St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
lieben.
»Verdammter Prospero«, murmelte er. »Ich weiß nicht, wie ich das anfangen soll.«
Warum fangt Ihr Klotzkopf nicht einfach damit an, ihr zu sagen, was Ihr für sie empfindet?
Hatte der Zauberer gesprochen? Anatole warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter. Die Macht des Gespensts hatte nie über die Burgmauern hinausgereicht.
Wie sollte er Madeline denn so etwas gestehen? Lieber würde er einer ganzen Armee von blutdurstigen Mortmains entgegentreten.
Seine Finger glitten wie von selbst an die Narbe. Er erinnerte sich zu gut an das letzte Mal, als er seine Gefühle hatte erklären wollen. Feigling!
Anatole wirbelte herum. Diesmal hatte er die Stimme ganz deutlich gehört. Aber stammten die Worte wirklich von seinem Urahn oder aus seinem eigenen Innern? Er verließ sein Versteck und lief den Gartenpfad hinauf. Sein Blick fiel auf die Gänseblümchen am Wegrand, die seine Braut so sehr liebte.
Unter Protesten seines Körpers bückte er sich und fing an, diese Blumen zu pflücken. Seine Hände zitterten, doch er ertrug alles, weil er sich nicht erinnern konnte, wann er einer Lady zum letzten Mal Blumen geschenkt hatte. Danach schlüpfte er ins Haus und gelangte in den Speisesaal. Niemand hielt sich hier auf. Anatole erschrak, als er sein Spiegelbild in dem Glas über dem offenen Kamin entdeckte.
Er sah aus wie eines dieser Wesen, mit denen die Frauen im Dorf ihre unartigen Kinder zu erschrecken pflegten. Während der Burgherr noch versuchte, wenigstens mit den Fingern das Haar zu glätten, betrat Bess Kennack den Raum.
Sie trug ein Tablett und wollte wohl das nicht angerührte Frühstück abräumen. Doch beim Anblick Anatoles fuhr sie derart zusammen, dass sie beinahe die silberne Platte hätte fallen lassen.
»Guten Morgen, Sir«, riss sie sich zusammen. Der Burgherr fragte nur: »Wo ist die Mistress?«
»Im vorderen Salon. Wir haben einen Besucher.«
»Verdammter Fitzleger!«, schimpfte Anatole und schlug mit der flachen Hand auf den Kaminsims. »Er hat sich ja mal wieder den bestmöglichen Zeitpunkt ausgesucht.«
»Nein, Mylord«, informierte das Mädchen ihn, »nicht Fitzleger, sondern der französische Gentleman, der gestern zum Dinner hier war.«
Rochencoeur? Romans kleine Kröte? »Was, zum Teufel, will der denn hier?«
»Ich glaube, er erledigt eine Mission im Namen Eures Vetters, Mylord.«
»Was für eine Mission?«
»Na ja, Mr. Roman St. Leger hat der Mistress das schönste Rosenbouquet geschickt, welches ich je gesehen habe.« Damit warf sie einen verächtlichen Blick auf das Sträußchen Gänseblümchen in Anatoles Hand. »Ihr könnt jetzt wieder Euren Pflichten nachgehen«, sagte der Burgherr und zerdrückte das, was er in der Rechten hielt.
Als das Mädchen den Raum verließ, warf sie ihm noch ein derart gehässiges Lächeln zu, dass es ihm einen Stich versetzte.
Madeline stellte die Blumen in eine Kristallvase und stach sich in den Finger. Kein Wunder, dachte sie, dass Roman ihr ausgerechnet Rosen geschickt hatte. Diese Pflanzen waren genau wie er: wunderschön, aber tückisch. In dem Begleitschreiben drückte der Cousin sein tiefes Bedauern über den unglückseligen Ausgang der Gesellschaft aus. Madeline erinnerte sich an Anatoles Verbot und wusste nicht, ob es falsch von ihr gewesen war, Bouquet und Entschuldigung zu akzeptieren.
Doch der kluge Roman war ja nicht selbst erschienen, sondern hatte Yves als seinen Unterhändler geschickt.
Monsieur Rochencoeur schien sich nicht allzu wohl dabei zu fühlen, nach Castle Leger zurückgekehrt zu sein. Madeline brachte es daher nicht fertig, ihm mitsamt den Blumen die Tür zu weisen. Wenn Yves wieder fort war, konnte sie sich immer noch des Straußes entledigen. Während sie mit den Rosen beschäftigt war, lief der Franzose unruhig auf und ab. Gepudert, bemalt und mit Parfüm übergössen, schien er mehr nach Versailles als auf eine Burg im Hinterland von Cornwall zu gehören. Die St.-Leger-Männer hätten bestimmt über die weibische Erscheinung Rochencoeurs gespottet, doch seine Eleganz brachte Madeline zu Bewusstsein, wie sie mit der Arbeitshaube und dem grauen Kleid wirken musste. »Bitte, Monsieur, nehmt doch Platz und erlaubt mir, Euch eine Erfrischung zu reichen.«
»Oh, non, Madame, das ist sehr freundlich von Euch, aber ich will Euch nicht aufhalten. Sicher habt Ihr dringendere Dinge zu erledigen. Und auch wird Euer Gemahl« - Yves' rauchige Stimme stockte, und er warf einen unruhigen Blick zur Tür - »nach Euch
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