sah man an, dass sie zu den St. Legers gehörten. Madelines Blick blieb an der Darstellung einer jungen Schönen mit pechschwarzem Haar und angetan mit einem Reifrock hängen.
    »Das ist Deidre St. Leger«, erklärte er ihr. »Diejenige, von der nur das Herz in der Kirche beigesetzt wurde. Ein Mortmain hat sie ermordet, als sie gerade erst siebzehn war. Wenn sie länger gelebt hätte, wer weiß, welche Hexenkräfte noch bei ihr zu Tage getreten wären.«
    »Anatole, selbst der ignoranteste Trottel der Welt würde einem so lieben, unschuldigen Mädchen nicht solche Dinge unterstellen!«
    »Nun, Deidre vermochte Blumen zum Gedeihen und Blühen zu bringen.«
    »Darauf versteht sich meine Base Harriet auch. Aber deswegen schimpft sie niemand Hexe.«
    »Was immer meine Ahnin anpflanzte, erblühte über Nacht.« Unmöglich, wollte Madeline widersprechen, aber Anatole zog sie schon zum nächsten Bild.
    »Das ist ihr älterer Bruder, Drake St. Leger. Er war ein Dieb.«
    »Ich hatte selbst einen Großonkel, der als Taschendieb verhaftet wurde.«
    »Drake hat Menschen gestohlen. Als er bei einer der Schlachten gegen Cromwell schwer verwundet wurde, hat er sich einfach den Körper eines anderen genommen.« Und so weiter und so fort. Unzählige St. Legers. Der eine war angeblich Zauberer, der nächste Hellseher, der dritte Wünschelrutengänger. Auch ein Medium, ein Exorzist und Gott weiß, was sonst noch, fanden sich darunter. Anatole erzählte ihr eine bizarre Geschichte nach der anderen. Während er völlig überzeugt von all dem wirkte, schwirrte ihr bald der Kopf, und ihre Vernunft schien auf wankendem Grund zu stehen.
    Der Burgherr erregte sich immer mehr, und alles Gift, das so lange in ihm gesteckt hatte, musste aus ihm heraus. Am Ende standen sie vor Lyndon, seinem Vater, einem vergleichsweise harmlosen St. Leger, der sich lediglich darauf verstanden hatte, verlorene Gegenstände aufzuspüren und das Eintreffen von Briefen vorherzusagen. Als Anatole alles berichtet hatte, wagte er kaum, seine Braut anzusehen, weil er sich so sehr vor ihrer Reaktion fürchtete.
    Madeline aber stand nur da und betrachtete mit gerunzelter Stirn die Porträts. Das Schweigen sah ihr gar nicht ähnlich. Mit allem hätte er gerechnet - Tränen, bittere Anschuldigungen -, und damit wäre er wohl auch irgendwie zurechtgekommen. Aber nicht mit diesem Schweigen. »Nun, habt Ihr nichts zu sagen?«, fragte er schließlich. »Was sollte es denn dazu zu sagen geben, Mylord?«
    »Nun, bislang hattet Ihr noch nie Schwierigkeiten damit, irgendetwas anzumerken oder zu widersprechen. Und wo bleibt die offensichtlichste aller Fragen?« Als sie ihn ansah, fuhr er fort, da er jetzt nichts mehr zurückhalten

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