St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
besonders einfach zu machen.
Er stellte sich ans Regal und reihte die Bücher wieder ein, um nicht länger in das spöttische Gesicht seines Verwandten blicken zu müssen.
»Meine Lage hat sich zum Schlechteren gewendet. Zwischen meiner Frau und mir läuft es überhaupt nicht gut.«
»Das kann mich nicht überraschen, wenn Ihr durch die Burg stampft und Radau macht, statt Eurer Lady das Bett zu wärmen.«
Anatole lief rot an. »Genau das ist ja mein Problem. Ihr wisst doch, was sich eigentlich zwischen mir und meiner Madeline im Bett tun sollte.«
»Ich erinnere mich dunkel.«
»Nun, da ist nichts, kein Feuer, keine Leidenschaft. Die Art von Liebe eben, die zwischen einem St. Leger und seiner auserwählten Frau entstehen soll.«
»Ach ja, die alten Traditionen.«
»Irgendetwas ist zwischen mir und meiner Frau ganz furchtbar schief gegangen, und, zum Henker, ich weiß nicht, was ich dagegen unternehmen kann.«
»Vielleicht hättet Ihr die Warnung des Kristalls mehr beherzigen sollen. Hütet Euch vor der Feuerfrau.«
»Als wenn ich je eine Wahl gehabt hätte ... ehrlich gesagt, ich glaube fast, dass Ihr an dem ganzen Desaster nicht ganz unschuldig seid.«
»Oho, hört, hört! Was bringt Euch auf diesen wunderlichen Einfall?«
»Ach, wie gern Ihr mich doch quält! Ihr wart es doch, der die Liste fälschte, auf der ich dem Brautsucher darlegte, was für eine Frau ich wünschte. Vielleicht habt Ihr ja auch Fitzleger ein wenig die Sinne getrübt, damit er mir die Frau beschaffe, die so gar nicht meinen Vorstellungen entsprach.«
»Nein, mein Junge, es bedarf einer weit größeren Magie als der meinen, um einem Menschen wie Fitzleger Herz und Verstand zu verwirren. Aber wenn Ihr so sehr davon überzeugt seid, dass Eure Vermählung ein Fehler war, so könnte ich meine schwarze Magie einsetzen, um sie aus Eurem Leben verschwinden zu lassen.«
»Nein!«, rief Anatole entsetzt, sprang Prospero an und bekam nur leere Luft zu fassen.
Der Zauberer tauchte neben ihm wieder auf und lächelte. »Anscheinend seid Ihr nicht sehr davon überzeugt, die Falsche gefreit zu haben.«
»Das tut jetzt nichts zur Sache.« Anatole zögerte, dann platzte es aus ihm heraus: »Ich will Euren Zauberspruch!«
»Und welchen?«
»Ihr wisst schon. Denjenigen, welchen Ihr bei Euren Frauen eingesetzt habt. Nach dem sie Euch mehr als alles andere begehrten und sich bis zur Hoffnungslosigkeit in Euch verliebten.«
»Ach, den.«
»Bitte«, fügte Anatole hinzu.
Prospero betrachtete ihn eine Weile. Der Burgherr schwankte zwischen Beben und Bangen, und gerade als er glaubte, sein Ahn würde den Wunsch ablehnen, zu ckte der Zauberer die Achseln.
»Meinetwegen. Ich schreibe ihn Euch auf. Legt Feder, Tinte und Pergament auf dem Tisch dort drüben bereit.« Anatole beeilte sich. »Aber verfasst ihn in Englisch. Auf eine andere Sprache verstehe ich mich nämlich nicht.«
»Dessen bin ich mir bewusst«, murmelte Prospero und verdrehte die Augen. Dann schwebte er zum Sekretär und ließ sich daran nieder.
Anatole trat hinzu und spähte ihm über die Schulter, bis der Zauberer sich umdrehte.
»Würde es Euch etwas ausmachen? Ich kann mich nur schlecht konzentrieren, wenn mir jemand beständig in den Nacken pustet. Dies ist nämlich ein höchst komplizierter Zauber. Wenn ich einen Fehler begehe, verkehrt er sich auf furchtbare Weise in sein Gegenteil.«
»Ist er gefährlich?«
»Ja, es ist stets mit Risiken verbunden, das Herz einer Frau erobern zu wollen.«
Ja, so konnte man es auch ausdrücken, dachte Anatole und sah in Gedanken Madelines liebes Gesicht. Erste Schuldgefühle überkamen ihn, als er daran dachte, was hier geschah. Er würde sie ihres Willens berauben und sie dazu zwingen, ihn so zu lieben wie er sie. Als Prospero Sand über die frische Tinte streute, rang Anatole immer noch mit sich. Der Zauberer schüttelte das Blatt aus, rollte es zusammen und reichte es ihm. Anatole rollte es gleich wieder auf und entdeckte nur einen Satz.
»Das ist aber ein kurzer Zauberspruch.«
»Und dennoch besitzt er die größte Macht.«
»Wie muss ich ihn anwenden? Wann muss ich ihn sprechen?«
»Vielleicht solltet Ihr ihn erst einmal lesen.« Anatole trat ins Licht der Fackel. Prosperos Schrift war fast nicht zu entziffern. Er beugte sich weiter darüber. »Liebt sie einfach.«
Der Burgherr starrte verständnislos auf die Zeile. »Was soll das denn für ein Zauberspruch sein?«, fragte er schließlich und drehte sich um. Doch sein Ahnherr
Weitere Kostenlose Bücher